Sicher haben Sie auch schon die Diskussion um Klarnamenpflicht im Internet verfolgt – die Wellen schlagen hoch, wenn Befürworter von Klarnamen auf Anonymitätsfans treffen. „Wer nichts zu verbergen hat, kann auch mit seinem ‚echten‘ Namen posten!, heißt es dann. Ist es wirklich so simpel? Nein.
Eines gleich vorweg: Es geht nicht darum, justiziable Inhalte unter dem Deckmantel eines Fantasienamens zu verbreiten und so für Unfrieden zu sorgen. Und ja, sicher gibt es in Deutschland die vielzitierte Meinungsfreiheit. Trotzdem geht es mir viel mehr darum, dass nicht jede Meinungsäußerung und persönlicher Kommentar im Geschäftsleben immer mit einer konkreten Person verbunden sein darf, denn: Dann werden die Äußerungen häufig wachsweich, niemand will Nestbeschmutzer sein, indem er etwas Negatives äußert. Deswegen sind Anonymität und Quellenschutz immens wichtige Instrumente in der Berichterstattung. Zum Beispiel bekommen wir sehr aussagekräftige Meinungen zu einem Thema, wenn wir in einer Umfrage Anonymität zusichern. Auch die anstehende Konjunkturumfrage des Verbands Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF) braucht Anonymität, kein Fachbetrieb will seine Betriebszahlen und Preisgestaltung auf einem Schild für alle sichtbar vor sich hertragen. Informationen von Insidern, die mögliche Missstände aufdecken, müssen sorgfältig geprüft und sensibel behandelt werden. Ebenso gibt es manchmal Zuschriften auf Branchentickermeldungen, die aus gutem Grund nicht personalisiert sind – die Einsender verlassen sich dann auf uns, und dieses Vertrauen muss mit seriösem Quellenschutz belohnt werden. Daher wünsche ich mir sehr, dass anonyme Kommentare weiterhin erlaubt bleiben.
Ihnen wünsche ich eine gute Woche
thomas.reuter@cci-dialog.de
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