Nachbarländer hängen Deutschland bei Wärmepumpen ab

(Abb. © Stiebel Eltron/BMWK)
Wärmepumpenabsatz pro 1.000 Haushalte in Europa – Deutschland liegt deutlich zurück. (Abb. © Stiebel Eltron/BMWK)

Beim Wettlauf um klimafreundliches Heizen in Europa wird Deutschland, so die Stiebel Eltron GmbH, Holzminden, von seinen Nachbarn abgehängt. Der Heiz- und Klimatechnikhersteller stützt sich bei dieser Aussage auf eine Statistik der European Heat Pump Association (EHPA, europäischer Wärmepumpenverband), Brüssel. Vor allem bei Bestandsbauten gebe es großen Nachholbedarf.

Die EHPA-Statistik zeigt, dass Deutschland bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte mit nur 6,7 Geräten auf dem drittletzten Platz liegt. In Finnland haben 2022 hingegen 69, in Norwegen rund 60 und in Schweden 39 von 1.000 Haushalten eine Wärmepumpe eingebaut. Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron, vermutet, woran das liegen könnte: „In den skandinavischen Ländern unterstützt die Politik den Einsatz erneuerbarer Heiztechnik seit Jahren konsequent. Das günstige Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor, der die Wärmepumpenheizungen für die Verbraucher attraktiv macht.“ In Deutschland boome laut Schiefelbein zwar der Gesamtmarkt für Heizungen – von Januar bis September entschieden sich mehr als eine Million Haushalte für eine Modernisierung – der Einbau von Wärmepumpen hinke aber im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Im letzten Jahr installierten bis September 625.000 Haushalte ein gasbasiertes Gerät – ein Plus von 38 % zum Vorjahr. „Eine fatale Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese fossilen Wärmeerzeuger nun voraussichtlich die nächsten 15 bis 25 Jahre in Betrieb sind – nicht nur für die deutschen Klimaziele, sondern auch für die Endverbraucher, die künftig mit hohen Gaspreisen rechnen müssen“, prognostiziert Schiefelbein. In Bezug auf Wärmepumpen seien die Förderanträge der Hauseigentümer seit Monaten rückläufig und in den ersten acht Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 70 % eingebrochen.
„Der Heizungsmarkt in Deutschland dürfte sich insgesamt im kommenden Jahr normalisieren“, sagt Schiefelbein. „Der Wärmepumpenmarkt wird bei dieser Entwicklung 2024 im Vergleich zu diesem Jahr ungefähr um ein Drittel schrumpfen, so unsere Prognose. Hinweise darauf sehen wir heute schon bei den Handwerkern, bei denen der enorme Auftragsbestand von fast einem Jahr auf zwei bis drei Monate gesunken ist.“ Für das Ziel, die Wärmewende in den Gebäuden des Landes bis zum Jahr 2045 zu vollziehen, brauche es seines Erachtens mehr Tempo. Im Neubau sei die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, in den Bestandsbauten bleibe der Nachholbedarf jedoch riesig: Von den 21,6 Mio. Wärmeerzeugern in Deutschland werden nach Schätzung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), Köln, noch mehr als 14 Mio. mit Gas und gut 5 Mio. mit Öl betrieben.

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2 Kommentare zu “Nachbarländer hängen Deutschland bei Wärmepumpen ab

  1. Wie schon Herr Tienes erwähnt hat, kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, den ich fast jeden Tag erlebe. Die Heizung gehört in den Keller, also unsichtbar. Unser Land ist für Klima mit Wärmepumpe etc. noch nicht bereit. Und wenn sie sich einmal entschlossen haben zur einer Wärmepumpe, ringt die Politik den errungenen Fortschritt wieder nieder. So wird bei uns Wärmepumpen gefördert. Außerdem haben unsere Nachbarländer auch nicht die hohen Ansprüche an Datenschutz etc. Das erleichtert natürlich auch einiges. Der Strom kommt nicht von Nord/Ost-See, natürlich aus Atomstrom(Wasserkraftwerken-Gasturbinen) weil der kostengünstiger ist. Nur der Deutsche glaubt an seiner Braun- und Steinkohle. Für teures Geld und lässt lieber für einen gewissen Startraum den die Wärmepumpe benötigt die Atomkraftwerke abschalten;…. Weil der Strom aus dem Atomkraftwerk ja billiger ist und auch zur Verfügung steht. So tickt halt Deutschland, aber die Nachbarländer ticken anders.
    Mit weihnachtlichen Grüßen
    Olaf Mayer(SV)

  2. Interessant wäre ein Hinweis, wo der Strom herkommt, wie der Strom erzeugt wird und wie sich parallel die Infrastruktur zur Stromversorgung entwickelt. Wieviele WP-Anlagen müssen noch einen Spitzenlastkessel haben? Wie integrieren sich die WP-Anlagen in das Umfeld und wie belastend ist es für das Umfeld, wenn z.B. Wärme aus dem Erdreich entnommen wird. (Vereisung des Bodens).

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