Reven hat die Nase voll von Verbandsarbeit

Hält klassische Verbandszugehörigkeit und -arbeit für überholt und beendet diese: Reven-Geschäftsführer Sven Rentschler (Abb. © Reven)

Die Reven GmbH, Sersheim, tritt aus sämtlichen Industrieverbänden aus. Der Hersteller von Produkten zur industriellen Luftreinhaltung will damit ein Zeichen gegen Lobbymacht und für den Klimaschutz setzen.

„Wir als kleiner Mittelständler, der in sehr speziellen Nischen der industriellen Luftreinhaltung und des Klimaschutzes aktiv ist, hinterfragten schon oft die Sinnhaftigkeit unserer Mitgliedschaften in verschiedenen Industrieverbänden“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website und verschiedenen Social-Media-Plattformen. Viel zu oft habe man miterleben müssen, dass es in solchen Verbänden nicht um das große Ganze ginge, sondern Egoismus und eigene Interessen sowie kurzfristige Geschäfte und Umsätze in den Vordergrund der Verbandsaktivitäten gerückt würden. Da sich diese Problematik in Verbindung mit der Klimakrise und dem Klimaschutz eher verschärfe, als dass sich diese zum Besseren entwickele, habe das Unternehmen beschlossen, sämtliche Verbandsmitgliedschaften zu kündigen.
Wie Reven-Geschäftsführer Sven Rentschler auf Nachfrage von cci Branchenticker erklärt, sind davon die teils mehr als ein Jahrzehnt bestehenden Mitgliedschaften im Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA), im Verband der Fachplaner für Großküchen (VdF) und im Bundesverband des deutschen Mittelstandes (BVMW) betroffen. Rentschler: „Wir haben unsere Mitgliedschaften mittlerweile gekündigt und verlassen diese Verbände mit sofortiger Wirkung.“

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8 Kommentare zu “Reven hat die Nase voll von Verbandsarbeit

  1. Sehr geehrter Herr Rentschler,
    den Beitrag im Branchenticker und Ihr Statement habe ich mit Interesse – und auch ein wenig Bedauern – gelesen.
    Natürlich kann man über die Verbandsarbeit unterschiedlicher Meinung sein. Aber: Es geht dabei nicht nur um die Interessen des Einzelnen, sondern immer um das große Ganze. Gerade in der heutigen Zeit und in so großen Verbänden wie dem VDMA.
    Wenn man sich für Nachhaltigkeit und den Klimaschutz einsetzen möchte, ist es meiner Meinung nach ein Muss, sich in Verbänden zu engagieren. Gerade hier gilt das Motto „gemeinsam sind wir stark“! Alleine wird man, außer einer kurzen Meldung im Branchenticker und dem Versuch, die von anderen gestalteten Branchenregeln zu erfüllen, nichts tun können.
    Dazu ist mir eine ganz persönliche Anmerkung wichtig: Egal ob in Politik oder Verbandsarbeit – wenn man etwas verändern will, muss man aktiv einsteigen und sich für eine Idee, einen Gedanken und eine Zielrichtung einsetzen und entsprechend argumentieren. Das ist anstrengend und kostet Kraft und oft sieht man erst viel später, ob es sich wirklich gelohnt hat. Aber nur so kann man Normen, technische Vorgaben, Regeln und Hilfestellungen für seine Branche und Kunden mitgestalten!
    Ich gebe Ihnen Recht: Die Verbandslandschaft ist sehr heterogen und bedarf in einigen Punkten sicherlich auch einer „Sanierung“. Aber auch das geht nur im Dialog und genau auf diesen Ebenen.
    Wir können jederzeit sehr gerne persönlich darüber sprechen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Udo Jung
    Geschäftsführer Vertrieb, Technik und Produktion
    TROX GmbH
    Neukirchen-Vluyn

    1. Hallo Herr Jung,

      ein Branchenkollege hat mir auf LinkedIn fast ein identisches Feedback zum Thema geschickt, so wie Sie es auch hier auf der cci-Seite notieren. Ihnen, wie auch dem Kollegen auf LinkedIn gebe ich da zu Ihren Äußerungen Recht und ich notiere ja in meinem Artikel, den ich dazu auf LinkedIn und unserem REVEN Firmen Blog veröffentlicht habe, dass es in Deutschland sicherlich auch moderne, zeitgemäße und fortschrittlich agierende Verbände gibt, leider kann ich jedoch Ihre Beobachtung nicht bestätigen, dass dies auch viele in Verbänden organisierte Personen sind die das aus Überzeugung fürs Große & Ganze und für unsere Nachfolgegenerationen betreiben. Diese Personen gibt es, fraglos – aber zumindest in den Branchen, in denen ich aktiv bin, liegt der ganz ganz große Fokus auf dem eigenen persönlichen und wirtschaftlichen Vorteil.

      Genauso fraglos ist es, wie Sie es richtiger Weise notieren, dass es großes Engagement braucht, um etwas zu ändern und beispielsweise den Kilmaschutz zum Positiven zu verändern. Tun das dann Viele gemeinsam, wäre es logischer Weise am sinnvollsten. Genau deshalb waren wir bei REVEN vor vielen Jahren ja sogar Teil einer Verbandsgründung. Was dann nach der Gründung in diesem Sinne aber wirklich gelebt wurde, ist exakt das Gegenteilige.

      Das mag bei Unternehmen wie dem Ihren, also bei großen Mittelständlern und Unternehmen und deren Abgesandten in den Verbänden anders gelebt werden und besser funktionieren. Beim mittleren und kleinen Mittelstand ist dieses jedoch sehr selten der Fall. Dazu wird sicherlich auch die öffentliche Diskussion mit beitragen, wenn es um die Belange des Mittelstandes geht. Sie müssen hierzu ja nur mal die Talkrunden verfolgen, wenn da dann vom typischen Süddeutschen Mittelständler mit 100 bis 500 Angestellten gesprochen wird.

      Der wirkliche Mittelstand mit 5 bis 50 Angestellten kann dann schauen, wo er bleibt, in der öffentlichen Diskussion genauso, wie auch in den von Ihnen angesprochenen Verbänden. Dass diese Unternehmen und deren Abgesandten oft recht eigensinnig nur nach sich schauen, dafür müsste man dann ja fast Verständnis aufbringen. Dass diese sich dann aber zusammentun, um fürs große Ganze zu Arbeiten und dann wirklich gemeinschaftlich in Verbänden auftreten, wäre schön, ist meiner Meinung nach aber utopisch und konnte ich die vergangenen zwei Jahrzehnte auch kaum beobachten. Deshalb haben wir bei REVEN, habe ich da jetzt einen Schlussstrich gezogen. Auch weil wir da alleine als kleiner Mittelständler und in unseren speziellen Nischen der industriellen Luftreinhaltung, über unsere Medien wie unseren Unternehmensblog oder unsere LinkedIn Seiten mehr bewegen, wie so mancher Industrie Verband, zumindest eben bezogen auf die zuvor von mir angesprochenen Belange, Unternehmen und Branchen.

      Mit freundlichen Grüßen
      Sven Rentschler

      1. Hallo Herr Rentschler,

        vielen Dank für Ihr Feedback auf meinen Kommentar. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich Ihnen in einigen Punkten zwar zustimme, aber nicht in allen. Warum, möchte ich kurz erläutern.

        Bevor ich Geschäftsführer der TROX GROUP wurde, war ich 25 Jahre in unterschiedlichen Positionen bei TROX X-FANS in Bad Hersfeld beschäftigt. Dort hatten wir immer zwischen 100 und 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch zu dieser Zeit habe ich bzw. haben wir intensiv und erfolgreich Verbandsarbeit betrieben. Es geht also auch bei „kleineren“ Unternehmen und trägt auch dort durchaus Früchte.

        Für mich persönlich und für uns als Unternehmen ist das primäre Ziel von Verbands- und Normungsarbeit, den Markt oder die jeweilige Branche aus Klima- und Energieeffizienzgründen nachhaltig, größer und erfolgreicher zu machen. Dies natürlich nach allgemeinen naturwissenschaftlichen Regeln und auf der Basis bestimmter Werte. Persönliche oder Firmeninteressen stehen für mich dabei an zweiter Stelle – sonst kann es nicht funktionieren. Wer schließlich auf dem hoffentlich erfolgreich erweiterten Markt welche Umsatzanteile bekommt, obliegt jedem Unternehmen selbst.

        Ich habe in der Vergangenheit durchaus beobachtet, dass sich Unternehmen zusammentun und gemeinschaftlich in Verbänden auftreten, um für das „große Ganze“ zu arbeiten. Gleichzeitig musste ich aber auch lernen, dass immer dann, wenn ein Verband mit seinen Interessen nicht vorankommt, ziemlich schnell ein neuer gegründet wird. Gerade dieser Umstand hat schlussendlich auch zu der sehr heterogenen Verbandslandschaft in Deutschland geführt.

        In meinen Augen kann es daher nur heißen: Kräfte bündeln, um gemeinsam über die Verbände an den großen gemeinsamen Zielen der Branche zu arbeiten. Das sind für die Lüftungsbranche z.B. die Luftwechselrate von 25 m3/h frische und gesunde Luft pro Person im Gebäude oder Raum.

        Nochmals: Auch wenn ich ihre Frustration in Teilen nachvollziehen kann – aufgeben ist für mich keine Option!

        Freundliche Grüße

        Udo Jung

        1. Hallo Herr Jung,

          ok und zur Kenntnis genommen, auch wenn ich da nicht bei Ihnen bin. Die Denke wir müssen uns zusammentun und nur zusammen sind wir stark und am besten in einem „Verein“ oder Industrie Verband, da bin einfach nicht bei Ihnen. Muss ja Gründe haben, warum viele kleine Startups fast die ganze industrielle Welt mit deren Disruption auf den Kopf stellen, oder? Wenn unsere Deutschen und Europäischen Verbände so schlagkräftig wären, müsste es ja gerade umgekehrt sein und Kalifornien auf uns schauen und wir hier im Herzen von Europa die industriellen Entwicklungen vorgeben und die Meilensteine setzen. Aber ob Sie und ich das noch erleben werden, auch mit Hilfe von Verbänden? Sorry habe da meine Zweifel. Da schau ich lieber, dass ich meinem Team einen Startup Spirit und Mindset einimpfe, als dass wir uns in typisch deutscher Verbandsarbeit verstricken, deshalb nein wir werden uns da nicht von unserem Weg mehr abbringen lassen, auch wenn ich da nicht von allen Seiten Applaus ernten werden. In diesem Sinne

          Grüße aus Sersheim vom REVEN Team und von Sven Rentschler

  2. Sehr geehrter Herr Rentschler,
    auch ich finde manche Aktionen oder fehlende Aktionen meiner Berufsverbände immer wieder nicht ausreichend genug. Aber als Fachleute zusammen können wir ganz bestimmt mehr erreichen als allein. Als Mitglied kann man doch sagen: „wir sind der Verband“ und wir wollen unsere Anliegen durchsetzen. Und Gleichgesinnte müsste man doch in einem Verband finden? – Als Planer und Gutachter haben wir einige Verbände und können, schon wegen der „Neutralität“ mit Herstellern oft nicht so direkt zusammen agieren – aber parallel schon. – Bei den Berufsverbänden finde ich es merkwürdig, dass die meisten Verbände alle Altivtäten nur auf ihr eingenes Land ausüben – während wir eigentlich als Europäer gemeinsam handeln sollten, weil es weltweit noch nicht so gut möglich ist. Aber auch das anzuregen könnte man auch im eigenen Verband vertreten.

    Normen und Richtlinien können, auch für die Küchen und andere Erzeuger von belastender Abluft, besser gemeinsam mit der Wissenschaft, Herstellern, Anwendern, Planern und Gutachtern erarbeitet werden. Allein ist das sehr schwer.

    Freundliche Grüße Reinhard Siegismund

    1. Hallo Herr Siegismund,

      ja da haben Sie vollkommen Recht und in der Theorie ist das ganz exakt so wie Sie das hier notieren. Leider ist dann aber die gelebte Praxis eine ganz andere Realität und es wird halt gerade das nicht gelebt und umgesetzt, das was Sie hier skizzieren. Ist ja nicht so, dass wir es bei uns dem REVEN Team nicht engagiert versucht hätten, so waren wir unter anderem vor vielen Jahren sogar an der Gründung eines neuen Küchenlüftung Verbandes mit beteiligt. Aber das was dann von den Mitgliedern in der Praxis gelebt wird, ist halt von dem was Sie hier notieren weit weit wirklich sehr weit entfernt. Es wird sicherlich auch so sein, dass es in Deutschland auch moderne, zeitgemäße und fortschrittlich agierende Verbände gibt und dort sich Personen aus Überzeugung fürs Große & Ganze und für unsere Nachfolgegenerationen engagieren. Diese Personen und Verbandsfunktionäre wird es sicher geben, fraglos – aber zumindest in den Branchen in denen ich aktiv bin, liegt der ganz ganz große Fokus auf dem eigenen persönlichen und wirtschaftlichen Vorteil. Mag andere Branchen geben wo das nicht so ist, leider kann ich es für unsere Bereiche wo ich aktiv war und bin, so nicht bestätigen, leider und deshalb eben unsere Entscheidung wie in dem cci Artikel berichtet.

      Mit freundlichen Grüßen
      Sven Rentschler

  3. Es kann jeder machen was er will, auch so eine schlechte Meinung zur Verbandsarbeit zu haben, ist jeden seins. Ich finde es nur schade, wenn dabei alles schlecht gemacht wird, um PR mäßig zu glänzen.

    1. Sehr geehrter Herr Neupert,

      es war nicht meine Absicht aus dieser Entscheidung eine PR Aktion zu machen, die Anfrage hierzu kam von den cci-Redakteuren auf deren eigenes Betreiben, ich habe dazu nichts forciert. Des Weiteren ist es so, dass ich unsere Entscheidung ja ausführlich erläutere, da ich genau das befürchtete, dass das passieren würde, was Sie jetzt behaupten, dass ich alle Verbandstätigkeiten schlecht mache.

      Ich notiere ja in meinem Artikel und den damit verbundenen Erläuterungen, dass es in Deutschland sicherlich auch moderne, zeitgemäße und fortschrittlich agierende Verbände gibt, leider kann ich jedoch zumindest in den Bereichen wo wir seit Jahrzehnten tätig sind, der industriellen Luftreinhaltung und Küchenlüftung, in den überwiegenden Fällen dies so nicht beobachten. Moderne, zeitgemäße und fortschrittliche Verbände und Verbandsarbeit wird es sicherlich geben, fraglos – aber zumindest in den Branchen in denen ich aktiv bin, liegt der ganz ganz große Fokus auf dem eigenen persönlichen und wirtschaftlichen Vorteil. Mag andere Branchen geben wo das nicht so ist, leider kann ich es für unsere Bereiche wo ich aktiv war und bin, so nicht bestätigen, leider und deshalb eben unsere Entscheidung wie von der cci berichtet. Das was Sie so nun behaupten entspricht a) nicht den Tatsachen und ist b) eine viel zu einfache Verkürzung des Sachverhalts zu unserer Entscheidung.

      Mit freundlichen Grüßen
      Sven Rentschler

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