TGA-Kongress 2025: Blick aufs große Ganze und Impulse für die Zukunft

Frank Ernst, Geschäftsführer der TGA-Repräsentanz Berlin, stimmte die rund 200 Teilnehmer auf den TGA-Kongress 2025 ein. (Abb. © cci Dialog)

Wie gelingt der Wandel hin zu klimaneutralen Gebäuden? Antworten darauf hat vergangene Woche der TGA-Kongress 2025 in Berlin geliefert – mit visionären Vorträgen, kritischen Impulsen und mehr als 50 Referenten. Im Fokus standen technisch-wissenschaftliche Themen, die Nutzerperspektive und gesellschaftliche Verantwortung. Die klare Botschaft: Die Zeit zu handeln ist jetzt.

Rund 200 Teilnehmer haben sich am 21. und 22. Mai zum TGA-Kongress 2025 in Berlin getroffen, um sich über technisch-wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Aspekte der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) auszutauschen. Bevor es parallel in drei Vortragssälen in die Fachsessions unter dem Motto „Gebäudetechnik für Mensch und Umwelt“ ging, zeichneten drei Impulsredner sowie die Keynote-Speakerin Lamia Messari-Becker, Professorin für energieeffiziente Gebäudetechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ein umfassendes Bild der technischen Herausforderungen einerseits wie auch der gesellschaftlichen Voraussetzungen für zukünftig klimaneutrale Gebäude andererseits.

Frank Ernst, Geschäftsführer der TGA-Repräsentanz Berlin, eröffnete den Kongress mit einer fiktiven Meldung der Bundesregierung 2045: „Deutschland ist klimaneutral.“ Das sei das Ergebnis eines tiefgreifenden Wandels in Technik, Politik und Gesellschaft. Zurück in der Gegenwart betonte Ernst: „Viele technische Lösungen für klimaneutrale Gebäude sind bereits vorhanden.“ Es komme nun nicht darauf an, ob man diese einsetze, sondern wie schnell.

Prof. Christoph Kaup, Vorsitzender des Fachverbands Gebäude Klima (FGK), Ludwigsburg, stellte in seinem Grußwort die TGA als Rückgrat für klimaneutrale, lebenswerte und widerstandsfähige Gebäude heraus. Anhand eines dezidierten Acht-Punkte-Plans wünschte er allen Teilnehmern Mut, „die Zukunft nicht nur zu gestalten, sondern sie auch zu bauen.“ Der TGA-Kongress solle dafür Forum für Innovationen, Debatten und Zusammenarbeit sein.

Kritische Grußworte hatte Prof. Martin Kriegel, Leiter Hermann-Rietschel-Institut, Technische Universität Berlin, für die TGA-Branche parat. „Zu häufig dienen Räume nicht dem Wohlbefinden der Menschen darin“, erklärte er und bemängelte eine Diskrepanz zwischen Expertenmeinung und Nutzerempfinden. Er forderte die Branche daher zu einem Perspektivwechsel auf: „Der Mensch ist keine Störgröße, sondern muss im Zentrum jeder Planung stehen“, so Kriegel. Technik müsse einfach, verständlich und akzeptierbar sein. Kriegels provokante These: „Die Komplexität muss sinken und die Nutzerakzeptanz muss steigen – notfalls auch auf Kosten der Effizienz.“

Prof. Messari-Becker forderte in ihrer Keynote, nachhaltiges Bauen als sozialpolitische Aufgabe zu verstehen. Die ehemalige Staatssekretärin im Hessischen Wirtschaftsministerium sagte: „Die Herausforderungen der Urbanisierung, Ressourcenknappheit und Klimaziele sind nur mit resilienter Infrastruktur, technischer Vielfalt und kreislaufgerechten Lösungen zu bewältigen.“ Besondere Bedeutung komme dabei der Sanierung bestehender Gebäude zu.

In zwölf Fachsessions mit mehr als 50 Vorträgen wurde das große Ganze anschließend in technisch-wissenschaftliche Tiefe übersetzt. Die Themenblöcke reichten von Nachhaltigkeit über smarte Gebäude und die Wärmewende bis zur TGA 2045.

Den ersten Kongresstag ließen Teilnehmer, Vortragende und Veranstalter in entspannter Atmosphäre bei einem Barbecue-Abend am Müggelsee ausklingen – mit Raum für Gespräche, neue Kontakte und lebendigen Austausch. Letzteres war ohnehin erklärtes Ziel der vier veranstaltenden Verbände Fachverband Gebäude Klima (FGK), Ludwigsburg, Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung (BTGA), Bonn, Herstellerverband RLT-Geräte, Ludwigsburg, und VDMA Allgemeine Lufttechnik, Frankfurt. Entsprechend großzügig waren Zeiten für Fragen und Diskussionen nach den Vorträgen und in den Pausen bemessen.

Ein ausführlicher Bericht über den TGA-Kongress 2025 folgt in cci Zeitung 8/2025, die am 17. Juli erscheint.

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Ein Kommentar zu “TGA-Kongress 2025: Blick aufs große Ganze und Impulse für die Zukunft

  1. Die Worte von Prof. Martin Kriegel gehen mir runter wie Öl: „Technik müsse einfach, verständlich und akzeptabel sein.“ Das ist – meiner Meinung nach – eine hervorragende Zusammenfassung eines der zentralen Probleme in der TGA-Technik. Ich bin grundsätzlich offen für Innovationen. Aber wenn diese auf einer mangelhaften Basis aufbauen, ist der Erfolg bestenfalls suboptimal – und schlimmstenfalls führt er in die völlig falsche Richtung.
    Ein Beispiel aus der Praxis: Ich behaupte, die meisten RLT-Anlagen (Raumlufttechnische Anlagen) in Deutschland werden geplant, gebaut und einfach eingeschaltet – ohne eine ordentliche lufttechnische Inbetriebnahme. Damit meine ich: Es fehlt häufig an einer vollständigen Einregulierung des Luftsystems.
    Die Reaktionen?
    Der Hersteller der Volumenstromregler sagt: „Mit unseren Komponenten ist das kein Problem.“
    Die MSR-Firma meint: „Wir regeln doch alles.“
    Der Anlagenbauer erklärt: „Für die Einregulierung des Luftverteilsystems haben wir keine Leistungsposition und kein Budget.“
    Das Ergebnis?
    Eine suboptimal arbeitende Anlagen mit unnötig hohem Energieverbrauch.
    Beschwerden der Nutzer: „Es ist stickig!“, „Es zieht!“, „Die Klimaanlage macht mich krank!“
    Und dann wird eine neue, vermeintlich bessere Technik auf den Markt gebracht – die nächste Innovation, die alles besser machen soll.
    Aber was ist mit dem unglücklichen Kunden? Der hat immer noch das alte Problem.
    Prof. Kriegel spricht mir hier aus der Seele.
    Meine Bitte: Lasst uns erst einmal unsere Hausaufgaben machen, bevor wir nach Höherem streben. Denn: Einfach ist manchmal mehr.

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