Über Regenschirmlüftung, Entwicklungsländer und Lufterneuerung

Ein Vorschlag zur Lüftung in Klassenzimmern wird auch spöttisch als „Regenschirmlüftung“ bezeichnet (Abb. © New Africa/stock.adobe.com)

Ein Vorschlag des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz und das Begriffs-Kauderwelsch im Zusammenhang mit RLT-Anlagen: Das beschäftigt unsere Leser. Lesen Sie hier ihre Kommentare zu Meldungen in cci Branchenticker und zu Artikeln in cci Wissensportal.

Gleich vier Kommentare erhielt der Beitrag „Schullüftung zum selber bauen“ – Artikelnummer cci119696.

Georg Tale hat den Beitrag gelesen und meint: „Es ist schon bemerkenswert, dass wir uns technisch dem Stand eines Entwicklungslandes annähern und das dann auch noch als große Innovation feiern.“
Rüdiger Geier hingegen ist angetan von dem Vorschlag: „Eine wirklich interessante Idee. Denn alle bisher von ‚Fachleuten‘ in die Runde geworfenen technischen Lösungen kosten eine Unmenge an Geld und werden weder eine echte Lösung erbringen noch dauerhaft eingesetzt werden. Luftreiniger egal von welchem Hersteller sind allesamt mit sehr aufwändiger Filtertechnik ausgestattet und haben Wartungskosten zur Folge. Dabei wird aber immer außer Acht gelassen, dass Luft, die nicht angesaugt wird, auch nicht gefiltert wird. Ist ein Klassenraum groß genug, wird ein Teil der Luft niemals angesaugt und daher auch nicht gereinigt.“
Detlef Malinowsky wiederum wundert sich und kommentiert: „In den folgenden Überlegungen lasse ich die Themen: Normen, Richtlinien, GEG, Vorschriften mal weg. Hier meine Gedanken. Sommerbetrieb: Besser dauerhaft über die Fenster Lüften hat wahrscheinlich einen größeren Effekt und Luftwechsel als über das vorgestellte Luftsystem.
Übergangszeit: Besser regelmäßig über die Fenster zu lüften hat wahrscheinlich einen größeren Effekt und Luftwechsel als über das vorgestellte Luftsystem.
Winterbetrieb: Die Wirkung, gezielt über den Tischen die Luft abzusaugen, bezweifele ich. Die Luftabsaugung wird über die einzelnen Luftdurchlässe nicht gegeben sein. Der laienhafte Aufbau ist im Dauerbetrieb sicherlich ein Hygieneproblem.“
Ralph Langholz hat sich auch mit dem Artikel beschäftigt und schreibt: „Wenn ich richtig schaue, dient das offene/gekippte Fenster der Fortluftausbringung. Das dokumentieren auch die nicht ganz so elegant gesetzten Fließpfeile. Damit stellen sich für mich, der ein solch laienhaftes System (im Netz bereits als ‚Regenschirmlüftung‘ belächelt) aus dem Baumarkt ohnehin sehr kritisch betrachtet, nachfolgende Fragen: 1. Wenn es in den Raum keine Zuluft über Fenster/ Fassade gibt, muss die Nachströmung logischerweise über den Flur erfolgen?
2. Leider sind keine Volumenströme durch den Ventilator bekannt …. angenommen 1.000 m3/h. Bei 6 Klassen an einem Gebäudeflügelflur macht das in der Summe 6.000 m3/h. Eine zugige Veranstaltung im Flur und auch die Türen müssten ganztägig geöffnet bleiben in allen Klassen.
3. Was ist mit dem Lärmpegel in einer solchen Situation?“

Mit drei Kommentaren erreicht der Beitrag „Gastmeinung: Begriffs-Wust und RLT-Kauderwelsch“ – Artikelnummer cci119919 ebenfalls ein gutes Echo.


David Burkhardt hat sich mit dem Text befasst und merkt an: „Auf die Gefahr hin, sich als (Deutsch-)Schweizer hier vielleicht unbeliebt zu machen (Deutsch ist unsere erste ‚Fremdsprache‘ in der Schule): Auch bei uns gibt es diese Begriffsverwirrungen rund um die Gebäudetechnik (TGA), aber nicht erst seit Corona. Bereits die fehlerhafte Übersetzung von ‚Air conditioning‘ im Zusammenhang mit der Legionärskrankheit führt seit Jahren dazu, dass Zeitschriften und andere Medien regelmäßig behaupten, dass ‚Klimaanlagen‘ ein Problem für die Nutzer seien im Zusammenhang mit Legionellen.“
Auch Reinhard Siegismund vertritt eine Meinung zum Artikel und zum Thema: „Der Begriff ‚Frischluft‘ wird tatsächlich falsch gedeutet insbesondere wenn im Sommer die ‚frische Luft‘ aus dem Kühler strömt, wie dies der Schweizer Kollege auch ausdrückt. Da bei Rechtsstreitigkeiten oft auch die Begriffe falsch gedeutet werden, verwende ich Worte wie Außenluft und präziser ‚Außenlufterneuerung‘. (Manchmal ist die Luft in einem Innenhof zwar Außenluft aber ‚frisch‘ ist diese nicht.)“
Ehrenfried Heinz beteiligt sich ebenfalls an der Diskussion und schreibt: „Auch ich bemühe mich seit Jahrzehnten sowohl im Rahmen der deutschen und europäischen Normung als auch über meine Buchveröffentlichungen zur Wohnungslüftung, Ordnung in den angesprochenen Begriffs-Wirrwarr zu bringen. Beim DIN wurde vom Beirat des NHRS am 19.01.2011 der neu gegründete Terminologie-Ausschuss NA 041-01-70 AA mit der Vereinheitlichung der Terminologie innerhalb des gesamten DIN-Normenausschusses Heiz- und Raumlufttechnik (NHRS) beauftragt.

Den vollständigen Wortlaut der Kommentare finden Sie bei den genannten Meldungen. Mitglieder von cci Wissensportal können Artikel direkt kommentieren. Nichtmitglieder können uns ihre Anmerkungen zusenden (redaktion@cci-dialog.de). Schreiben Sie!

cci120152

Ein Kommentar zu “Über Regenschirmlüftung, Entwicklungsländer und Lufterneuerung

  1. Der Kollege Ehrenfried Heinz hat Recht mit dem DIN NHRS Terminologie- Ausschuss. Diesen hatte ich noch als Präsidiumsmitglied im DIN angeregt, nachdem ich mit der VDI 4700 relativ gut voran gekommen war. Natürlich haben wir (Peter Lein und ich) als VDI-Vertreter versucht im DIN Ausschuss zu koordinieren. Anfangs waren „nur“ Vertreter von der Heizungsseite (BDH) dabei. RLT-Begriffe wurden am Ende eingearbeitet. Das Ergebnis war der NORM-ENTWURF [ZURÜCKGEZOGEN] DIN 4749:2018-05 Terminologie, Erscheinungsdatum 2018-04-20. Derzeit werden im DIN NHRS NA 041-01-70 AA im Rahmen der Einspruchsbearbeitung zur DIN 4749 auch RLT Begriffe konsolidiert. Bei den Einsprüchen hatte sich Prof. Trogisch sehr intensiv engagiert.
    Auf jeden Fall gilt nach wie vor:
    TECHNISCHE REGEL [AKTUELL] VDI 4700 Blatt 1: 2015-10 mit Berichtigung:2015-11
    Begriffe der Bau- und Gebäudetechnik.
    Der VDI AK wird nun von RA Hartmut Hardt geleitet.

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