Wie sieht künftig ein politisch korrekt ausgelegter Kühlturm aus? Welche Auswirkungen hat die globale Erwärmung auf Kühlanlagen und was hat es mit dem digitalen Produktpass für den CO2-Fußabdruck auf sich? Die Vortragenden auf der jüngsten VDMA-Kühlturmtagung wussten über dies und einiges mehr zu informieren.
„Ein Tsunami an Ereignissen hat in der Branche zu regen Diskussionen über den CO2-Fußabdruck und den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen geführt.“ Mit eindringlichen Worten begrüßte Ulf Bergmann, Vorsitzender der VDMA Fachabteilung Rückkühltechnik, am 30. November rund 70 Teilnehmer der 15. VDMA-Kühlturmtage in Frankfurt am Main. Mit Energie und Wasser seien die zentralen Medien von Kühltürmen in den Fokus der Betrachtung gerückt.
Aber wie sieht er künftig aus, der politisch korrekt Kühlturm? Die Antwort darauf lieferte Andreas Binder, Produktmanager der Gohl-KTK GmbH, Durmersheim: „Er wird auf jeden Fall nicht mit F-Gasen betrieben“, erklärte er als Fazit aus der jüngsten Novelle der F-Gase-Verordnung. Doch diese bringe nicht allein Veränderungen, mit denen sich Hersteller, Planer und Betreiber von Kühltürmen und anderen Verdunstungskühlanlagen beschäftigen müssten. Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG) und dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) gibt es zahlreiche weitere Neuheiten. Umso mehr, da Kühltürme immer wieder als Energievernichter betitelt werden, steht dabei das Thema Abwärmenutzung im Fokus. „Eine Einkopplung von Abwärme in ein Wärmenetz ist vorstellbar, spielt aber in der konkreten kommunalen Wärmeplanung keine Rolle. Damit hat der Kühlturm weiter seine Daseinsberechtigung“, bilanzierte Binder.
Doch die Bedingungen zum Betrieb von Kühltürmen und anderen Verdunstungskühlanlagen ändern sich. Wurden diese in den 1990er Jahren noch auf 30 bis 31 °C Trockenkugeltemperatur ausgelegt, sind es aktuell 34 bis 36 °C. „Das erhöht die Investitions- und Betriebskosten“, berichtete Christian Böhle, Vertriebsleiter für offene und geschlossene Kühltürme bei der Evapco Europe GmbH, Meerbusch. Technisch gesehen am besten mit dieser Temperaturerhöhung zurecht kommen nach seiner Einschätzung Nass- und Hybridaggregate, gefolgt von adiabatischen Systemen und zuletzt trockenen Systemen.
Ganz gleich, mit welcher Technik gekühlt wird, der „Green Deal“ beeinflusst die Branche. „Kunden fragen zunehmend, welche direkten und indirekten CO2-Emission sie verursachen – auch beim Betrieb von Kühltürmen“, sagte Hannah Lena Harlos, Referentin für Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit im VDMA. Sie berichtete unter anderem, dass dafür die Ökodesign-Verordnung um einen digitalen Produktpass entlang der Lieferkette erweitert werden soll. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit können nicht mehr getrennt betrachtet werden“, sagte Harlos. Für die Industrie bedeute das einen enormen Aufwand. Zum Einstieg ins Thema bietet der VDMA seinen Mitgliedern einen PCF-Starter (Product Carbon Footprint) als Berechnungstool. Mittelfristig könnten sogenannte Product Categories Rules (PCR) für ganze Produktgruppen den Aufwand reduzieren – sofern sich die Industrie darauf verständigen kann.
An Thementischen konnten sich die Teilnehmer anschließend ebenso über Product Carbon Footprint und Product Category Rules austauschen, wie sie der Frage nachgehen konnten, welchen Kundennutzen der digitale Zwilling stiften kann und was der Nutzen und Wert einer Zertifizierung durch Dritte ist. Am Nachmittag standen noch Vorträge über Kartuschen zur Reinigung von Umlaufwasser in Rückkühlanlagen (Waterplus GmbH, Rosenheim), die Entwicklung eines eigenen Kühlturms durch die Krones AG, Flensburg, als Hersteller von Getränkeabfüll- und Verpackungsanlagen, sowie Ressourceneinsparung durch intelligente Überwachung von Verdunstungskühlern (ebm-papst neo GmbH, Dortmund) auf dem Programm.
Die nächste VDMA-Kühlturmtagung soll am 8. Mai 2025 wieder in Frankfurt am Main stattfinden.
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