Dezentrale VRF-Anlage für moderne Flex Offices

In der Büroarbeitswelt vollzieht sich ein Wandel. Viele Unternehmen, die bisher eigene Büros und Gebäude unterhielten, verändern ihre Arbeitskultur und flexibilisieren Arbeitsplätze. Der Bedarf an Flex Offices – also Bürolösungen, die flexibel zeitlich und in der Größe anpassbar sind – wächst. Für die Design Offices GmbH, Nürnberg, plante und projektierte die Amberger Kühltechnik GmbH (AKÜ) auf Basis der VRF-Technik eine dezentrale Klimaversorgung von Bestandsgebäuden in Münchens Innenstadt mit zwei Besonderheiten: Die Technik darf in den Räumen offen sichtbar gezeigt werden und der Umbau erfolgt bei laufender Nutzung.

Spezialisierte Dienstleister bieten mit ihren Flex Offices meist beste zentrale Lage, ansprechendes Ambiente, IT-Ausstattung auf neuestem Stand und dazu repräsentative, mit Service- und Cateringangeboten ergänzte Büroflächen. Was bisher hauptsächlich von Freiberuflern und Start-ups genutzt wurde, wird zunehmend auch von Großunternehmen in Form von Flex Offices in Anspruch genommen: Zeitlich befristet gemietete Büroflächen. Einerseits forcieren Unternehmen die Rückkehr aus dem Homeoffice, andererseits müssen sie sich immer schneller an neue Marktbedingungen anpassen.

Die Design Offices am Campus Königsplatz in der Münchner Innenstadt (Abb. © Amberger Kühltechnik)

Moderne Bürokonzepte wachsen laut einer Prognose des Marktforschungsinstituts Statista in 2024 weltweit mit 21,3 %. Eine Million zusätzliche Coworking Spaces kommen laut Statista hinzu. Dieses rasant wachsende Segment bedient in Deutschland seit 2008 die Design Offices GmbH mit Sitz in Nürnberg. Das Unternehmen mit rund 450 Mitarbeitern ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführer für flexible Arbeitslandschaften. Mit Top-Innenstadtlagen in 15 Städten Deutschlands und alleine in München mit 11 Standorten bietet Design Offices namhaften mittelständischen und Corporate Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen wie beispielsweise Dienstleistung, Tech, Banken, Versicherungen und Beratungshäusern flexible Bürolösungen.

Bedarf an klimatisierten Büroflächen

Mit dem Wandel der Arbeitskultur hin zu zeitlich befristeten Angeboten steigt auch der Bedarf, Bestandsgebäude bezüglich der Klimatisierung an die Erfordernisse der Nutzer im Hinblick auf thermische Behaglichkeit anzupassen. Insbesondere in den Städten werden zukünftig Durchschnittstemperaturen – bedingt durch den Klimawandel – weiter steigen und Hitzeperioden länger anhalten. Eine dauerhafte Belastung für den arbeitenden menschlichen Organismus. Um dem entgegenzuwirken und ein angenehmes Büro-Klima zu schaffen, wurde aktuell eine Design-Offices-Location in München, der Campus Königsplatz, mit aktueller Klimatechnik ausgerüstet.

Offen sichtbar verlegte Klimatechnik bei den Design Offices in der Münchner Innenstadt (Abb. © Amberger Kühltechnik)

Das Designkonzept von Design Offices erlaubt offene und sichtbare Technik. Die AKÜ plante und baute deshalb für den Großteil des 18.000 m² umfassenden Bürokomplexes mit bis zu sechs Stockwerken eine effiziente und innen offenliegende ausgeführte Klimatisierung. Jedes Rohr, jede Tauwasserableitung, jede Isolierung musste mit besonderer Sorgfalt gebogen und gearbeitet werden. In diesem Zuge wurden von dem AKÜ-Projektteam insgesamt 15 Außengeräte, 3 km Kälterohr inklusive Isolierung und etwa 7,5 km Kleberohr für Tauwasserleitungen und Elektrokabelführung verbaut sowie mehr als 110 Innengeräte. Die Kälteleistung des Gesamtsystems beträgt 620 kW, die Heizleistung 840 kW. Die Innengeräte sind überwiegend Wandgeräte, teilweise aber auch Euroraster-Einbaugeräte, wie beispielsweise in der Kantine oder im offenen Dachstuhl des 6. Stockwerkes.

Das Designkonzept von Design Offices erlaubt offene und sichtbare Technik, daher wurde jedes Rohr mit besonderer Sorgfalt gebogen und gearbeitet. (Abb. © Amberger Kühltechnik)

Innen offen, außen verkleidet

Die Arbeiten der gesamten Baustelle mussten um den regulären Bürobetrieb der Mieter herum geplant und durchgeführt werden. Stefan Baumgärtner, der zuständige Projektleiter bei der Amberger Kühltechnik GmbH: „Die für die einzelnen Abschnitte der nachträglichen Klimatisierung vorgesehenen Räumlichkeiten wurden in Abstimmung mit dem Bauherrn und den Mietern jeweils für die Zeit des Umbaus kurzfristig gesperrt. Mieter wurden während dieser Zeit auf Alternativflächen umgesiedelt. Durch dieses System konnten alle Bauabschnitte optimal geplant werden. Die Zeitfenster wurden extrem optimiert und den Mietern ist kein Schaden entstanden. Nach der Beendigung eines Bauabschnittes konnten die neu mit Klimatechnik ausgestatteten Flächen wieder bezogen werden.“
Während im Innern der Büros die Technik offen verbaut wurde, wurden diese außen an der Fassade verkleidet. Dazu dienen Alu-Verkleidungen – bei AKÜ in Amberg in eigener Manufaktur angefertigt – die auf der Südseite direkt an der Hauswand entlanggeführt wurden. Auf der Westseite wurden die Verkleidungen der Rohre und Kabel mit Abstandshaltern vor die Fassade gesetzt und in die jeweiligen Stockwerke geführt. Dies erfolgte aus Naturschutzgründen und auf besonderen Wunsch des Kunden, um den Efeu nicht entfernen zu müssen. Von dort aus laufen die Versorgungsleitungen in die Büroräume. Im Dachgeschoss beispielsweise wurden ebenfalls Deckegeräte eingesetzt. Die offene Führung der Technik hat einen ganz besonderen Reiz und die Deckengeräte leiten die gekühlte (oder im Winter warme) Luft in vier Richtungen.

Kältemittelrohre an der Außenfassade sind mit Alukanälen abgedeckt (Abb. © Amberger Kühltechnik)

Planungsphase

„Zunächst favorisierten wir eine zentrale Versorgung mit einer einzigen großen Kältemaschine“, so erläutert Baumgärtner die Erstplanung, „aber durch die u-förmige Anordnung der Gebäude um einen Innenhof herum wäre diese Lösung hinsichtlich der Verrohrung viel aufwendiger und ineffizienter geworden. Zudem wäre ein Stellplatz für eine 5,5 t schwere Kältemaschine statisch und vom Platzbedarf her gar nicht realisierbar gewesen. Der gesamte Gebäudekomplex bot aber auf unterschiedlichen Terrassenebenen Stellmöglichkeiten für Außengeräte. Von dort aus, so die finale Planung, sollten die jeweiligen Gebäudeabschnitte über möglichst kurze Zuleitungswege erschlossen werden.“ In Sachen Technik entschied man sich für Außengeräte, Innengeräte und Deckeneinbaugeräte von Mitsubishi Heavy Industries.

Stefan Baumgärtner ist der zuständige Projektleiter bei Amberger Kühltechnik (Abb. © Amberger Kühltechnik)

Flexibler Aufbau und Zubau

Die Einbringung an die sechs definierten Aufstellorte gestaltete sich aufwendig, denn der Innenhof war für den 40 Tonnen-Kran nicht zu erreichen. Ein Teil der Geräte, die im Innenhofbereich im vierten Stock platziert werden sollten, mussten über das Dach des Gebäudes mit sechs Stockwerken von der anderen Gebäudeseite eingebracht werden. Dafür musste die vor dem Gebäude verlaufende Tramlinie inklusive Spannungsleitung besonders berücksichtigt werden. Die Außengeräte im Innenhof auf den tieferen Ebenen und auf den innen liegenden Terrassen wurden über einen Raupenkran an ihre Aufstellungsorte verfrachtet.
Ein weiterer Vorteil der dezentralen Versorgung – neben der kürzeren Versorgungszuleitungen – ermöglicht dem Betreiber, jederzeit flexibel auf Umstrukturierungen im Büroangebot reagieren zu können. Fluktuation oder zeitlich befristete Bürolösungen können so seitens der Klimatisierung schnell umgeplant, neu aufgeteilt und flexibel umgestaltet werden. Die Anlage kann – wenn nötig – ergänzt werden und weitere Büroflächen in den Klimakreislauf mit integriert werden. Das ermöglicht eine schnelle Anpassung an sich verändernde Auslastung oder auf Kundenwünsche speziell eingehen zu können.

Einbringung und …
… endgültiger Stellplatz von vier Außengeräten im Innenhof (beide Abb. © Amberger Kühltechnik)

Zentrale Steuerung

Die Steuerung erlaubt eine zentrale Überwachung, die es zum Beispiel ermöglicht, dass die einzelnen Versorgungskreisläufe einzeln angesteuert werden können und so zum Beispiel nachts an die aktuellen Temperaturen angepasst oder ganz abgeschaltet werden können. Dazu wurden etwa vier Kilometer BUS-Datenleitungen und mehr als dreieinhalb Kilometer Elektrokabel verlegt. So können auch maximale und minimale Temperatur-Werte zentral vorgegeben und überwacht werden und erlauben einen möglichst energiesparenden und nutzenorientierten Betrieb, die den verfügbaren Temperaturbereich in den einzelnen Büros – in Hinblick auf den Energieverbrauch und „Wohlfühltemperaturen“ etwas stärker reglementiert.

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