Hätte mich jemand noch gestern, am 21. Januar, gefragt: „Wie würdest du das Wärmepumpenjahr 2024 eigentlich auf den Punkt bringen?“, hätte ich spontan keine eindeutige Antwort gehabt. Heute wüsste ich es angesichts der neuesten Wärmepumpen-Marktzahlen besser.
Für eine finale Betrachtung des Wärmepumpenjahrs 2024 würde ich mich auf die nackten Zahlen aus der Analyse des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP, siehe cci288997) beziehen. Der Absatz von Heizwärmepumpen in Deutschland ist 2024 um satte 46 % zurückgegangen. Dr. Martin Sabel, BWP-Geschäftsführer, stellte nüchtern fest: „Die Talsohle ist erreicht.“
Wenn ich aber 2024 Revue passieren lasse und auch an jüngere Veröffentlichungen von Herstellern zum Thema Wärmepumpe denke, hätten die Mitteilungen und Botschaften im Laufe des Jahres nicht unterschiedlicher sein können. Es fing ja im Januar schon gut an, denn seit dem 1. Januar 2024 dürfen in Neubauten innerhalb von Neubaugebieten nur Heizungen installiert werden, die auf 65 % regenerativen Energien basieren. Ein gutes Argument pro Wärmepumpe, oder nicht? In die Quere kam leider der schwächelnde Wohnungsbau. Großwärmepumpen in gewerblichen Anwendungen haben aber durchaus eine höhere Nachfrage erfahren, so der BWP. Diese werden aber vom Verband in seiner Statistik nicht gesondert ausgewiesen, daher gibt es hierzu seitens des Verbands keine Zahlen.
Im Laufe des Jahres folgten Nachrichten zum Stellenabbau in Wärmepumpenproduktionen, dann wieder Neuigkeiten über aufgerüstete Wärmepumpenproduktionen, Aussagen von Herstellern und Handwerksunternehmen, die Nachfrage nach Wärmepumpen sei groß, finanzielle Förderungen für Wärmepumpenhersteller und für Wärmepumpenbetreiber. Nicht zuletzt wurden und werden auch weiterhin stetig neue Geräte auf den Markt gebracht. Das war jetzt eine sehr kurz gefasste Darstellung. Aber so richtig verstehe ich dieses kommunikative Auf und Ab tatsächlich nicht.
Die ernüchternden Zahlen haben nun für Klarheit gesorgt – und hinterlassen wahrscheinlich nicht nur bei mir ratlose Gesichter. Alles blickt auf die anstehende Bundestagswahl und befürchtet im schlimmsten Fall, dass die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) oder sogar das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Frage gestellt werden, was CDU/CSU schon angedeutet haben. Aus europäischen Verpflichtungen kann sich aber auch eine künftige deutsche Regierung nicht herausziehen, denn die Europäische Gebäuderichtlinie muss befolgt werden und auch Deutschland muss hier seine Hausaufgaben machen und Pläne für die Sanierung seines Gebäudebestands aufstellen.
Am Ende bleibt wie so oft die Frage: Ist das Glas halb voll oder ist es halb leer? Der BWP stellte fest: „Ein Aufwuchs von derzeit 1,7 Mio. installierten Heizwärmepumpen auf 5 bis 6 Millionen Heizwärmepumpen ist bis 2030 weiterhin möglich.“ Ist dies nun Zweckoptimismus oder gibt es gute Gründe, noch an den schon lange erhofften und erwarteten Wärmepumpen-Boom zu glauben? Ich drehe das Ganze einmal um und frage: Was wäre eigentlich die Alternative zur Wärmepumpe? Weiter unbeirrt mit Gas aus Russland heizen und CO2 emittieren? Wohl kaum, oder?
Sabine Andresen
sabine.andresen@cci-dialog.de
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