Seit dem 23. September haben wir offiziell Herbst, und dies ist stets der Startschuss für „praktische Energiespartipps“, die in diversen Medien veröffentlicht werden.
Ich lebe in einer Kleinstadt südlich von Karlsruhe und lese gerne unsere Dorf-Zeitung. In einer der jüngsten Ausgabe ging es mal wieder um die gestiegenen Energiepreise und darum, wie man am besten Energie spart. In diesem Zusammenhang begegnete ich den Tipp-Klassikern: Man solle die Heizung herunterdrehen, beispielsweise, wenn man tagsüber nicht zuhause ist, oder in Räumen, die man selten nutzt. In Küche und Schlafzimmer dürfe es gerne kühler sein als in den Wohnräumen. Die entsprechenden Zimmertüren schließen. Licht solle man erst dann einschalten, wenn es gar nicht mehr anders geht, und bitte nur in den genutzten Räumen.
Ich fühlte mich sofort an meine erste Studentenbude erinnert. Das Zimmer befand sich in einer riesigen dunklen und kalten Altbauwohnung. Spontan muss ich wieder frieren, wenn ich daran denke, und freue mich, dass ich heute in einem angenehm temperierten und energiesparenden Passivhaus wohne.
Aber dann ärgere ich mich, denn ich würde mir wünschen, dass die energetische Sanierung so verbreitet ist, dass niemandem mehr geraten werden muss, dunkel und kalt zu wohnen.
Und überhaupt: Wo ist der klare, realistische (politische) Fahrplan zur energetischen Sanierung? Den sehe ich auch noch nicht. Wir erinnern uns: Die EU schreibt eine Sanierungsquote von 2 % p.a. vor, wir haben seit Jahren 1 %.
Schmerzlich vermisst aber habe ich bei den „Energiespartipps“ den Hinweis auf eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Wenigstens die Erwähnung, dass es diese Möglichkeit gibt! Ist denn der Begriff wirklich immer noch SO unbekannt? Ich würde mir auch wünschen, dass sich der Passivhaus-Standard in den letzten Jahrzehnten so weit durchgesetzt hätte, dass man sich über das Heizen wenig Sorgen mehr machen müsste. Vermutlich werde ich in diesem Winter wieder nur eine einzige Heizung benutzen: die Handtuchheizung im Bad.
Ihre
Sabine Andresen
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