Meinung: Inverter sind nicht innovativ!

Peter Reinhardt (Abb. © cci Dialog GmbH)
Peter Reinhardt (Abb. © cci Dialog GmbH)

Habe ich vergangene Woche die Zukunft der LüKK gesehen? Das frage ich mich, seit ich bei der Preisverleihung des „Heinz Trox-Stiftungspreises 2022“ an drei Nachwuchswissenschaftler (siehe cci182834) gewesen bin.

Dass sich junge Menschen für die LüKK begeistern, ist leider schon selten genug. Dass sie Zukunftsthemen wie interagierende Anlagen, neuronale Netze und KI in die Branche tragen, ist derweil dringend erforderlich. Da kann ich nur sagen: Machen lassen – und fördern. Denn der Fachkräftemangel in der LüKK beschränkt sich nicht allein auf die klassischen Themen und Berufsbilder. Es braucht unbedingt auch weitergehende Qualifikationen. Anbieter und Anlagen müssen digital werden.
Aber wie dafür im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern die nötigen Fachkräfte gewinnen? Dass diese Frage stark vom Standort abhängt, wird am Beispiel der Unternehmensgruppe Kampmann/Nova deutlich, die an zwei Standorten in Nord- und Südwestdeutschland RLT-Geräte und Lüftungsanlagen herstellt. Während Kampmann mit der Lage in Lingen im Emsland eher wenig Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt hat und hinreichend Nachwuchs für seinen 800-Mitarbeiter-Standort rekrutieren kann, sieht das bei Nova wesentlich kritischer aus. Gelegen in Donaueschingen und damit nahe dem sogenannten Medical Valley rund um Tuttlingen sowie im Zentrum einer starken Automobilzulieferindustrie hat man dort eher das Nachsehen gegen attraktivere Arbeitgeber aus diesen Branchen.
Anderswo hat man im Übrigen längst verstanden, dass alles, was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert wird. Schon vor sechs Jahren diktierte mir Prof. Hanns-Peter Knaebel als CEO von Aesculap, einem 3000-Mitarbeiter-Betrieb für unter anderem chirurgische Instrumente und Implantate, ins Notizbuch, dass er nicht an eine Aufspaltung in eine digitale und eine analoge Welt glaube. Diese Überzeugung vermisse ich derzeit (noch) in der LüKK. Insofern hoffe ich, dass die eingangs erwähnten Nachwuchswissenschaftler der Branche gute Beispiele geben – und umgekehrt die Branche den innovativen Ideen dieser kreativen Köpfe eine Chance gibt.
Denn Innovation ist mehr als das, was uns manche Ersteller oder Ausrüster von LüKK-Anlagen als solche verkaufen wollen. Invertertechnik zum Beispiel ist nicht innovativ – auch wenn das in Produktbroschüren und Presseinformationen gerne proklamiert wird. Vielmehr ist diese Technik seit mehr als 50 Jahren serienreif erhältlich. Natürlich gab und gibt es Fortschritte. Das ist richtig. Das ist auch wichtig, um die Energieeffizienz zu verbessern. Aber wirklich innovativ ist allein das, was mehr als nur eine schrittweise Verbesserung bringt. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert dafür „mit technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel einhergehende (komplexe) Neuerungen“.
Habe ich Ansätze dafür vergangene Woche gesehen? Ich sage ja. Was meinen Sie? Ich freue mich über Ihr Feedback.

Ihr
Peter Reinhardt
peter.reinhardt@cci-dialog.de

cci183094

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