Meinung: Jammern auf hohem Niveau

Katja Heil (Abb. © cci Diaolg GmbH)
Katja Heil (Abb. © cci Diaolg GmbH)

Ich bin der Meinung, wir sind auf einem sehr guten Weg, denn wer hätte das vor ein paar Monaten gedacht? Die Bundesnetzagentur meldete am 30. September: Es wird weiter eingespeichert. Der Gesamtspeicherstand der Gasspeicher in Deutschland liegt bei 91,28 %.

Nachdem wir wochenlang von der angespannten Lage in der Gasversorgung und von Notfallplanplänen gehört haben, ist eine Meldung von einem Füllstand der Gasspeicher von über 90 %, doch unter den guten Nachrichten zu verbuchen. Sie zeigt, dass wir in dieser Krise zusammenhalten und vor allem auch etwas in Sachen Energie sparen gelernt haben. Das macht uns nicht nur unabhängiger von russischem Gas, sondern bringt uns hoffentlich auch in der Klimakrise ein Stück weiter nach vorne, denn bei vielen Menschen hat offensichtlich ein Umdenken stattgefunden. Klar, die großen Mengen an Energie können hauptsächlich in der in der Industrie gespart werden, aber auch der Gebäudesektor macht hier immerhin 35 % aus. Unter Kollegen, Schülern, Rentnern, Studierenden, quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten, ist die große Frage der letzten Wochen: „Und? Habt ihr die Heizung schon an?“. Es ist fast ein bisschen wie ein Wettbewerb: Wer schafft es am längsten, die kleinen Unannehmlichkeiten von ein paar Grad Celsius weniger in Bad und Wohnzimmer, oder wie in unserem Fall, nur mäßig bis kaltes Wasser aus der Leitung zu tolerieren? Denn auch wir als Familie versuchen, die Heizung weiter auzulassen und unser warmes Wasser nur aus den Solarzellen auf dem Dach zu speisen. Und das heißt nun mal, nach einem verregneten oder auch nur bewölkten Tag entweder kalt oder gar nicht zu duschen. Auch mit kaltem Wasser zu spülen, will gelernt sein. Das ist zeitweise schon etwas nervig und sorgt für einige Diskussionen unter den Familienmitgliedern, aber im Endeffekt und in der Relation zu dem, was anderswo in Europa gerade los ist, ist das doch eher „Jammern auf sehr hohem Niveau.“ Außerdem ist es ein gutes Gefühl, einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass wir wahrscheinlich jetzt doch gut und mit genug Gas durch diesen Winter kommen werden. Mal davon abgesehen, dass wir nicht nur Energie, sondern auch Geld sparen. Eine Umfrage der „Bild“-Zeitung vom 22.09. hat ergeben: Bei 62 % der Deutschen ist die Heizung noch kalt. „Bild“ fragte in einer Online-Umfrage (67.000 Teilnehmer, nicht repräsentativ): Heizen Sie schon oder frieren Sie noch? 38 % der Teilnehmer gaben an, die Heizung bereits aufgedreht zu haben, 54 % haben die Heizung aus, werden sie aber trotz der hohen Energiekosten im Laufe der nächsten Wochen und Monate einschalten und 8% gaben sogar an, entschlossen zu sein, die Heizung in diesem Winter ganz abgedreht zu lassen.

Also waren und sind wir als Familie nicht alleine mit unserer Aktion. Was haben Sie in diesem Sommer und Herbst getan, um Energie zu sparen und was sind Ihre Pläne für den kommenden Winter? Ich freue mich, wenn Sie mir von Ihren Erfahrungen mit dicken Socken und lauwarmen Duschen schreiben.

Mit herbstlichen Grüßen

Ihre
Katja Heil
katja.heil@cci-dialog.de

cci183498

2 Kommentare zu “Meinung: Jammern auf hohem Niveau

  1. Moin Frau Heil, ihre Zahlen sind auch für 2019 – 2021 bekannt. Also sparen sieht doch anders aus. Die 8% und ca. 40% verschmutzen die Umwelt und es stinkt dazu. Alles mit Billigung der Obrigkeiten. Jetzt können Sie sich vorstellen was wirklich eingespart wird und wie weit wir mit dem Umweltschutz sind. Natürlich ein gosses Lob an alle, die wirklich sparen können und wollen. Der Krieg bringt vielleicht den Aufbruch. Leider verstehen einige in der Politik nicht, wie ernst die Lage wirklich ist. Man denkt schon wieder ans Verkaufen. Auch wenn einmal das WORT nein weh tut. Für unsere Ziele sollte man im Moment keine Verträge oder Verkäufe tätigen, auch wenn das Wählerstimmen kostet. Der Zug ? hat mir gerade mein WLAN gekappt. Ich wünsche Ihnen einen sonnigen und herbstlichen Montagmorgen. Olaf Mayer(sv)

  2. Hallo Frau Heil,
    ich habe gerade Ihren Artikel gelesen und bin sehr überrascht von Ihrer Zuversicht oder dem kompletten Ausblenden der Realität. Die „Bild“-Zeitung überhaupt als Quelle zu nennen, zeigt mir das das Niveau Ihrer Recherche.

    Das die Gasspeicher zwar über 90% gefüllt sind ist ja ganz toll, aber derzeit wird mittlerweile mehr Gas entnommen als 2021. Die Gasspeicher werden vielleicht noch bis zum Januar ausreichen und dann? Wo soll dann das Gas herkommen? Meinen Sie, weil dann der Frühling kommt, dass Deutschland kein Gas mehr benötigt?

    Lagebericht Bundesnetzagentur (Stand 07.10.2022; 13 Uhr)
    Seit dem 23.06.2022 gilt die Alarmstufe des Notfallplans.
    Die Lage ist angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden.
    Der wöchentliche Verbrauch der Haushalts- und Gewerbekunden ist weiter angestiegen und liegt über dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten 4 Jahre.
    Die Großhandelspreise schwanken stark, bewegen sich aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. Unternehmen und
    private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen.

    Hier können Sie sich ja mal informieren:
    https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/start.html

    Zu glauben das wir auf hohen Niveau jammern kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, in welcher Realität leben Sie? Und selbst, wenn wir Gas irgendwo anders beziehen können, wer soll das noch bezahlen können? Deutschland wird in den nächsten Zeit immer mehr Unternehmen durch diese Energiepolitik in die Insolvenz treiben oder die Unternehmen wandern rechtzeitig ins Ausland ab.

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