Ich war letzte Woche tanken. Erst habe ich mich zwei Tage davor gedrückt, als ich den gestiegenen Preis für Dieselkraftstoff gesehen habe, aber dann ging es nicht mehr. Ein leerer Kraftstoffbehälter ist nun mal leer. Das Ergebnis hat mich schockiert: 125 € für 66 Liter Diesel.
Der schreckliche Krieg gegen die Ukraine schlägt voll auf den Markt für fossile Energieträger durch. Beim Schreiben dieser Zeilen lese ich gerade die Meldung, dass der Gaspreis auf den Handelsplätzen regelrecht explodiert. Und ein Barrel „Brent“-Öl kostet rund 140 US-$.
Wir sind extrem abhängig von fossilen Energieträgern und reden seit Jahren davon, diese Abhängigkeit nicht zuletzt aus Gründen des Klimaschutzes zu reduzieren. Das Ergebnis ist leider sehr ernüchternd. Die Energiewende ist gewaltig ins Stocken geraten. Unser Herausgeber Dr. Manfred Stahl hat dazu ein sehr lesenswertes Editorial in cci Zeitung 03/2022 geschrieben, die am Montag erschienen ist. Und wenn wir ehrlich sind, werden wir noch für viele Jahre in dieser Abhängigkeit stecken.
Die Folgen für private Haushalte und die Wirtschaft sind enorm. Schon jetzt beträgt die Inflationsrate rund 5 %. So gut wie fast jedes Produkt wird teurer, da es direkt oder indirekt (Transportkosten) von Öl, Gas oder Strom abhängt. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale kommen oder bei geringem Wachstum in eine Stagflation (Kurzform aus Stagnation und Inflation).
Eigentlich wünsche ich mir schon seit langem, dass die EZB reagiert, aus den Anleihekäufen aussteigt und den Einlagezins erhöht. Ich glaube aber, dass sich die EZB angesichts des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Gefahren für die Wirtschaft in den Euro-Staaten nicht traut. Und den Öl- und Gas-Preisanstieg hat die EZB nicht zu verantworten.
Natürlich sind steigende Öl- und Gaspreise für uns in der LüKK eher wachstumsfördernd. Aber die Medaille hat immer zwei Seiten. Die Energiepreise werden sicher weiter steigen und daher meine ich, dass der Staat jetzt dringend Steuern und Abgaben auf fossile Energie senken muss, zumal er prächtig über die Umsatzsteuer an der Preisexplosion verdient. Wirtschaft und Verbraucher fehlen die alternativen Energieträger einfach noch weitgehend. Machbar ist das. Unsere Nachbarländer sind da bereits tätig geworden. Meine Forderung gilt natürlich auch für den Strom. Die Abschaffung der EEG-Umlage nächstes Jahr kommt zu spät und ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Apropos Ehrlichkeit: Selbst Robert Habeck hat eine Laufzeitverlängerung der letzten noch aktiven Kernkraftwerke angesprochen. Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir das umsetzen?
Übrigens: Eine Maßnahme, die eigentlich zur Eindämmung der Corona-Pandemie gedacht war, von der jetzt niemand mehr spricht, hilft auch ein Stück weit gegen den Ölpreisanstieg: Homeoffice. Der Weg von und zur Arbeit mit dem Auto hat sicher bei den meisten Menschen den größten Anteil an den insgesamt zurückgelegten Kilometern. Eine Beibehaltung der Homeoffice-Regelungen würde daher sicher sinnvoll sein. Für uns bei der cci Dialog GmbH ist Homeoffice eigentlich ein Gewinn an Freiheit und Flexibilität. Und für Dienstreisen nutzen wir wann immer möglich die Bahn und lassen auch für den Weg ins Büro das Auto stehen.
Bleiben Sie zuversichtlich in diesen Tagen!
Ihr Florian Fischer
cci169105
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Lieber Herr Fischer,
Ihre „Meinung“ ist prinzipiell schon richtig, nur bereits vor dem Krieg stieg der Benzinpreis auf fast 1,80 EUR. Wenn ich mir den internationalen Preisvergleich ansehe, meine ich, dass unser Preis (der 8.-höchste in der Welt) nicht nur vom Krieg verursacht ist, denn die Einstandspreise für die Öl-Unternehmen blieben relativ gleich. Für mich zeigt das, dass „im Großen“ der Markt nicht mehr funktioniert, d.h. er wird nicht mehr an der Tankstelle zwischen den Ölmultis ausgetragen.
https://de.globalpetrolprices.com/gasoline_prices/
Wenn wir von dem Gesamtpreis die Abgaben und die Kosten abziehen, sehen wir den Preisanteil, der bei den Ölmultis „hängen“ bleibt. Das was die Tankstellen „verdienen“ dürfte vernachlässigbar sein.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/29999/umfrage/zusammensetzung-des-benzinpreises-aus-steuern-und-kosten/
Besten Gruß
Hans Kranz
Betr. Preissteigerung bei Kraftstoffen.
Durch den Krieg enstehen enorme Preissteigerungen, besonders bei Öl. Gas und natürlich zwangsmäßig bei Strom. Es wird in der Politik viel diskutiert und geredet. Ich vermisse aber in der derzeitigen Situation, wie schon früher erkennbar war, keinerlei weitreichenden Planungen.
Kraftwerke (Kohle- und Kernkraftwerke) schaltet man erst dann ab, wenn genügend Kapazitäten durch erneuerbare Energien geschaffen sind und nicht vorher. Um so schneller Ersatz durch erneuerbare Energien geschaffen werden, um so schneller kann man Kraftwerke abschalten. Es ist aber ein Unding jetzt alle noch verfügbaren Kernkraftwerke abzuschalten. Es sind ja nur noch drei im Betrieb, die bis Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Argumente wegen der Gefahr der Zerstörung oder des nuklearen Abfalls sind nicht stichhaltig. Es gibt Möglichkeiten, die Gefahr der Strahlung zu reduzieren. Hier sollte man sich an die Experten wenden, die dies bestätigen können. Man schaltet diese Kraftwerke erst dann ab, wenn genügend Ersatz da ist. Der Einwand, es könnten durch Kriegseinwirkung diese Meiler eine Gefahr darstellen, ist ebenso nicht stichhaltig, denn unsere Kernkraftwerke halten einem Flugzeugabsturz stand. Bei gewaltigeren Ereignissen z.B Atomkrieg bleibt sowieso nicht mehr viel übrig. Diese Kraftwerke würden wenigstens einen Beitrag zur Grundlast beisteuern.
Prof. Dieter Liepsch
Hallo Herr Prof. Liepsch,
ich bin ganz bei Ihnen: Weitreichende Planungen sind leider in der Politik völlig unbekannt. Wir können nicht alle „Energiequellen“ abschalten, ohne auch nur annährend Alternativen zu haben.
Florian Fischer