Meinung: Wärmepumpe – realisierbare Klimalösung, ja oder nein?

Nora Falkenstein (Abb. © cci Dialog GmbH)
Nora Falkenstein (Abb. © cci Dialog GmbH)

Meine alte Gastherme wurde letzte Woche gewartet. Daraufhin bin ich mit dem Handwerker ins Gespräch gekommen. Da ich an Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, und seinen „Arbeitsplan Energieeffizienz“ gedacht habe.

Ich bin gespannt, ob mein Vermieter in das alte Haus noch größere Summen in Form einer grundlegenden energetischen Sanierung mit Wärmepumpe investieren möchte. Ich finde es wichtig, sich mit den Klimazielen zu beschäftigen, jedoch würde der Einbau einer Wärmepumpe sich auch im Mietpreis widerspiegeln. Und auch aus der Sicht des Mieters, sind irgendwann die eigenen finanziellen Mittel erschöpft und es bleibt nicht mehr allzu viel übrig, um noch weiteres Geld auf die Seite zu legen. Daher denke ich, dass für mein Mietshaus, in dem auch viele ältere Menschen wohnen, der Einbau einer Wärmepumpe teils große finanzielle Folgen haben könnte, durch einen höheren Mietpreis. So kam ich mit dem Handwerker ins Gespräch, da mich interessierte, welche Meinung und Einschätzung ein Fachmann zu dem Thema „Wärmepumpe“ hat. Er erzählte mir, dass Unternehmen aufgrund der Klimaziele und einige Privathaushalte wegen der Förderprogramme eine Wärmepumpe einbauen lassen wollen. Sobald jedoch die Installation, die fälligen Umbauten in Bestandsgebäuden kalkuliert werden, ist oft die anfängliche Euphorie der „Schlüsseltechnik Wärmepumpe“ vor allem bei den Privatpersonen verflogen und Ernüchterung setzt ein. Oft betragen die Kosten eine fünfstellige Summe. Zudem stehen nicht jedem Haushalt die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung, sich neben den allgemein steigenden Kosten noch eine Wärmepumpe einbauen zu lassen. In alten Gebäuden kommen neben dem Einbau der Wärmepumpe noch Umbaumaßnahmen dazu. Je nach Ausstattung und Alter des Hauses, kann ein Umbau der Leitungen sehr zeit- und kostenintensiv sein. Mein Mietshaus ist zum Beispiel über 40 Jahre alt und die Leitungen sind dementsprechend alt. Hier wären einige Umbaumaßnahmen erforderlich. Meine Freude über Langzeit-Baustellenlärm im Homeoffice hält sich in Grenzen. Doch nochmal zu den finanziellen Mitteln: selbst, wenn diese zur Verfügung stehen, passiert es oft, dass die Wärmepumpe erst spät geliefert wird, da die gefragte Menge an Wärmepumpen so schnell nicht produziert werden kann. Stichwort knappe Ressourcen und daraus resultierende Lieferengpässe. Eine Familie, die bereits jetzt schon den Gürtel enger schnallen muss, wird sich kaum auf so etwas Kostspieliges einlassen können, auch wenn sie gerne möchte. Ich bin gespannt, ob die Klimaziele erreicht werden können und die Wärmepumpe dazu wesentlich beitragen kann.

Mit nachdenklichen Grüßen
Nora Falkenstein

cci177389

3 Kommentare zu “Meinung: Wärmepumpe – realisierbare Klimalösung, ja oder nein?

  1. Sehr geehrte Frau Falkenstein,

    in diesem Fall verhält es sich wie bei ärztlichem Rat. Fragt man 3 Ärzte nach ihrer Meinung erhält man 4 Standpunkte.

    Die solide Grundlage für den Ersatz einer fossilen Heizanlage durch eine Wärmepumpe kann und muss eine ausführliche Gebäudebestandsanalyse vor Ort und durch einen qualifizierten Fachmann sein. Ich empfehle hier stets einen eingetragenen und zertifizierten Energieberater zu beauftragen. Dessen Kosten übrigens zu einem großen Teil durch Fördermittel gedeckt werden. Damit hat man schon einmal ein gutes Fundament.

    Im weiteren halte ich es in der täglichen Praxis so, dass ich zusammen mit einem Partnerfachbetrieb das Gebäude begutachte um alle Fragen rund um die Aufstellung der Wärmepumpe, Luftanschlüsse (kompakte Luft-Wasser-Wärmepumpen mit Innenaufstellung) unter Einbeziehung der Eigentümer/ Nutzer etc. kläre und abstimme. Bei letztgenannten kompakten Systemen spielt übrigens der Anlagenschallpegel nur eine untergeordnete Rolle.

    Letztendlich, es gibt es aktuell eine ansehnliche Förderung durch die BAFA/ KfW für die Sanierung im Bestand. Das reduziert die Investitionkosten und sollte eingerechnet werden. Und bei guter Planung sowie Ausführung sollten die gestiegenen Mietkosten für die Modernisierung (wobei einen alten Wärmeerzeuger auszutauschen ist per se keine Modernisierung qua Gesetz), durch sinkende Heizkosten pari abgedeckt werden. Das Ergebnis: eine win-win-Situation für Eigentümer und Mieter. Gerrade in Zeiten stark steigender Preise für Öl & Gas und das langfristig.

    Sonnige Grüße aus Hanau (Hessen)

    Ralph Langholz

  2. Hallo zusammen,

    zu diesem Thema gibt es bestimmt mehr Antworten als Ja oder nein. In einem Mehrfamilienhaus ist sicherlich zu differenzieren, ob jede Wohnung für sich oder das gesamte Haus über eine zentrale Anlage beheizt wird. Eine Zentralheizung auszutauschen oder eventuell zu ergänzen ( bivalente Lösung ) ist wesentlich einfacher und kostengünstiger als diese Möglichkeit über Änderung der Verrohrung schaffen zu müssen.
    Ist dieser Part realisierbar, darf der Vermieter / Eigentümer sich erst einmal Gedanken über die Aufstellung der WP machen, um die entsprechende Lautstärke auch in den Nachtstunden einhalten zu können ( TAB Lärm ).
    Mit den heutigen Möglichkeiten und Kältemittel R290 ( Propan ) lassen sich bis -12°C Außentemperatur noch 60°C Vorlauftemperatur realisieren. Hier sollte jedoch die Wärmetauscher Fläche in den Wohnungen ( Heizkörper ) vergrößert bzw. geprüft werden, um die Vorlauftemperatur zu senken ( Wirtschaftlichkeit ).
    Fazit: Ist die Wärmepumpe realisierbar mit ja oder nein zu beantworten ist nicht möglich. Eine entsprechende Beratung und Amortisierungs Rechnungen ( BEG Förderung einbeziehen ) ist notwendig.
    Eine gut ausgelegte PV Anlage kann hier noch die Kombination interessanter machen.

    Für Rückfragen stehen wir mit unserem Team zur Verfügung
    Lieben Gruß
    Miguel Franco
    Alfred Kaut GmbH & CO aus dem schönen Wuppertal

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