Der Kompromiss zur Novellierung der F-Gase-Verordnung, der am 5. Oktober von EU-Parlament und -Rat gefunden wurde, sorgt für Meinungsäußerungen in der LüKK. cci Branchenticker fasst die bisherigen Stimmen zusammen.
cci Branchenticker hat am 6. Oktober über die vorläufige Entscheidung zur F-Gase-Verordnung berichtet: cci257093 und eine detaillierte Auflistung einiger Kernpunkte veröffentlicht, die der Verband der Deutschen Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF), die Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-Württemberg (LIK) und der Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV) erarbeitet haben (cci257159).
Karl-Heinz Thielmann, Präsident des Verbands Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF) kommentierte: „Mit der nun vorliegenden Vereinbarung können und müssen Betreiber und das Kälteanlagenbauerhandwerk für eine Zukunft nahezu ohne fluorierte Kältemittel planen. Auch wenn im Moment noch einige Fragen zum Novellierungstext offen sind, begrüßen wir, dass die EU-Gremien nach zähen Verhandlungen endlich zu einer Einigung gekommen sind. Den schnellen Phase-down der zur Verfügung stehenden Kältemittelmengen sehen wir jedoch sehr kritisch. Das wird absehbar zu Engpässen vor allem beim Service und der Wartung von Bestandsanlagen und voraussichtlich auch zu einer Zunahme des illegalen Kältemittelhandels führen.“
Markus Freund, Obermeister der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-Württemberg – Träger der Bundesfachschule, Maintal: „Die Bundesfachschule ist die größte Bildungseinrichtung der Kälte- und Klimabranche. Wir wissen daher aus erster Hand, dass es noch großen Schulungsbedarf für den Umgang mit natürlichen Kältemitteln sowohl bei Betreibern als auch im Kälteanlagenbauerhandwerk gibt. Diese Kältemittel sind entweder brennbar, toxisch oder es müssen sehr hohe Anlagendrücke beherrscht werden. Wir haben daher für mehr Zeit geworben, um alle Akteure ausreichend weiterbilden zu können. Diese Zeit wurde uns leider nicht zugestanden, obwohl die Schulungskapazitäten begrenzt und nicht beliebig ausbaubar sind.“
Heribert Baumeister, Bundesinnungsmeister des Bundesinnungsverbands des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV): „Die Novellierung der F-Gase-Verordnung wird alle in der Branche vor große Herausforderungen stellen. Große Bedenken haben wir vor allem beim Service- und Wartungsverbot von Kälteanlagen mit F-Gasen mit einem GWP über 750 ab 2032. Abertausende Anlagen sind davon betroffen, die 2032 noch lange nicht das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben werden. Diese vorzeitig außer Betrieb zu nehmen, widerspricht jeglichem Nachhaltigkeitsgedanken und stellt eine hohe finanzielle Belastung für deren Betreiber dar.“
Marco Masini, Präsident von Asercom, europäischer Verband der Kältetechnikindustrie, bezeichnete die Einigung als nützlichen Kompromiss. „Es ist ein sehr wichtiges Ergebnis, das zeigt, dass der Rat und das Parlament der Industrie und den Bürgern zuhören, um das gemeinsame Ziel der Dekarbonisierung zu erreichen. Wir waren etwas beunruhigt, vor allem wegen der unklaren Definitionen und Zeitpläne für den Ausstieg und das Verbot bestimmter Kühlanwendungen. Die spätere Positionierung der Verbote und einige Ausnahmeregelungen geben unseren Mitgliedern genügend Zeit, die fehlenden Komponenten für eine sichere und nachhaltige Umsetzung der europäischen Politik durch die OEMs zu entwickeln.“
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der Deutsche Umwelthilfe (DUH), sagte: „Dass der Umstieg auf natürliche Kältemittel machbar ist, sehen wir etwa bei Kälteanlagen in Supermärkten. Bei der letzten Überarbeitung der Verordnung vor zehn Jahren gab es noch große Bedenken, heute werden kaum noch Anlagen ohne natürliche Kältemittel verkauft. Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei den Wärmepumpen. Viele Hersteller weiten ihr Angebot aus – und das müssen sie nun auch, denn neu verkaufte Wärmepumpen dürfen spätestens in zehn Jahren nur noch mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden. Das ist auch deshalb mehr als sinnvoll, weil Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln zu den effizientesten auf dem Markt gehören.“
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