
Als ich vor einigen Wochen einen Kommentar zu den Aufgaben der neuen Bundesregierung geschrieben hatte, war ich gespannt auf die Pläne der neuen Wirtschaftsministerin hinsichtlich der Energiewende. Und hatte gehofft, dass die Politik auf die besten technischen Lösungen im Sinne der Dekarbonisierung setzen wird. Was bisher daraus geworden ist, versuche ich hier zu kommentieren.
Wahlkämpferisch motivierte Streitigkeiten rund um das Gebäudeenergiegesetz und die Wärmepumpe haben in den letzten zwei Jahren dafür gesorgt, dass Verbraucher verunsichert wurden, welche Technik im Heizungskeller und im Gebäude zukunftssicher und nachhaltig installiert werden sollte. Der Markt für Wärmepumpen verzeichnete deutliche Rückgänge. Jammern und Klagen war zu vernehmen, und Frust darüber, dass die Politik den Anstrengungen der Wärmepumpenbranche mit dem Aufbau neuer Kapazitäten und Arbeitsplätze anscheinend nicht folgen wollte. Energieexperten wie zum Beispiel Jan Rosenow, Programmleiter Energie an der Oxford University, mahnten, bei dieser Frage nicht die Fehler wie bei Solarenergie und Elektromobilität zu begehen: „Die Wärmewende ist zum politischen Spielball geworden und das hat viel kaputt gemacht.“ Deutschland habe Technologien, die eine Dekarbonisierung der Sektoren Gebäude und Verkehr ermöglichen, nicht ausgebaut und die Marktführerschaft Ländern wie China überlassen. Nun deuten neue Absatzzahlen bei Wärmeerzeugern darauf hin, dass sich der Anteil von Wärmepumpen in Deutschlands Gebäuden deutlich erhöht. Umfragen unter Wärmepumpenbesitzern haben ergeben, dass sie mit der Technik sehr zufrieden sind – bei den Gründen für die Anschaffung geht es nicht um Ideologie, sondern um Zuverlässigkeit, Tauglichkeit und Kosten. Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche äußerte sich im Handelsblatt am 19. Mai, dass sie die Zukunft der deutschen Heizungskeller in Gasheizungen kombiniert mit Solarthermie sehe. Zudem sagte sie, dass Schluss sein müsse mit dem „Zwang zur Wärmepumpe. Anstatt festzuschreiben, wo diese überall verbaut werden müssen, müssen wir CO₂-Reduktionsziele festlegen und den Hausbesitzern überlassen, wie sie diese erreichen“. Diesen behaupteten Zwang gibt es nicht. Ketzerische Stimmen könnten sagen: Bedeutet Technologieoffenheit ein „Weiter so“ im Hinblick auf fossile Energien und eine anhaltende Abhängigkeit von Gasimporten? Ganz zu schweigen von dem Bärendienst für die deutschen Unternehmen, die im Bereich nachhaltige Energiekonzepte wie zum Beispiel Großwärmepumpen und Wärmepumpen für Wohngebäude arbeiten und dafür beträchtliche Summen investiert haben. Geht die Reise nun wieder weg von der Wärmepumpe? Auf dem TGA-Kongress in Berlin bekräftigten mehrere Stimmen, dass Ressourcen klug und nachhaltig eingesetzt werden müssen. Frank Ernst, Geschäftsführer der TGA-Repräsentanz Berlin, sagte: „Viele technische Lösungen für klimaneutrale Gebäude sind bereits vorhanden.“ Es komme nun nicht darauf an, ob man diese einsetze, sondern wie schnell. Momentan deuten die Signale aus dem Wirtschaftsministerium – Gasheizung statt Wärmepumpe – wieder in die Vergangenheit.
Thomas Reuter
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Sehr geehrter Herr Reuter,
schön dass sie sich die Mühe machen und am GEG2024 herum schrauben. Einen offiziellen Zwang gibt so nicht, aber der Bürger empfindet das aber so nicht und ich meine mit Recht.
Als Beispiel: Ein Rentner (65 Jahre oder älter) der eine funktionierende Gasheizung hat, die vielleicht ca. 10-20 Jahre jung ist rechnet und denkt hier ganz anders. Der sagt sich 50.000 € kostet mich der Umstieg und wenn ich den CO2-Preis dagegen rechne bleibe ich lieber bei meiner jetzigen Heizung. Auch die jüngeren Bürger haben teilweise dieses Schema. Dann kommt noch dazu, dass halt doch viele glauben, dass der Strom nicht ausreichend wäre (siehe §14a). Hier sind der Stromanbieter und die Wirtschaft gefordert sich noch schneller zu bewegen. Das können die leider nicht, weil unser Datenschutz alles immer noch blockiert. Hier muss rigoros etwas mehr getan bzw. abgestellt werden. Das geht durch die ganze Branche durch, ob Autohaus, Handwerker, Stadtverwaltung etc. Wenn diese Weichen wieder richtig gestellt werden, wird es auch ein neues Bewusstsein geben. Auch die Wirtschaft kann dann anders handeln und das wäre gut. Der Wärmepumpen Einbau ist sehr sinnvoll. Leider haben sich einige wenn nicht sogar viele Firmen nur darauf eingelassen und ihr eigentliches Kerngeschäft zur Seite geschoben. Das Ergebnis beschreiben Sie gerade. Wir haben technische Lösungen, nur sollten wir dabei step by step verfahren. Dafür hätte doch jeder Verständnis und die Qualität der Einbauten würde sich um vielfaches verbessern.
Man könnte bestimmt noch mehr darüber nachdenken und schreiben, die Zeit drängt aber und wir sollten endlich einmal mit der Theorie (ist sehr gut) aufhören und das Ganze einfach pragmatischer angehen. Nur so ist es auch möglich, alle Bürger und auch die Wirtschaft in ein Boot zu bekommen, und das GEG 2024 könnte wieder in einer anderen Form weiter für den Bürger da sein. Das ist wohl auch von der Politik gefordert, nur an der Umsetzung muss noch etwas gefeilt werden.
Mit regnerischem Gruß
Olaf Mayer (SV)