Hochrechnungen der AG Energiebilanzen zufolge wird der Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2021 um rund 3 % gegenüber 2020 ansteigen.
Im November präsentierte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) auf Basis der bis inklusive September vorliegenden Daten eine Hochrechnung zum voraussichtlichen Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2021. Nach diesen Berechnungen erhöhte sich der Verbrauch an Energie in den ersten drei Quartalen 2021 auf 8.758 Petajoule (PJ) beziehungsweise 2.435 Mrd. kWh (1 PJ = 287 GWh). Das entspricht einem Anstieg um 3,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2020 schätzt die AGEB einen Energieverbrauch von 3.276 Mrd. kWh.
Gründe für die Energie-Entwicklungen
Wesentlich verantwortlich für den Verbrauchsanstieg ist laut AGEB die Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringere Windstromangebot wurde bei der Stromerzeugung durch konventionelle, meist fossile Energieträger ausgeglichen. Zusätzlich sorgte die gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich kühlere Witterung für einen Anstieg beim Verbrauch von Heizenergien. Verbrauchsdämpfend wirken der deutliche Preisanstieg sowie höhere Preise für CO2-Emissionszertifikate.
Heizöl und Treibstoffe: -7 %
Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich in den ersten neun Monaten 2021 um 7 %. Preis- und pandemiebedingt sank der Verbrauch von Benzin um 1,1 % und der von Dieselkraftstoff um 3,7 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich sogar um 38 %, da im Vorjahr viele Verbraucher bei niedrigen Preisen ihre Tanks aufgefüllt hatten. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg dagegen um 15,5 %. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um knapp 5 %.
Erdgas: +8,5 %
Der Erdgasverbrauch erhöhte sich um 8,5 %. Hauptursache dafür war die in den ersten fünf Monaten deutlich kühlere und größtenteils eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas in der Wärme- und auch in der Stromerzeugung führte.
Steinkohle: +20 %
Der Verbrauch an Steinkohle stieg in den ersten neun Monaten 2021 um 20 %. Beim Einsatz von Steinkohle zur Strom- und Wärmeerzeugung kam es als Folge der kühlen und der gegenüber 2020 windarmen Witterung zu einem Zuwachs von 28 %. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie nahm ebenfalls zu und erhöhte sich um 15 %.
Braunkohle: +25,6 %
Der Zuwachs um 25,6 % ist besonders darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahreszeitraum witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen in diesem Jahr bisher deutlich niedriger lag. Daher musste die Stromerzeugung auch durch den Einsatz von Braunkohle kompensiert werden.
Kernenergie: +8,2 %
Bei der Kernenergie kam es zu einem Anstieg bei der Stromproduktion um 8,2 %. Im Zuge des Kernenergieausstiegs stehen zum Jahresende 2021 die Stilllegungen der Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Grundremmingen C mit zusammen mehr als 4.000 MW Stromerzeugungsleistung an.
Regenerative Energien: -2 %
Die regenerativen Energien verminderten in den ersten neun Monaten ihren Beitrag zum Primärenergieverbrauch um insgesamt 2 %. Dadurch sank, auch infolge des gesamten Verbrauchsanstiegs, der Anteil der regenerativen Energie am gesamten Energieverbrauch (Energiemix) auf 16,1 %. Während die Wasserkraftwerke um 14 % zulegen konnten, kam es bei den Windenergieanlagen an Land zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 18 % und auf See um 14 %. Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen erreichte knapp die Höhe des Vorjahreszeitraums. Die Biomasse, deren Anteil an den regenerativen Energien bei über 50 % liegt, verzeichnete infolge der kühleren Witterung einen Verbrauchsanstieg um 3 %.
Energiebedingte CO2-Emissionen
Für das Gesamtjahr 2021 rechnet die AGEB mit einem Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von gut 4 %. Maßgeblich für diese Schätzung ist neben dem witterungs- und konjunkturbedingten Verbrauchsanstieg auch der leichte Rückgang des Anteils der regenerativen Energien am Gesamtverbrauch. In der Stromerzeugung wurde die verminderte Windstromerzeugung wettbewerbsbedingt vor allem durch gesicherte Leistung aus Stein- und Braunkohlekraftwerken ausglichen.
Der Beitrag wurde für cci Wissensportal von Dr. Manfred Stahl erstellt (Stand: November 2021).
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