Den Anlass zur intensiveren Betrachtung der VDI 6034 „Raumkühlflächen – Planung, Bau und Betrieb“ lieferte die Zuschrift eines Lesers. Darin beklagt er als Hersteller von Kühldeckensystemen einen unfairen Wettbewerb durch unlautere oder irreführende Angaben zu flächenbezogenen Leistungen von Kühldecken in Prüfzeugnissen und Ausschreibungen. Diese gaukeln Fachplanern oder Betreibern höhere Leistungen vor, als im späteren Betrieb tatsächlich erreicht werden können. Dies kommt daher, weil bei Angaben zu Kühldeckenleistungen unscharf zwischen aktivierter Fläche (Fläche des Kühlregisters), Aktivierungsgrad, belegter Fläche, Deckenfläche und Raumfläche unterschieden wird.
„Leider sehen wir seit Jahren bei einigen Herstellern, dass die notwendigen Umrechnungen gemäß VDI 6034 für realistische und korrekte Leistungsangaben nicht erfolgen. Diese Unternehmen setzen den Prüfzeugniswert für die Kühlregister für die Deckenfläche ein. Der Kunde erhält dadurch eine bis 30 % geringere Gesamtkühlleistung. Kühldeckenhersteller, die zur Vergabe ihre Leistungen sauber umrechnen, haben gegen diese Unternehmen oft keine Chance im Wettbewerb. Der Planer hat das nötige Fachwissen bezüglich dieser Umrechnungen meist nicht und kann diesen Sachverhalt somit auch nicht prüfen“, so die Klage des Leserbriefschreibers.
Die Redaktion hat diesen wichtigen Sachverhalt auf Basis von gültigen technischen Regeln zur Klärung nachfolgend mit Unterstützung von Prof. Ulrich Busweiler, Vorsitzender der VDI 6034, zusammengefasst.
Der Artikel wurde im September 2020 von Dr. Manfred Stahl durchgesehen.
Artikelnummer: cci49995
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Sehr geehrter Herr Dr. Stahl,
wir als Hersteller finden es super, dass Sie diese Thema ansprechen und klarstellen.
Noch größer ist dieses Spiel bei der Auslegung von Gipskarton Heiz-/Kühldecken, da es hier keine Bezugsabmessungen wie im Beispiel bei Metalldecken gibt.
Bei GK-Decken wird meistens die Belegungsdichte = Aktive Fläche/Raumfläche betrachtet. Dies macht die Bewertung/Vergleichbarkeit der EN-Messung zum Projekt vor allen für den Planer zumindest nicht leichter. Da bei GK-Decken meistens eine hohe Belegungsdichte benötigt wird um die gewünschte Gesamtleistung zu erreichen, ist diese Spiel mit den hohen aktiven Leistungswerten (gemessen mit geringen Belegungsdichten) noch interessanter.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine weitere Auslegungsvariante aufmerksam machen, mit der die aktive Fläche (ergänzend zu dem Artikel) reduziert wird.
Es gibt Untersuchungen zu Kühldecken, dass z.B. durch warme Fassaden, dezentrale Lasteinbringung die Kühlleistung im Projekt höher ist als durch die EN-Messung ermittelt.
Hieraus werden nun Leistungssteigerungen bis zu 20% begründet und entsprechend die aktive Fläche reduziert.
Das es diese Faktoren gibt, es richtig. Ob die Höhe dieser Faktoren in allen Projekten gleich ist, oder auch für alle Räume innerhalb eines Projektes gleich sind, ob die Faktoren sich einfach addieren lassen, könnte ich seriös nicht bewerten (Ich denke eher nicht).
Das heranziehen dieser Leistungssteigerung verbirgt sich oft hinter „Leistung unter Einbaubedingungen“ oder „Grundlage der Berechnung ist die EN …….“ und wird von Planer, ich denke meistens unbewusst, übernommen.
Versucht man nun die geforderte Kühlleistung über den EN-Wert abzudecken, steht man kalkulatorisch schlechter dar.
Wenn dieser Effekt für ein Projekt berücksichtigt werden soll, muss er für alle Systeme gleich angesetzt und entsprechend ausgewiesen werden. Die Frage bleibt dann, wer legt dieser Wert/Faktor fest?
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung.
Mit freudlichen grüßen
Rainer Laudenberg
wg-plan GbR