Agora Energiewende: Energieverbräuche und CO2-Emissionen in Deutschland 2022

Nachfolgend hat cci Wissensportal aus dem Bericht der Agora Energiewende wichtige Informationen zu Energieverbräuchen und CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2022 zusammengefasst.

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Bericht:
Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2023 (Januar 2023)

Verfasser:
Agora Energiewende, Berlin

Umfang:
106 Seiten

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Zusammenfassung

Während der Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2022 um 4,7 % auf 3.448 Mrd. kWh und damit auf den niedrigsten Stand seit 1989 gesunken ist, stagnierten gleichzeitig die CO2-Emissionen bei 761 Mio. t (2021: 766 Mio. t). Zwar war 2022 ein Rekordjahr für die Stromerzeugung aus regenerativen Energien, doch in der Energiekrise führte der verstärkte Einsatz von Kohle und Öl zur Substitution von Erdgas dazu, dass die CO2-Emissionen lediglich um knapp 0,7 % zurückgingen. Dadurch wurde die im Klimaschutzgesetz für 2022 auf maximal 756 Mio. t CO2 festgelegte Emissionsgrenze um 5 Mio. t verfehlt. Im Vergleich zum Referenzjahr 1990 betrug 2022 die Emissionsminderung knapp 39 % und lag damit leicht über dem Klimaziel von 40 %. Wesentlich verantwortlich für diese Überschreitung sind die Sektoren Verkehr und Gebäude, während die Bereiche Energieerzeugung und Industrie die Klimaschutzvorgaben leicht unterschreiten.

Abbildung 1: Entwicklung der erreichten Treibhausgasemissionen in Deutschland von 1990 (Basisjahr) bis 2022 in den einzelnen Sektoren sowie das Ziel für 2030 gemäß Klimaschutzgesetz. (Alle Abb. © Agora Energiewende)

Auf Basis dieser Ergebnisse fordert die Agora Energiewende die Bundesregierung auf, 2023 dringend strukturelle Maßnahmen umsetzen, um sowohl die Klimaziele als auch die Energiesicherheit zu erreichen: „2022 sind die Klimaziele aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten. Auch das im Koalitionsvertrag für 2022 angekündigte Klimaschutzsofortprogramm ist die Regierung schuldig geblieben“.

Der Primärenergieverbrauch 2022 in den Sektoren

Abbildung 2: Die Verteilung der 2022 in Deutschland eingesetzten Primärenergien im Vergleich zu 2021. Zuwächse gab es bei Öl, Kohlen und regenerativen Energien, während der Einsatz von Gas und Kernkraft rückläufig war.

Energiewirtschaft (Emissionsanteil 33,5 %)
Die CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft stiegen 2022 auf 255 Mio. t CO2 (+8 Mio. t = +3,2 % zu 2021). Diese Entwicklung ist wesentlich auf die höhere Verstromung von Kohle aufgrund stark gestiegener Erdgaspreise zurückzuführen. In Summe wurde damit das im Klimaschutzgesetz vorgeschriebene Reduktionsziel von 257 Mio. t CO2 aber knapp eingehalten.

Industrie (Emissionsanteil 22,7 %)
Die Industrie verzeichnete infolge von Spar- und Effizienzmaßnahmen sowie Produktionseinbußen mit 173 Mio. t CO2 einen Emissionsrückgang um 8 Mio. t (-4,4 %). Trotz verstärktem Einsatz von Kohle und Öl als Ersatz für Erdgas hielt der Industriesektor damit das Klimaziel für 2022 von 177 Mio. t ein.

Verkehr (Emissionsanteil 19,7 %)
Im Sektor Verkehr lag der CO2-Ausstoß mit 150 Mio. t CO2 (2021: 148 Mio. t) deutlich über dem für 2022 erlaubten Wert von 139 Mio. t CO2. Gründe für die Zielverfehlung sind laut Agora das nach dem Corona-Rückgang wieder angestiegene Verkehrsaufkommen und fehlende politische Maßnahmen zur Emissionsreduktion.

Gebäude (Emissionsanteil 14,9 %)
Die Emissionen im Gebäudebereich verringerten sich 2022 gegenüber 2021 zwar um 7 Mio. t CO2 (-5,8 %), dennoch wurde mit einem Wert von 113 Mio. t CO2 das für 2022 vorgegebene Sektorziel von 108 Mio. t um 5 Mio. t überschritten. Mehr zum Bereich Gebäude lesen Sie im weiteren Beitrag.

Die Stromerzeugung 2022

Abbildung 3: Verteilung der Stromerzeugung in Deutschland 2022 auf die verschiedenen dazu eingesetzten Energien und Energieträger.

2022 erzeugten fossile Energien (Gas, Kohle, Öl) rund 50 % des Stroms von insgesamt 551 Mrd. kWh. Gleichzeitig lieferten die regenerativen Energien (Wind, Solar, Wasser, Biomasse) aufgrund guter Witterungsverhältnisse mit 248 Mrd. kWh – das ist ein neuer Rekordwert – etwa 45 % der elektrischen Energie (+10 % gegenüber 2021). Durch das planmäßige Abschalten von Kraftwerken sank der Anteil der Kernkraft an der Stromerzeugung auf etwa 6 %.
Bei den regenerativen Energien hatte die Windkraft mit 126 Mrd. kWh einen Anteil von rund 50 %. Gleichzeitig stieg die Stromproduktion aus Solaranlagen aufgrund eines überdurchschnittlich guten Sonnenjahrs und eines Zubaus von 7,2 GW auf 60 Mrd. kWh (+23 % gegenüber 2021). Insgesamt betrug die Regenerative-Energien-Kapazität am Jahresende 2022 rund 148 GW und damit 9,6 GW mehr als 2021.
Trotz dieser guten Entwicklung warnt Agora: „Das Rekordjahr für regenerative Energien ist wetterbedingt und damit kein struktureller Beitrag zum Klimaschutz. Deutschland steuert auf eine massive Lücke beim Erneuerbaren-Ausbau zu. Insbesondere die Ausbau-Krise bei der Windenergie dauert an, hier kamen 2022 nur rund 2 GW hinzu. Die Regierung muss jetzt entschieden und schnell nachbessern, denn wir brauchen ab 2023 eine Verdreifachung beim Zubau, um das 2030-Erneuerbaren-Ziel zu erreichen“. In den kommenden acht Jahren müsse hierfür der Zubau bei Solar auf 19 GW jährlich, bei Windkraft an Land auf 7 GW und bei Windkraft auf See auf knapp 3 GW im Jahresschnitt ansteigen.

Der Gebäudesektor im Jahr 2022

Abbildung 4: Prozentuale Verteilung der Gebäude-Effizienzklassen A+ bis H auf den Gebäudebestand in Deutschland.

Laut Agora-Bericht ist die energetische Qualität des Wohngebäudebestands nach wie vor überwiegend mangelhaft. Einer Hochrechnung auf Basis der Energieausweise zufolge fallen rund 30 % der gesamten Gebäudefläche in die beiden schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H mit einem Endenergiebedarf von über 200 kWh/m²a. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern sind es sogar 40 %. Obwohl Wärmepumpen bei Neubauten und Modernisierungen in den letzten Jahren stark zugenommen haben, dominieren im Gebäudebestand weiterhin Heizungen mit Gas (49 %) vor Öl (25 %) und Wärmenetzen (14 %). 2022 hatten Wärmepumpen erst einen Anteil von rund 3 % im Gebäudebestand.

Wie Agora weiter berichtet, wuchs 2022 besonders durch die stark gestiegenen Energiepreise und durch höhere Förderanreize das Interesse an Energieberatungen für Wohngebäude deutlich an. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gingen 2022 monatlich bis zu zehnmal mehr Anträge ein als noch im Jahr 2020. Insgesamt wurden bis einschließlich November 2022 bereits über 127.000 Anträge für Energieberatungen eingereicht, während 2020 nur knapp 25.000 Anträge gestellt wurden. Das Interesse an Energieberatungen für Nichtwohngebäude erhöhte sich laut Agora ebenfalls stark, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Wohngebäuden. Grundsätzlich bleiben tatsächlich durchgeführte Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Qualität von Gebäuden aber weit hinter dem bekundeten Interesse zurück. 2020 waren immer noch 36 % aller Wohngebäude komplett unsaniert, weitere 50 % nur teilsaniert.

Der Beitrag wurde für cci Wissensportal von Dr. Manfred Stahl erstellt (Stand: Januar 2023)

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