VBI-Konjunkturumfrage 2023

Die wirtschaftliche Situation der Ingenieurunternehmen in Deutschland ist zu Jahresbeginn weiter angespannt. Dies zeigt die nun veröffentlichte Konjunkturumfrage des Verbands Beratender Ingenieure.

Anzeige
Die EPBD fordert, dass pro Jahr mindestens 2 % des Gebäudebestands energetisch modernisiert wird. (Abb. © moritz/stock.adobe.com)
Die EPBD fordert, dass pro Jahr mindestens 2 % des Gebäudebestands energetisch modernisiert wird. (Abb. © moritz/stock.adobe.com)

Demnach sind insbesondere krisenbedingte Störungen der Projektabläufe – wie Materialmangel und Bauzeitverzögerungen – für wirtschaftliche Einbußen und Mehraufwände verantwortlich, dies beklagen 49 Prozent der teilnehmenden 440 Unternehmen. Die Situation wird verschärft durch gekündigte oder zurückgestellte Aufträge durch Auftraggeber. Bei öffentlichen Aufträgen sind hiervon 38 % der Unternehmen betroffen und bei privaten Aufträgen sogar 52 %. Der Auftragsbestand hat sich dementsprechend um rund einen Monat auf zehn Monate reduziert. Einen weiteren Auftragsrückgang erwarten 35 %, dies ist eine Verdoppelung gegenüber der Lage vor einem Jahr.

Hinzu kommt die Limitierung der Kapazitäten durch Personalmangel bei den Ingenieuren sowie Fachkräften. Dies beklagen 63 beziehungsweise 40 % der Ingenieurunternehmen. Ganze 90 % der Unternehmen können Ingenieurstellen nicht zügig besetzen. Insgesamt führt die angespannte Lage zu einer zurückhaltend skeptischen Perspektive auf das neue Jahr. Insgesamt erwartet jedes dritte Unternehmen 2023 einen Umsatzrückgang.

Hierzu erklärt VBI-Präsident Jörg Thiele: „Die Umfrage zeigt die weiterhin angespannte Lage der gesamten Baubranche. Wir brauchen Investitionen und Verlässlichkeit, nur so können Kapazitäten erhalten und ausgebaut werden, um die Klimawende, Verkehrswende, mehr Wohnungsbau und die Sicherung unserer Infrastruktur garantieren zu können. Bei der weiteren Streichung oder Stornierung von Projekten aufgrund gestiegener Material- und Energiekosten besteht die Gefahr, dass die Krise über Jahre verschleppt wird.“

Auszüge aus dem Inhalt

  • Etwa 39 % (172) der Befragten (insgesamt wurden 438 Teilnehmer befragt) gehören dem Hoch- und Ingenieurbau an.
  • 26 % der Unternehmen beschäftigen bis 9 Mitarbeiter, 18 % beschäftigen 20 bis 49 Mitarbeiter und 17 % beschäftigen 10 bis 19 Mitarbeiter.
  • Auf die Frage nach den Einflüssen, die 2022 maßgeblich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens beeinflusst haben, waren die Top 3 Ingenieurmangel (63 %), gestörte Projektabläufe (49 %) und Mangel an Bauzeichnern/technischen Fachkräften (40 %).
  • Auf die Frage „Wie beurteilen Sie Anfang 2023 die Geschäftslage Ihre Unternehmens?“ hieß es „gut“ (61 %), „sehr gut“ (19 %) und „ausreichend“ (17 %).
  • „Wie entwickelte sich der Umsatz von 2021 auf 2022? „unverändert“ (41 %), „Anstieg“ (35 %) und „Rückgang“ (24 %).
  • Zur Entwicklung des Auftragsbestands in den vergangenen sechs Monaten sagten die Befragten: „unverändert“ (49 %), „Rückgang“ (27 %) und „Anstieg“ (25 %).
  • Die Frage, ob in den vergangenen sechs Monaten Aufträge öffentlicher Auftraggeber gekündigt oder die Leistungserbringung zurückgestellt wurden, hieß es „nein“ (62 %) beziehungsweise „ja, einzelne“ (36 %). Bei den privaten Auftraggebern sah die Lage schon etwas kritischer aus. Hier gaben 49 % der Befragten an, dass einzelne Aufträge gekündigt oder die Leistungserbringung zurückgestellt wurden. 47 % sagten allerdings „keine Kündigungen“.
  • Der Auftrageingang 2023 hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert (42 %) oder ist sogar gestiegen (19 %) beziehungsweise um 10 % geringer (17 %).
  • Die Höhe des durchschnittlichen Auftragsbestands beträgt 11 Monate. 51 % erwarten einen unveränderten Auftragseingangoder einen geringen Rückgang (29 %).
  • Die öffentlichen Auftraggeber zahlen „fristgerecht“ (63 %) oder „verzögert“ (36 %); die privaten sogar zu 73 % fristgerecht und 27 % verzögert.
  • Gefragt nach der erwarteten Umsatzentwicklung sagen 23 %, sie erwarten einen Anstieg, 48 % sagen „unverändert“.
  • HOAI: 54 % der Befragten gaben an, dass sie 2022 25 % ihres Umsatzes mit Leistungen außerhalb der HOAI-Leistungsbilder erwirtschaftet haben.
  • Personalbestand: 64 % gaben an, er sei „unverändert, jeweils zu gleichen Teilen „mangels geeigneten Bewerbern“ und „planmäßig unverändert“. Auch 2023 erwarten 67 % einen unveränderten Personalbestand.
  • Voraussehbar erscheint die Antwort auf die Frage „Können Sie vakante Ingenieursstellen schnell und qualifiziert besetzen?“: 90 % sagen „nein“.
  • Details und Grafiken gibt es unter vbi.de.

    cci194524