BACtwin als Geschichte der Zwangsläufigkeit

Für das technische Gebäude- und Energiemanagement benötigen alle größeren Immobilien Systeme mit fabrikatsneutraler Datenkommunikation. Als Mittel der Wahl zur Vernetzung technischer Anlagen hat sich hierfür bei nahezu allen Bauherren und Betreibern das BACnet-Protokoll durchgesetzt. Doch das Protokoll allein bringt keine Zukunftssicherheit. Darüber waren sich die Betreiber größerer Immobilienportfolios einig, die an der Fachtagung einer Iconag-Leittechnik zur Digitalisierung der Gebäudeautomation mit BACnet im Sommer 2022 teilgenommen haben.

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Notwendigkeit von BACnet-Vorgaben

Betreiber, die mehrere Gebäude mit Gebäudeautomationssystemen (GA-Systemen) unterschiedlicher Hersteller von zentraler Stelle aus managen möchten, machen die Erfahrung, dass es nicht ausreicht, nur den BACnet-Standard nach Vorgaben der DIN EN ISO 16484 „Systeme der Gebäudeautomation (GA)“, des Arbeitskreises Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV) oder anderer Regelwerke vorzuschreiben. Denn als die DIN EN ISO 16484 zwischen 1995 und 2005 formuliert wurde, herrschte der sogenannte Buskrieg und man musste den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den konkurrierenden Standards Profibus, FND, LON, EIB/KNX und BACnet finden. So konnten die zukunftsweisenden BACnet-Objekte und -Properties (Objektparameter, zum Objekt gehörende Informationen) nicht genannt werden, wodurch eine Normungs-Lücke entstand.
Da die Bauherren und Planer keine Vorgaben zu der Verwendung der BACnet-Objekte und deren Properties machten, nutzte der Markt dies, um Bauherren bei Erweiterungen unter dem Deckmantel von BACnet auf den Erstlieferanten festzulegen. Dies beeinträchtigte massiv die Fabrikats- und Herstellerunabhängigkeit der Bauherren. Denn bis heute ist diese Normungslücke Ursache für Medienbrüche zwischen Bauherrenvorgaben, Planungsoutput, Engineering und Betrieb von GA-Systemen. Bauherren können je nach Integrator und Hersteller für identische Anlagen unterschiedliche Lösungen erhalten, sodass der mögliche Nutzen in der Praxis nicht immer ankommt.
Doch sind es letztlich Informationen, die die Basis für Digitalisierung darstellen, auch in der Gebäudeautomation. Grundsätzlich liefert BACnet mit seinen Objekten und Properties als „Weltsprache der GA“ diese Informationen. Um Energiekosten zu reduzieren oder die Betriebsweise dem Bedarf anzupassen, müssen diese Informationen interpretierbar sein. Damit sie für die Gebäudeautomation hersteller- und fabrikatsübergreifend sichergestellt werden können, braucht es ferner klare Vorgaben und deren Einhaltung seitens der Bauherren beziehungsweise Planer.

BACtwin und GA-Funktionsliste gemäß DIN EN ISO 16484 Teil 3

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