Ohne (ehrliche) Wärmewende keine Energiewende

Anlässlich der 10. Deutschen Wärmekonferenz am 24. September in Berlin nahmen die drei „Spitzenverbände der Heizungsbranche“ Stellung zu den aktuellen Beschlüssen des Klimakabinetts. Benjamin Meißner, Hauptstadtkorrespondent von cci Zeitung, war vor Ort.

Von links: Uwe Glock, Michael Hilpert und Johannes Börner (Abb. © cci Dialog GmbH)
Der Kabinettsausschuss Klimaschutz der Bundesregierung, allgemein als Klimakabinett bezeichnet, hatte am 20. September seine Beschlüsse zur Erreichung der Klimaziele 2030 vorgestellt. Im Sektor „Bauen und Wohnen“ sollen energetische Sanierungsmaßnahmen wie der Heizungstausch ab dem 1. Januar 2020 durch Steuerabzug und Erhöhung der KfW-Förderprogramme um 10 % steuerlich gefördert werden. Der Umstieg von alten Öl- und Gasheizungen auf klimafreundliche Anlagen oder direkt auf regenerierbare Wärme soll einer „Austauschprämie“ von 40 % der Investitionssumme gefördert werden. Bereits ab 2026 soll in Gebäuden, in denen eine klimafreundlichere Wärmeerzeugung möglich ist, der Einbau von Ölheizungen nicht mehr erlaubt sein. (siehe auch hier).

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und der Deutsche Großhandelsverband Haustechnik (DG Haustechnik) zogen zu den Vorschlägen des Klimakabinetts grundsätzlich ein positives Fazit mahnten jedoch eine schnelle Umsetzung durch Bundestag und Bundesrat an.

CO2-Ziele im Gebäudesektor bis 2030 (Abb. © Bundesregierung) ZVSHK-Präsident Michael Hilpert zeigte auf, dass man mit den Diskussionen der letzten zehn Jahre viel Zeit verloren habe, die nun dringend aufgeholt werden müsse. Dafür stehe das Handwerk „grundsätzlich zur Verfügung“. Außerdem sei es wichtig, akademische Diskussionen über Zukunftstechnologien künftig hinter verschlossenen Türen zu führen, um die Endkunden nicht weiter zu verwirren und von dringend notwendigen Investitionen abzuhalten. Dazu müssten Negativdiskussionen vermieden werden, um die Menschen für die notwendigen Maßnahmen zu begeistern.

BDH-Präsident Uwe Glock forderte die zeitnahe Feinausgestaltung der Maßnahmen unter Einbeziehung der Verbände. Für weitere zwölf Monate Diskussion fehle die Zeit. Außerdem sei es wichtig, den Menschen ehrlich mitzuteilen, dass die Energiewende jeden Bürger Geld kosten werde. Den Kapazitätsengpässen des Handwerks könnte die Industrie bereits mit vorkonfektionierten Systemen begegnen, die schon heute bis zu 40 % der Arbeit des Handwerkers in die Fabrik verlegen könnten.

Johannes Börner, 1. Vorsitzender DG Haustechnik, stellte eine nicht repräsentative Umfrage bei Besuchern von Ausstellungen der Mitgliedshändler vor. Daraus sei klar erkennbar, dass Zuschüsse grundsätzlich wirksam seien, jedoch die Beschaffung der Informationen sowie die Antragsprozedur selbst von den Befragten als schwierig bis abschreckend eingestuft wurden. Daran müsse weiter gearbeitet werden, um die Energiewende positiv zu beeinflussen.

Mitglieder von cci Wissensportal finden die drei Statements unter „Anhänge“.

Artikelnummer: cci72348

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