Sieht so das Ingenieurbüro 2030 aus: Machen Roboter die Arbeit?

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, an die Zukunft zu denken, den Blick über das Tagesgeschäft hinaus zu lenken“, so VBI-Präsident Jörg Thiele gestern (7. November) in Bamberg anlässlich des VBI-Kongresses 2019 zum Thema „Ingenieurbüro 2030 – Bleibt Kreativität menschlich?“. cci Branchenticker war vor Ort. Worum ging es genau?

Die Moderatoren des VBI-Kongresses 2019 (von links:) Roboter „Pepper“, VBI-Hauptgeschäftsführer Roland Engels und VBI-Präsident Jörg Thiele (Abb. © cci Dialog GmbH) Die Baubranche boomt (noch), Planungs- und Projektsteuerungsleistungen von Ingenieuren und Architekten sind gefragt, viele Planungsbüros arbeiten hart an der Kapazitätsgrenze, suchen dringend qualifiziertes Personal. Der Einzug digitaler Technologien wird das Bauen in den kommenden Jahren von Grund auf verändern, erfolgreiche Geschäftsmodelle von heute über den Haufen werfen. „Darauf wollen wir unsere Mitgliedsunternehmen einstellen, Denkanstöße vermitteln und die unternehmerischen Sinne dafür sensibilisieren, wo neue Geschäftsmodelle entstehen, der Kollege Roboter an die Bürotür klopft“, erläuterte Thiele.
Die deutsche Autoindustrie habe gezeigt, wie man es nicht macht. Gerade noch gefeiert, jagen die Konzerne derzeit der selbst verschlafenen Zukunft hinterher – Ausgang ungewiss, betont VBI-Vorstand Stephan Weber. Die VBI-Verbandsführung wolle den Planungsbüros, vor allem den eigenen Mitgliedsunternehmen, ein ähnliches Desaster ersparen, so Weber: „Stillstand bedeutet Rückschritt. Wer sich jetzt nicht in Richtung Zukunft bewegt, wird schon bald von der rasanten Entwicklung abgehängt“.
Stand in den vergangenen Jahren unter dem Stichwort Building Information Modeling (BIM) vor allem die Methodik des Planen und Bauens im Mittelpunkt des brancheninternen Diskurses, richtet der VBI mit seinem Kongress jetzt den Blick auf die Büros selber und die Branchenstrukturen, „weil die Digitalisierung nicht nur Arbeitsprozesse verändert, sondern neue Leistungsbilder und Geschäftsmodelle hervorbringen wird“, so VBI-Präsident Thiele.
Als Impulsgeber und Diskussionspartner für die 230 Kongressteilnehmer hatte der VBI den österreichischen Trendforscher und Strategieberater Franz Kühmayer eingeladen, der seine Vision von der Zukunft unserer Arbeit vorstellte und die Ingenieure mit der unbequemen Frage konfrontierte, wie viel Kreativität ihre Arbeit tatsächlich erfordert. KI-Forscher Prof. Andreas Dengel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ging der Frage nach, welche Unterstützung im Arbeitsalltag von KI und anderen datenbasierten Technologien zu erwarten ist.

„Wir hoffen, dass vom diesjährigen VBI-Kongress ein spürbarer Schuss Optimismus ausgeht, der den Ingenieur- und Architektenunternehmen im VBI dabei hilft, die Herausforderungen des digitalen Wandels erfolgreich zu meistern“, blickt VBI-Präsident Thiele nach vorn.

(Abb. © Center for Environmental Energy Engineering/University of Maryland)Anmerkung der Redaktion
Roboter in der LüKK? Gar nicht abwegig: Am Center for Environmental Energy Engineering der Universität Maryland haben Wissenschaftler bereits 2016 einen Roboter-Prototyp mit der Mission „Wohlfühltemperatur herstellen“ gebaut. Betritt man beispielsweise leicht erhitzt sein Büro, erkennt der Roboter, ob die ihm per Gesichtserkennung zugeordnete Person gerade friert oder schwitzt (im Bereich +/- 4 K zur Raumtemperatur). RoCo soll seinem Nutzer dann aus etwa 1 m Entfernung Luft ins Gesicht oder auf die Brust pusten.

Artikelnummer: cci72768

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