F-Gase: Parlamentarisches Frühstück in Brüssel

Zum Thema „Auswirkungen der EU-F-Gase-Verordnung auf Umwelt, Energieverbrauch und praktische Umsetzung“ trafen sich EU-Parlamentarier, Vertreter der Europäischen Kommission, Kälte-Klima-Fachverbände sowie Interessenvertreter und Fachunternehmen am 13. November in Brüssel. Aus Deutschland nahmen Vertreter von BIV und ZVKKW teil.

(Abb. © BIV)
Eingeladen hatten SMEunited, der europäische Dachverband der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Europäischen Union, und die Wirtschaftskammer Österreich unter der Schirmherrschaft der österreichischen EU-Abgeordneten Angelika Winzig. Das Treffen war mit mehr als 50 Teilnehmern sehr gut besucht.

Umsetzung der F-Gase-Verordnung
Ein Themenschwerpunkt war die Umsetzung der F-Gase-Verordnung 517/2014 durch die Kälte-, Klima- und Wärmepumpen-Fachbetriebe. Die Herausforderungen wurden von Jürg Hagleitner, österreichischer Bundesberufsgruppenobmann Kälte- und Klimatechnik, dargestellt. Hagleitner berichtete über die Emissionsminderung von 1990 bis 2010 um ca. 80 % (bezogen auf das CO2-Äquivalent), die durch die Umstellung auf Kältemittel mit geringeren GWP-Werten, eine bessere Anlagentechnik, die deutliche Senkung der Leckageraten und die Verringerung der Kältemittelfüllmengen bei Neuanlagen erreicht wurde. Laut Hagleitner sieht die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche aber den Umstand kritisch, dass sich die F-Gase-Verordnung lediglich mit den Stoffen und deren GWP-Werten befasst, jedoch keine gesamtheitliche Beurteilung zugrunde legt. Die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche fordert daher eine ganzheitliche Betrachtung und Bewertung der Umwelt- und Sicherheitskriterien an Hand eines 4-Säulen-Modells bestehend aus: Ökoeffizienz (TEWI), Energieeffizienz, Sicherheit und Gesundheit sowie die Machbarkeit und Überschaubarkeit von Anlagen. Dieses 4-Säulen-Modell sollte den weiteren Überlegungen zur F-Gase-Verordnung zugrunde gelegt werden. Hagleitner führte abschließend aus: „Was die Branche braucht, ist eine Revision der F-Gase-Verordnung, die den ökologischen Fußabdruck in der Gesamtauswirkung verkleinert und damit der Verantwortung für die kommenden Generationen gerecht wird.“

Bente Tranholm-Schwarz, Generaldirektion Klimapolitik der Europäischen Kommission (DG Clima), wies auf die rasante Steigerung der CO2-Emissionen im Kälte-Klima-Sektor in den letzten Jahren hin. Diese Entwicklung gelte es zu begrenzen. Kritisch angemerkt wurde, dass viele kleine und mittlere Unternehmen nicht auf den F-Gase-Phase-down reagieren und nach wie vor keine alternativen Kältemittel einsetzen. Hier müsse ein sofortiges Umdenken erfolgen. Hilfestellung zum Umstieg wird von der Industrie gegeben.

ASERCOM-Präsident Wolfgang Zaremski berichtete über die mittlerweile dem Markt zur Verfügung stehenden Produkte seiner Mitgliedsbetriebe für alternative Kältemittel. Er erläuterte, dass die europäischen Komponentenhersteller den F-Gase-Phase-down unterstützen, aber insbesondere der Energieeffizienz der Produkte einen höheren Stellenwert einräumen. Diese Aussage wurde mit zahlreichen Grafiken der aktuellen europäischen und weltweiten Emissionswerte und Emissionsverringerungsziele gestützt. In diesem Zusammenhang wäre es begrüßenswert, wenn Zahlen zur Umstellung von Anlagen auf alternative Kältemittel bzw. Zahlenwerte von Recycling- und aufgearbeiteter Ware erhoben werden. Des Weiteren machte Zaremski darauf aufmerksam, dass bei fortschreitendem Phase-down mehr natürliche und brennbare Kältemittel eingesetzt werden. Neben den Anforderungen an die Anlagensicherheit ist insbesondere bei Wartungs-, Reparatur- oder Außerbetriebssetzungs-Arbeiten eine latente Unfallgefahr gegeben.

Illegale
Zur Frage der illegalen Einfuhr von Kältemitteln außerhalb des EU-Quotensystems liegen der Kommission laut Tranholm-Schwarz zurzeit keine gesicherten Zahlen vor. Unabhängig hiervon werde man künftig den Kampf gegen illegal in die EU eingeführte Kältemittel aber verstärken. Für die Industrie ist das Thema der illegalen Kältemittel-Importe laut Zaremski ebenfalls auf der Tagesordnung. Er stellte die im Rahmen der ASERCOM-Mitarbeit bei der Initiative Coolektiv eruierten Schmuggelwege vor. Zudem wurden die außerhalb der EU beteiligten Länder und die zugehörigen innereuropäischen Vertriebswege aufgezeigt.
 

Artikelnummer: cci73385

Schreibe einen Kommentar

E-Paper