PVT-ready: Wärmepumpen für hybride Photovoltaik-Thermie-Kollektoren

Werden Photovoltaik-Thermie-Kollektoren (PVT) als Wärmequelle genutzt, müssen Wärmepumpen besondere Anforderungen erfüllen. Denn je nach Sonnenstrahlung müssen diese in der Lage sein, die teils erhebliche Schwankungen der Soletemperaturen in den Kollektoren effizient und ohne Störung zu verarbeiten. So kann die Temperatur der Sole in den PVT-Kollektoren im Sommer auf bis zu 70 °C ansteigen, wohingegen sie im Winter deutlich häufig mit Minusgraden vom Dach zum Wärmepumpenverdampfer kommt.

Bisher sind Sole/Wasser-Wärmepumpen jedoch insbesondere auf geothermische Wärmequellen ausgerichtet, deren Temperatur über das Jahr bei Erdkörben zwischen -5 und 25 °C schwankt, bei Erdsonden sind es meist 0 bis 25 °C. Ein deutlich weiter gefasster Bereich der Verdampfereintrittstemperatur ist daher das entscheidende Kriterium, wenn eine Wärmepumpe „PVT-ready“ sein soll.

Konsortium untersucht Fortschritte und Defizite bei der PVT-Readiness

Nicht alle Wärmepumpen erfüllen diese Anforderungen. Aus diesem Grund hat das Konsortium „integraTE-XL“ untersucht, welche auf dem deutschen Markt angebotenen Wärmepumpen bereits regelungstechnisch und/oder mit einem angepassten Kältekreisdesign auf diesen anspruchsvollen Betrieb optimiert sind. integraTE-XL wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und zielt auf die Marktetablierung und Verbreitung von PVT-Kollektoren und -Wärmepumpen in bestehenden großen Mehrfamilienhäusern und Gewerbeliegenschaften ab. An diesem Thema arbeiten drei Forschungsinstitute gemeinsam:

  • Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg
  • Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) der Universität Stuttgart
  • Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH)

Darüber hinaus unterstützen 19 Industriepartner das Vorhaben (siehe Abbildung 1), darunter PVT-Hersteller, Wärmepumpensystemanbieter, Contractoren sowie Firmen, die Objekte mit PVT-Kollektoren und Wärmepumpen im Projekt messtechnisch untersuchen lassen. Das Konsortium ist damit gut aufgestellt, um unter anderem präzise Kriterien für PVT-ready-Sole/Wasser-Wärmepumpen zu definieren. Projektleiter ist Korbinian Kramer vom Fraunhofer ISE.

Abbildung 1: Industriepartner des Konsortiums „integraTE-XL“ (Abb. © IntegraTE XL)

Definition von PVT-ready-Wärmepumpen

Bei der Beurteilung von PVT-ready-Wärmepumpen müssen grundsätzlich zwei Systemvarianten unterschieden werden: Dienen die PVT-Kollektoren als alleinige Wärmequelle oder arbeiten sie in Kombination mit einer Geothermiewärmequelle? Das Konsortium von integraTE-XL hat sich auf folgende Definitionen geeinigt:

  • Bei PVT als alleiniger Wärmequelle sind Sole/Wasser-Wärmepumpen PVT-ready, wenn der freigegebene Quelltemperaturbereich der Wärmepumpe für die unter typischen lokalen Betriebsbedingungen von den PVT-Kollektoren gelieferten Temperaturen ausgelegt ist. Die maximale thermische Leistung der Wärmepumpe für die niedrigste zulässige Temperatur der Wärmequelle und eine typische Betriebstemperatur (zum Beispiel 55 °C für die Trinkwassererwärmung) muss zusätzlich zu den Standardbetriebspunkten nach DIN EN 14511 Teil 2 „Luftkonditionierer, Flüssigkeitskühlsätze und Wärmepumpen für die Raumbeheizung und -kühlung und Prozesskühler mit elektrisch angetriebenen Verdichtern: Prüfbedingungen“ angegeben sein. In Deutschland liegt der Quelltemperaturbereich zwischen -15 und 70 °C. Die maximal erlaubte Quellentemperatur kann zum Beispiel durch ein spezielles Design des Kältekreises oder durch ein Mischventil eingehalten werden, das durch die in die Wärmepumpe integrierte Regelung angesteuert wird.
  • Bei PVT als additiver Wärmequelle sind Sole/Wasser-Wärmepumpen PVT-ready, wenn die Wärmepumpe den Anschluss von mehreren Wärmequellen ermöglicht. Zusätzlich muss die Regelung der Wärmepumpe die Wärmequelle mit der höheren Temperatur ansteuern können und dabei den freigegebenen Quelltemperaturbereich der Wärmepumpe einhalten.
Tabelle 1 (pdf Download unter Anhänge): Übersicht ausgewählter Wärmepumpen mit allgemeinen technischen Kenngrößen. In der letzten Zeile in Klammern sind verkaufte Stückzahlen von anderen Wärmepumpentypen der jeweiligen Hersteller angegeben, die mit PVT-Kollektoren betrieben werden. (Quelle: Herstellerangaben)
Tabelle 1 (pdf zum Download unter „Anhänge“): Übersicht ausgewählter Wärmepumpen mit allgemeinen technischen Kenngrößen. In der letzten Zeile in Klammern sind verkaufte Stückzahlen von anderen Wärmepumpentypen der jeweiligen Hersteller angegeben, die mit PVT-Kollektoren betrieben werden. (Quelle: Herstellerangaben)
Abbildung 2: Eine 12-kW-Wärmepumpe, die von einem 43 m² großen PVT-Kollektorfeld Wärme bezieht (Abb. © PA-ID Process)
Abbildung 3: Antworten von den acht Wärmepumpenanbietern, die an der Befragung teilgenommen haben, auf die Frage, ob sie den aufgeführten Aussagen im Hinblick auf den deutschen PVT-Markt zustimmen oder nicht. (Abb. © IntegraTE-XL)
Tabelle 2 (pdf zum Download unter „Anhänge“): Übersicht der Funktionen, die für PVT-ready entscheidend sind, im oberen Bereich der Tabelle für den Betrieb als alleinige Wärmequelle und im unteren Bereich für den Betrieb von PVT-Kollektoren in Kombination mit Erdwärme (Quelle: Herstellerangaben)
Abbildung 4: Photovoltaik-Thermie- Kollektorfeld auf dem Neubau eines Mehrfamilienhauses in Hameln (Abb. © ISFH)
Abbildung 4: Photovoltaik-Thermie- Kollektorfeld auf dem Neubau eines Mehrfamilienhauses in Hameln (Abb. © ISFH)

*Die Autorin Bärbel Epp, Inhaberin der Agentur Solrico, Bielefeld, ist Projektpartnerin bei IntegraTE. (Abb. © Solrico)

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