Neues von der EU-Kältemittel-Farce

Auf der 18. europäischen Konferenz über aktuelle Kälte- und Kühltechniken am 6. und 7. Juni in Milan, beteuerte Niccolò Costantini, Fachreferent des Bereichs Klimawandel der Europäischen Kommission, es sei unwahrscheinlich, dass der Handel von Privatleuten mit Kältemittelflaschen und kleinen nachfüllbaren Behältern die allgemeinen Umweltziele gefährden könnte. Warum stellt sich die EU blind?

Illegale Kältemittel werden häufig in Einwegzylindern geliefert, ein Verpackungstyp, der bereits seit 2007 in Europa verboten ist. (Abb. Cooling Post) Costantini bestand darauf, es gebe keine konkreten Belege für einen weiträumigen illegalen Kältemittelhandel oder dafür, dass illegale Iso-Container die EU erreichten. Damit ist er in Widerspruch zu den Belegen, die die Environmental Investigation Agency (EIA) präsentierte. 2018 kamen illegale Kältemittel mit einem CO2-Äquivalent von 16,3 Mio. t auf Europas Märkte. Allein basierend auf allein den chinesischen Außenhandelszahlen sei der illegale Handel mit HFC großräumig und betrage über 16 % der Kältemittelquote von 2018. Studien der Kältemittelhersteller sprechen sogar von 20 %. Die EIA-Studie „Doors Wide Open“ ermittelte, dass HFCs offenbar direkt von China nach Europa geliefert werden, vor allem über Russland, die Ukraine, die Türkei und Albanien. Auf den griechischen, bulgarischen und rumänischen Märkten soll der Anteil illegaler Kältemittel 50 bis 80 % betragen.
Spätestens seit in Bulgarien über zehn Tonnen illegaler Kältemittel in Einwegcontainern beschlagnahmt wurden – bereits im Jahr 2017! -, hätte die EU eigentlich ihre Haltung ändern können. Die Kältemittel – 200 11,3-kg-Zylinder R410A und 777 10,9-kg-Zylinder R404A – stammen aus als „Isobutan“ gelabelten illegalen Lieferungen aus Rumänien. Laut Gesetz müssen illegale Importe entweder zerstört oder reexportiert werden. Der bulgarische Zoll wollte einen „Sonderweg“ gehen und die Kältemittel am 24. Juli versteigern – R404A für 108,30 € und R410A für 23,12 €. Trotz erheblicher Kritik aus der Kältebranche hielt Bulgarien zunächst an ihrer Absicht fest, obwohl der festgesetzte relativ hohe Preis das Kältemittel für einen Reexport unwirtschaftlich machte, es auf dem europäischen Markt aber verboten war. Aber schlussendlich erklärte sich Bulgarien am 24. Juni bereit, das Kältemittel nun doch zu zerstören, zumal bis zum 21. Juni keine schriftlichen Kaufangebote eingegangen waren.

Anmerkung der Redaktion

Dass Bulgarien, ein Land, das das Armenhaus Europas genannt wird und seit vielen Jahren unter Korruption sowie der bulgarischen Mafia leidet, Schwierigkeiten mit dem Rechtsverständnis haben könnte, ist nachvollziehbar. Aber es ist verblüffend, festzustellen, mit welchem Eifer die EU die illegalen Kältemittelexporte immer noch verharmlost. Man kann vermuten, dass die illegalen Importe der EU-Kommission „ins Geschäft“ passen. Denn der europäische Kältemittelmarkt 2018 hat – trotz dem Phase-down auf 115,3 Mio. t CO2-Äq. die offizielle Quote nicht überschritten. Das kann man als politischen Erfolg werten. Das Coolektiv-Mitglied Chemours vermutet aber, dass die Einhaltung der offiziellen Quote nur aufgrund des illegalen Kältemittelhandels möglich war.

Artikelnummer: cci70589

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