Meinung: Schickt die EU die LüKK in die Vollkatastrophe?

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Dr. Manfred Stahl, manfred.stahl@cci-dialog.de (Abb. © cci Dialog GmbH)

Die aktuell in den EU-Gremien geführten Diskussionen zu möglichen künftigen Verwendungsverboten von synthetischen Kältemitteln erschüttern mich tief. Im schlimmsten Fall droht der gesamten LüKK in wenigen Jahren eine Zäsur mit extremen Veränderungen, die aus heutiger Sicht kaum zu bewältigen sein werden.

In den Diskussionen um Kältemittel stand bisher die F-Gase-Verordnung und die darin geforderte schrittweise Verringerung der Treibhauswirksamkeit der Substanzen im Mittelpunkt. Doch nun werden diese Diskussionen um einen für die LüKK noch viel gravierenderen Faktor ergänzt. Am 10. Februar erläuterte cci Branchenticker den Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zu einem Verbot zu Herstellung, Verwendung und Inverkehrbringen von über 10.000 umweltschädigenden Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Von diesem Verbot betroffen wären zum Beispiel die Kältemittel R125 und R134, HFO (beispielsweise R1234yf, R1234ze, R1233zd) und auch alle Kältemittelmischungen wie R410A und R407C, die die zuvor genannten Substanzen als Komponenten enthalten. Ich schätze, dass ein solches Verbot weit über 90 % aller Kältemittel betreffen würde, die derzeit in neuen und in bestehenden LüKK-Anlagen verwendet werden. So blieben für nahezu alle Anwendungen in neuen LüKK-Anlagen und Wärmepumpen, egal, welche Leistungen diese haben, bis auf wenige Ausnahmen nur noch natürliche Kältemittel übrig, die überwiegend brennbar sind.
Damit hätte aus meiner Sicht ein solches Verbot das Potenzial, die heutige Kältetechnik komplett zu revolutionieren, inklusive massiven Auswirkungen auf alle Betreiber von LüKK-Anlagen in der Wirtschaft und der Industrie. Und es ist zu befürchten, dass der Schmuggel von dann verbotenen Kältemitteln in die EU drastisch zunimmt.
Zugegeben, ich habe zuvor den schlimmsten Fall einer Verbotsverordnung beschrieben. Aber dieser könnte, so auch Aussagen von LüKK-Verbänden („Seit diesen Informationen brennt bei uns die Hütte“), durchaus eintreten. Zwar werden zum Verbot auch Ausnahmeregelungen zum Beispiel für Services an Bestandsanlagen erörtert, doch ob und in welcher Form diese kommen, ist völlig offen. Derzeit werden die Vorschläge zu den Verboten in zuständigen EU-Gremien geprüft. Dabei können sich Interessengruppen noch einbringen und auf die möglichen enormen Auswirkungen solcher Verbote verweisen. Wohl Anfang 2024 wird die EU-Kommission über die Vorschläge der Gremien und über weitere Schritte beraten. Experten erwarten, dass eine endgültige Umsetzung der Verbote inklusive Übergangszeiten Anfang der 2030er Jahr in Kraft treten könnte. Es bleibt also noch etwas Zeit bis zur möglichen, erzwungenen LüKK-Revolution.
Ich kann nun nur hoffen, dass diese Verbote möglichst glimpflich ausfallen werden und der LüKK dann auch genügend Zeit eingeräumt wird, um sich neu auszurichten.

Beste Grüße
Ihr Dr.-Ing. Manfred Stahl
manfred.stahl@cci-dialog.de

cci196584

3 Kommentare zu “Meinung: Schickt die EU die LüKK in die Vollkatastrophe?

  1. Hallo Herr Dr. Stahl, hallo Arne Bast, hier braucht man nicht mehr viel hinzuzufügen. “ Nämlich jede Menge qualifizierte ? Menschen auf dem Arbeitsmarkt „. Im Moment ist es sehr schwer sich vorzustellen, wenn es dann doch passiert. Hier sollte die EU einmal überlegen, mit wem sie eigentlich diese Umsetzung durchführen will. Heute haben wir Gesprächsstoff über PFAS und Morgen über PROPAN. Wir werden immer weiter versuchen unsere Kälteanlagen so zu verbessern und damit den sicheren Umgang im Einklang mit der Umwelt fort zusetzen. Das ist und war immer schon auf der Agenda der Fachbetriebe für Klima- und Wärmepumpenanlagen gestanden. Immer mehr neue Gesetze werden das Klima auch nicht retten, das Gegenteil wird dabei erzeugt. Es sollte ausgewogen und für jedes Profil anwendbar sein.
    Olaf Mayer (SV)

  2. Die Problematik mit den Kältemitteln und den zugehörigen Kältemaschinen besteht seit längerer Zeit.
    Es macht Probleme einem möglichen Auftraggeber und späteren Nutzer zu erklären, dass es eine Unsicherheit bei der Auswahl einer Kältemaschine oder eines VRF/VRV-Systems mit Zukunftssicherheit gibt. Ein Besuch der Chillventa konnte auch keine echten Hinweise geben.

  3. Moin Herr Dr. Stahl,
    ich vermute, das tragische Missverständnis zwischen Politik und Wirtschaft liegt darin, dass die EU vermutet, wir würden aus „wirtschaftlichen Interessen“ mit der „alten“ Technik mehr Geld verdienen wollen und uns deshalb Innovationen sperren. Das Gegenteil ist der Fall. Jede Gesetzesänderung macht die Anlagentechnik aufwendiger und teurer. Wir werden verdammt zum Geld verdienen. Wären wir noch in den 90ern könnten wir uns lächelnd zurücklehnen und uns auf das rasante Wachstum freuen. Leider fehlen uns dafür aber ein paar unwichtige Kleinigkeiten, nämlich jede Menge Menschen auf dem Arbeitsmarkt.

Schreibe einen Kommentar

E-Paper