- Anforderungen an hochreine OP-Räume
- So funktioniert die Opragon-Lüftung
- Ausführungsbeispiel
- Ergänzende Beiträge in cci Wissensportal
Im Oktober 2023 hat die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Berlin, eine aktualisierte Fassung ihrer „Krankenhaushygienischen Leitlinie für die Planung, Ausführung und Überwachung von Raumlufttechnischen Anlagen für OP-Bereiche und Eingriffsräume“ veröffentlicht. Darin wird das Lüftungskonzept auf Basis des „Temperaturkontrollierten Airflow“ (TcAF, Markenname „Opragon“) der Avidicare AB, Lund (Schweden), als alternatives Lüftungssystem erwähnt. Somit kann Opragon laut Avidicare ebenso wie die in der DIN 1946 Teil 4 “Raumlufttechnische Anlagen in Gebäuden und Räumen des Gesundheitswesens“ (2018) beschriebenen Systeme der Turbulenzarmen Verdrängungsströmung (TAV) für die Raumklasse Ia und der Turbulenten Mischlüftung (TML) für die Raumklasse Ib eingesetzt werden. Links zu Zusammenfassungen der DGHK-Leitlinie und zur DIN 1946 Teil 4 in cci Wissensportal stehen am Ende des Beitrags.
Burkhard Schlautmann, Sales Manager Deutschland, Österreich und Schweiz der Avidicare AB, fasst Informationen zur OP-Lüftung und zum Opragon-System zusammen.
Anforderungen an hochreine OP-Räume
Um das Risiko von Infektionen an der Operationsstelle zu verringern, muss die Anzahl der Mikroorganismen im Raum minimiert werden. Für infektionsanfällige Operationen ist dazu eine kontrollierte hochreine Umgebung erforderlich. Bei weniger infektionsanfälligen chirurgischen Eingriffen reicht auch ein geringerer, hochwertig (HEPA) gefilteter Zuluftvolumenstrom für hygienisch akzeptable Bedingungen aus. Vorgaben und Klassifikationen zur Partikelfreiheit von OP- und Behandlungsräumen inklusive der geeigneten Messverfahren zu deren Nachweis enthält die DIN EN ISO 14644 „Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche. Teil 1: Klassifizierung der Luftreinheit anhand der Partikelkonzentration“ (2016). Diese definiert neun Reinheitsklassen ISO 1 bis ISO 9 in Abhängigkeit von der Partikelanzahl pro m³ Raumluft.
Turbulenzarme Verdrängungsströmung (TAV)
Der europäische Krankenhausstandard für hochreine Lüftungssysteme sind bisher TAV-Decken (Turbulenzarme Verdrängungsströmung). Der Nachteil solcher TAV-Decken besteht allerdings darin, dass sie einen großen Teil der Deckenfläche einnehmen und oft höhere Zuluftgeschwindigkeiten benötigen, um den aufsteigenden Konvektionsströmen von Personal und Geräten und dem Bakterienstrom im OP entgegenwirken zu können. Höhere Luftgeschwindigkeiten und Luftvolumenströme bedeuten aber einen höheren Energieverbrauch und führen möglicherweise zu Geräuschen und Zugluft, die das Operationsteam stören. Zudem schützt eine TAV-Lüftungsdecke nur die Mitte des Raums (Schutzbereich) und den Bereich oberhalb des OP-Tisches, nicht aber den restlichen Raum. In der Peripherie eines so belüfteten OP kann es durch Konvektionsströme und Turbulenzen zu den Patientenschutz gefährdenden Luftkeimkonzentrationen kommen.
Weiterhin ist in der DIN 1946 Teil 4 geregelt, dass zu Beginn eines Planungsprozesses zum Errichten eines Ia-OPs durch eine Positionierungsanalyse der tatsächlich erforderliche Schutzbereich festgestellt und damit die Größe des TAV-Feldes bestimmt werden muss. In der Praxis wird dieses Procedere nur selten durchgeführt. Daher wird in den meisten Fällen die in der DIN 1946 Teil 4 beschriebene Beispielgröße eines TAV-Feldes von 3,20 m x 3,20 m gewählt. Untersuchungen zeigen, dass die daraus resultierenden Schutzbereiche oft zu klein sind und somit eine Gefährdung des Patienten begünstigt wird (Quelle dazu am Ende des Beitrags). Gleichzeitig würden größere TAV-Felder mehr Energie (höhere Luftvolumenströme) benötigen und den Installationsraum für die Medizintechnik einschränken.
Turbulente Mischlüftung (TML)
Herkömmliche Turbulente Mischlüftungssysteme (TML) sind nicht in der Lage, während der Operation zuverlässig hochreine Bedingungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten, insbesondere bei niedrigen Luftwechselraten (20 h-1). Selbst bei sehr hohen Luftwechselraten (60 h-1) gemäß DIN 1946 Teil 4 wird eine hochreine Raumluft nur in Kombination mit sehr dichten Bekleidungssystemen zuverlässig erreicht. Dies hat negative Auswirkungen auf Komfort, Sicherheit und Kosten.
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