Ein Platz in den Top 10 ist begehrt. Nicht nur in Sport-Ranglisten, bei Buch-Bestsellern oder den Musik-Charts. Auch in der Hitliste der beliebtesten Ausbildungsberufe möchte man eigentlich am liebsten ganz vorne dabei sein. Mechatroniker für Kältetechnik sind von einer Topplatzierung jedoch weit entfernt. Wieso? Ist es eine Frage des Geldes?
In dieser Woche findet die bundesweite „Woche der Ausbildung“ statt. In unterschiedlichen Aktionen werben Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendberufsagenturen gemeinsam mit Partnern aus Handwerk und Industrie für die betriebliche Ausbildung. Unter dem Motto „Zukunft will gelernt sein“ öffnen viele Unternehmen ihre Türen und informieren junge Menschen über ihre Ausbildungsangebote. 324 Ausbildungsberufe werden gelistet, mehr als ein Drittel davon im Handwerk. Wer jedoch in der aktuellen Rangliste der Ausbildungsberufe (Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, BIBB) nach „Mechatroniker für Kältetechnik“ sucht, wird unter den Top 10 nicht fündig. Auf Platz eins steht vielmehr ein Dauerbrenner: der Kraftfahrzeugmechatroniker – mit 21.939 neuen Ausbildungsverträgen im vergangenen Jahr. Doch wo bleibt der Mechatroniker für Kältetechnik? Der taucht erst auf Platz 62 auf – immerhin eine Verbesserung um drei Rangplätze im Vergleich zu 2022. Im vergangenen Jahr wurden in diesem Gewerk 1.638 neue Verträge geschlossen, 97,6 % der Auszubildenden sind Männer.
Nun kann und sollte man sich die Frage stellen, wieso Kältetechnik im Ranking nicht ganz so weit oben steht wie andere Ausbildungsberufe. Und das gerade jetzt, in Zeiten der Wärmewende. Der Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV) rührt jedenfalls kräftig die Werbetrommel, beispielsweise mit seiner 2023 prämierten Nachwuchskampagne „Der coolste Job der Welt“ oder mit dem Ende Februar zum zweiten Mal ausgelobten Ausbildungspreis. Zahlreiche Innungsbetriebe engagieren sich seit vielen Jahren für die Ausbildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den Nachwuchs im eigenen Hause sicherzustellen. Warum dann Platz 62?
Mir kam letztens dazu ein Gedanke: Liegt es etwa an der Bezahlung? Ein Blick auf die tarifliche Ausbildungsvergütung zeigt, dass ein Mechatroniker für Kältetechnik laut BIBB im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer (42 Monate) hinweg im Monat 915 € brutto verdient. Bei den SHK-Anlagenmechanikern sind es 907 €. Deutlich weniger als in anderen Berufen. Der gesamtdeutsche Durchschnittswert bei der tariflichen Vergütung Auszubildender lag 2023 bei 1.066 € im Monat. Ich wundere mich, wieso die Ausbildung gerade in den Bereichen SHK und Kältetechnik – und generell im Handwerk – unterdurchschnittlich vergütet wird. Wo doch gerade auch hier ein großer Mangel an Fachkräften herrscht. Ich erinnere mich an die Mitgliederversammlung des BIV letztes Jahr. Auch dort wurden die Themen Ausbildung, Ausbildungsdauer und so weiter diskutiert. Die Ausbildungsvergütung stand zwar nicht auf der Tagesordnung, der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) plädierte jedoch für eine Novellierung des Berufsbildes Mechatroniker für Kältetechnik. BIV-Vorstand Torsten March machte sich in der Versammlung mehrfach dafür stark, „alles auf den Prüfstand zu stellen und auf einem weißen Blatt Papier ganz neu anzufangen“ – von der Berufsbezeichnung über die Ausbildungsinhalte bis zur Prüfungsordnung. Mitte April, bei der nächsten Mitgliederversammlung des BIV, wird das Thema Ausbildung voraussichtlich wieder auf der Agenda stehen. Auf die Ergebnisse bin ich gespannt.
Ihr Torsten Wiegand
torsten.wiegand@cci-dialog.de
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Lieber Torsten,
da hast du wirklich Recht. Warum wird in den Bereichen SHK und Kältetechnik – und generell im Handwerk – unterdurchschnittlich vergütet. Viele Betriebe haben einfach Angst davor, die Lehrlingsstunde zu vergüten, die Monteurstunde neu anzupassen. Da geht aber schon seit mehr als 30 Jahren so. Das Problem ist: Keine eigene Wertschätzung, kein Selbstvertrauen etc. Mehr kann man dazu auch gar nicht mehr sagen. Jedes Gespräch über eine Azubi-Erhöhung im 1. Lehrjahr auf 1.250,00 € stößt auf Widerstand. Da wir im Handwerk keinen Widerstand haben möchten, bleiben wir bei dem Alt hergebrachten. Nach dem Motto: das war schon immer so…
Damit einen sonnigen Gruß aus Hemsbach, auch wenn keine Sonne im Moment scheint.
Olaf Mayer (SV)