Digitalisierung im technischen Gebäudemanagement (Teil 2)

Teil 2: Daten interpretierbar machen

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Digitalisierte Gebäude häufen heute mehr Daten als je zuvor an. Doch oft bleiben diese ein unverständliches Zahlenmeer. Unterschiedliche Bezeichnungen, Formate und Strukturen machen aus der Datenflut eine Blackbox, die innovative Anwendungen ausbremst. Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems liegt darin, diese Daten interpretierbar zu machen: einheitlich strukturiert, semantisch beschrieben und für jedes System lesbar. Wie Standards wie BACtwin und der Digitale Zwilling den Weg ebnen und wie sich dieser Prozess heute automatisieren lässt, zeigt dieser Teil 2 der Beitrags-Serie zur Digitalisierung im technischen Gebäudemanagement.

Von der Datensammlung zur Datennutzung

In Teil 1 der Serie hat Christian Wild, Geschäftsführer der Iconag Leittechnik GmbH, Idar-Oberstein, gezeigt, welche Anforderungen ein zukunftssicheres Managementsystem für die Gebäudeautomation erfüllen sollte – von der Unterstützung offener Standards über klare Schnittstellen bis zu Aspekten der IT-Sicherheit (siehe cci300448). Doch wer sich in der Praxis umsieht, erkennt schnell: Selbst die modernsten Systeme nützen wenig, wenn sie lediglich Daten sammeln.
Zahlenreihen, Messwerte und Schaltzustände sind zunächst nur Rohmaterial. Erst wenn diese Daten im Kontext verstanden werden, entsteht daraus echtes Wissen, das zur Optimierung und Steuerung von Gebäuden und deren Anlagen genutzt werden kann.
Die entscheidende Frage lautet also: Wie schaffen wir es, Daten so aufzubereiten, dass Maschinen, Software und Menschen sie eindeutig interpretieren können, sodass aus der viel zitierten „Digitalisierung“ echte Wertschöpfung entsteht.

Das Problem heterogener Daten im Gebäudebestand

Wer im Gebäudebestand arbeitet, kennt das: Anlagen aus unterschiedlichen Baujahren und Herstellerwelten kommunizieren über eine Vielzahl von Bussystemen wie BACnet, Modbus, KNX und proprietäre Protokolle. Historisch gewachsene Bedienphilosophien und Namenskonventionen machen die Lage nicht besser.
Hinzu kommen uneinheitliche Bezeichnungen. Was in einer Anlage „Vorlauf_Temp“ heißt, kann in einer anderen als „T_VL“ und in der nächsten als „Temperature Flow“ auftauchen. Auch die Einheiten können variieren: Was in einem System in Grad Celsius angegeben ist, wird im nächsten vielleicht in Kelvin dargestellt. Manchmal fehlen Metadaten sogar vollständig. Solche Unterschiede mögen im Einzelfall banal wirken. In Summe jedoch führen sie zu enormem Mehraufwand, sobald Daten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt werden sollen. Das macht solche Integrationsprojekte komplex, teuer und fehleranfällig. Jede neue Schnittstelle, jede Erweiterung erfordert erneut manuelle Arbeitsschritte, in denen Fachleute Datenpunkte suchen, verstehen und „übersetzen“ müssen.

Abbildung 1: Heterogene Datenpunkte – je nach Hersteller, Gebäude oder System unterscheiden sich Namen, Formate, Beschreibungen und Einheiten. (Abb. © Entendix)
Abbildung 2: Das Gebäude als Blackbox verhindert den automatisierten Zugriff und die Verarbeitung von Betriebsdaten (Abb. © Entendix)
Abbildung 3: Die Verwaltungsschale als digitaler Zwilling technischer Assets (Abb. © Entendix)
Abbildung 4 Im Zusammenspiel mit KI-Analysen schafft der digitale Zwilling BACtwin Transparenz und Struktur. (Abb. © Entendix)

*Dr.-Ing. Maximilian Both ist Co-Gründer und Co-Geschäftsführer der Entendix GmbH, Bonn. Einem Tech-Startup, das mit einer IoT- und KI-basierten Plattform an der Digitalisierung und nachhaltigen Transformation technischer Gebäudeinfrastruktur arbeitet. (Abb. © Entendix)

Rückblick und Ausblick: Teile 1, 3 und 4 der Serie „Digitalisierung im technischen Gebäudemanagement

Welche konkreten Anforderungen sich aus dem GEG für die einzelnen Gewerke ergeben, wurde beziehungsweise wird mit Unterstützung verschiedener Experten der betroffenen Gewerke in drei weiteren Fachbeiträgen aufgezeigt. Die Themen der kommenden Fachbeiträge lauten:

  • Teil 1: Anforderungen an zukunftssichere Managementsysteme für die Gebäudeautomation und Perspektiven für die HLK-Branche (siehe cci300448), Autor: Christian Wild, Geschäftsführer Iconag Leittechnik GmbH, Idar-Oberstein
  • Teil 3: Technisches Monitoring (siehe cci304971), Autor: Patrick Lützel, Business Development Manager Smart Building & Security, TÜV Süd AG, München
  • Teil 4: Schnittstellen zu Drittsystemen und Bereitstellung zur Digitalisierung am Beispiel des Wartungsmanagement (siehe cci306271), Autor: Gerald Boller, Geschäftsführer, Exapris GmbH, Ober-Olm

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