Für zahlreiche neue Heizungen ist ab 26. September ein Energieeffizienzlabel vorgeschrieben. Allerdings fördert das Label keinen Effizienzwettbewerb und ist für Verbraucher wenig hilfreich.
(Abb. VdZ) So die Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW. „Das Label ist nicht annähernd so hilfreich bei der Kaufentscheidung wie die Labels etwa für Kühlschränke oder Fernseher“, so Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW. Das neue Etikett ordnet mit Gas, Öl oder Strom betriebene Wärmeerzeuger, einschließlich Wärmepumpen, den Effizienzklassen A++ bis G zu. „Tatsächlich bleiben die unteren Klassen von C bis G leer. Der Neugerätemarkt wird komplett im gelben und grünen Bereich abgebildet. Dadurch unterstützt das Label allenfalls bei der Entscheidung für eine bestimmte Technologie. Denn sämtliche Öl- und Gas-Brennwertkessel sind in Klasse A, Wärmepumpen in A+ oder A++ eingestuft – unabhängig davon, wie teuer sie etwa im Betrieb sind. „Wenn eine aber Wärmepumpe mit sehr schlechter Jahresarbeitszahl noch eine optimale Einstufung erhält, hilft das Label nicht bei der Auswahl des richtigen Geräts“, so Sieverding. Ergänzende Angaben, die diese Funktion übernehmen könnten, gibt es bei den Heizungslabels, anders als bei Elektrogeräten, nicht. Auch verbieten sich Rückschlüsse von den Effizienzklassen auf die Betriebskosten und die Klimabilanz, da hier Systeme mit unterschiedlichen Energieträgern verglichen werden. Aufgrund der Ähnlichkeit zu den Etiketten auf Elektrogeräten könnten Verbraucher zudem fälschlich annehmen, dass allein das Gerät entscheidend für die Effizienz des Systems ist. Bei Heizungen spielt aber auch die Einbausituation eine große Rolle, die durch das Label gar nicht abgebildet werden kann. „Hier besteht trotz und teilweise sogar wegen des Effizienzlabels erheblicher Beratungsbedarf“, so Sieverding.
„Das Heizungslabel kann nur ein Baustein einer fundierten Entscheidung sein. Modernisierer und Bauherren sollten sich fachkundig beraten lassen. Hier kommt es auch auf effiziente Technik, einen kostengünstigen und sauberen Energieträger und die gute Einbindung im Haus an“, so Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas.
Ein Beispiel macht deutlich, wie leicht das Effizienzlabel zu Missverständnissen führen kann: Eine Erdgas-Brennwertheizung mit Solarthermie erhält ab September das Label A+, eine Split-Elektrowärmepumpe das bessere Label A++. Doch eine vergleichende Modellrechnung der Studie Modernisierungskompass vom Institut für technische Gebäudeausrüstung (ITG), Dresden, zeigt: Das bessere Label ist in diesem Fall mit Blick auf Kosten und Klima die schlechtere Wahl. Die Elektrowärmepumpe ist nicht nur teurer in der Anschaffung, sie bringt auch höhere Betriebskosten mit sich. Und sogar bei der Umweltbelastung schneidet die Kombination Erdgas/Solar besser ab.
Die Kritik der Verbraucherzentrale NRW wird durch eine forsa-Umfrage im Auftrag von Zukunft Erdgas bestätigt. Demnach interpretieren die Verbraucher das Effizienzlabel höchst unterschiedlich. In einer repräsentativen Befragung hat das Institut forsa ermittelt, was Verbraucher unter einer „guten Effizienzklasse“ bei Heizungen verstehen.
– 45 % der Befragten gehen davon aus, dass hiermit die besonders effiziente Umwandlung des Energieträgers in Wärme gemeint sei.
– 30 % der Befragten sehen darin einen Hinweis auf besonders ökologisches Heizen.
– 19 % meinen, ein grünes Label weise auf eine besonders kostengünstige Heizung hin.
Die Position der Verbraucherzentrale NRW zum Energieeffizienzlabel für Heizungsanlagen mit weiteren Aspekten steht zum Download bereit unter www.vz-nrw.de.
Artikelnummer: cci35044
Jede Art der Vervielfältigung, Verbreitung, öffentlichen Zugänglichmachung oder Bearbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit gesonderter Genehmigung der cci Dialog GmbH gestattet.