Meinung: Dicke Bretter bohren

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)

Die LüKK braucht Fachleute. Dabei werden nicht nur viele Handwerker, Techniker, Planer, Entwickler und Verkäufer gesucht, sondern es besteht auch ein großer Bedarf an Fachkräften in der Kommunikation. Das hat vor allem die umfassende Debatte um Heizsysteme und damit auch um Wärmepumpen gezeigt.

Eigentlich sollte man meinen, die Technik und ihre Fakten sprächen für sich, doch dem ist nicht so. Ich meine, dass besonders in der Kommunikation für die Themen der LüKK in die breite Öffentlichkeit noch dicke Bretter zu bohren sind. In den letzten Jahren und Monaten setzt sich der Trend fort, an entscheidenden Schnittstellen zwischen Handwerk, Industrie und Politik neue Stellen zu schaffen und diese mit ausgewiesenen Kommunikationsfachleuten zu besetzen. So wie in der Verbandslandschaft beim VDKF und aktuell beim FGK, beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und beim Verband Asercom, der bereits seit vielen Jahren in Brüssel ansässig und tätig ist.

Spricht denn die Technik der LüKK nicht genug für sich allein? Reichen denn die ökomischen und ökologischen Vorteile zum Beispiel von Wärmepumpen nicht aus, um die breite Öffentlichkeit und damit den Massenmarkt zu überzeugen? Offensichtlich tun sie das nicht, denn eine der Folgen der teils sehr emotional geführten Diskussion um Wärmepumpen (und deren Förderung) sind die stark zurückgehenden Absatzzahlen. Das kann ja eigentlich keiner wollen. Daher bin ich davon überzeugt, dass die faktenbasierte, transparente und nachvollziehbare Kommunikation – und bitte keine Greenwashingversuche – über die wichtigen Themen der LüKK intensiviert werden muss.

Dabei darf es nicht nur um effiziente Wärmeerzeuger gehen. Auch die Themen Gebäudeautomation, nachhaltige Kältemittel oder auch mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung sind ökonomische und ökologische Trümpfe in der Hand der LüKK. Doch um deren Vorteile in den entsprechenden Gremien der Politik und Regulierungsbehörden sowie in der breiten Öffentlichkeit noch bekannter und präsenter zu machen, müssen eben immer wieder dicke Bretter gebohrt werden. Wie erwähnt: Sehr viele Organisationen wie die bekannten Verbände betreiben seit vielen Jahren intensive Kommunikationsarbeit in der Politik. Erst kürzlich fand in Berlin auf Einladung der Bundesvereinigung Bauwirtschaft wieder ein Austausch mit Vertretern der Politik statt, dabei war das Kälteanlagenbauerhandwerk durch seinen Bundesinnungsmeister und den BIV-Geschäftsführer vertreten. Ebenso halte ich das Format „EnergyTalk“der TGA-Verbände BTGA, FGK und RLT-Herstellerverband für immens wichtig – auch wenn sich die Botschaften aus der Technik teilweise wiederholen (müssen). Wie sagt man so treffend: Steter Tropfen höhlt den Stein. Schließlich gibt es auch zumindest Rückmeldungen aus den Ministerien, wenn sich die Branche organisiert und Verbandsvertreter Kritik äußern, siehe die Verbändekritik an der Kälte-Klima-Richtlinie. Ich begrüße daher ausdrücklich die personelle Initiative in der Branche mit der Besetzung von wichtigen Schnittstellen in der Kommunikation über die Branche hinaus.

Was halten Sie davon? Ich freue mich, wenn Sie mir dazu schreiben!

Beste Grüße,

Thomas Reuter

thomas.reuter@cci-dialog.de

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3 Kommentare zu “Meinung: Dicke Bretter bohren

  1. Die dicksten Bretter bohren leider oft die dicksten Geldbeutel, mit entsprechendem PR & Lobby-Budget und eben meist nicht die besten Lösungen! Oder habe ich hier ein Brett vor dem Kopf? Mag sein.

    Dennoch, an der aktuellen Situation ändern auch Kommunikationsexperten in unseren und anderen Branchenverbänden nichts. Zumindest nicht im Sinne unserer Gesellschaft, unserer Umwelt und vor allem nicht schnell genug.

    Hier geht es, wie auch bei der Normierung, meist nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner, die Interessen der beteiligten Akteure und oft nicht um die technisch beste Lösung.

    Es gilt vor allem:

    1. Persönliche Komfortzone nicht verlassen,
    2. Vorhandene Pfründe verteidigen bzw. erschließen und
    3. Darauf hoffen, mit dieser Taktik möglichst lange unter dem Radar zu bleiben

    Hier schwingt eine gewisse Frustration mit? Ja, richtig. Nach 22 Jahren mehr oder minder großem Engagement in und für unsere Branche, stellt sich bezüglich diesem Diskurs bei mir eine gewisse Resignation ein.

    Um unsere LÜKK auf die erforderliche Geschwindigkeit zu bringen, Innovation zu fördern und um dadurch die Politik in Europa mitzureißen oder besser noch zum Handeln zu zwingen, bedarf es mehr als die klassischen Mittel der Vergangenheit.

    Lösung? Sicher einige. Eine davon: Den handlungswilligen Kunden in den Mittelpunkt des eigenen Tuns stellen und die kostbare Zeit somit sinnvoll nutzen. Der Bund und die Länder als Kunde? Naja, das ist ein anderes Thema.

    „Habe fertig!“ (Giovanni Trapattoni 10.3.1998)

  2. Lieber Bernhard Schöner und Herr Reuter, Kommunikation war und ist immer schon unsere Schwäche. Wie auch schon Herr Schöner erwähnt hat auf Herstellerseite, muss ich diesen Ball auch weiter geben an sämtliche Verbände. Es ist und wird nur danach gesucht oder betrachtet, wo man glaubt, den größten Gewinn zu erzielen. Die Wärmepumpe wurde der Politik überlassen und das war ein schwerer Fehler, der noch weitreichende Folgen für die LüKK und für andere Handwerksbranchen haben wird. Egal welches Thema wir aufrufen, wir neigen nur noch zu Debatten in Form von Zerredung … Es gibt keinen Marshallplan, wo genau diese Eckpunkte angesprochen werden. Das Ganze ist doch in Wirklichkeit ein großes Trauerspiel. Herr Schöner hat es doch gesagt, es muss hier viel mehr Power von den Verbänden kommen und nicht die (wie kann ich mehr Gewinn für mich erzielen) sondern auch hier für die Allgemeinschaft, die wird gar nicht berücksichtigt, als ob es sie gar nicht gäbe. Denn die bzw. der Verbraucher ist unser aller Ziel!!! Dicke Bretter bohren finde ich persönlich gut, wenn wir dabei nicht ständig die Bodenhaftung verlieren würden.
    Zitat von Olaf Schubert: Macht was daraus!

    Mit sonnigen Grüßen
    olaf mayer(SV)

  3. Hallo Herr Reuter, danke, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben. Als ehemaliger Kommunikationsmensch auf Herstellerseite rennen Sie bei mir offene Scheunentore ein. Davon werden die Leistungen und Potenziale der LüKK jedoch leider auch nicht bekannter. Vergleichbar mit einem Kältemittelkreislauf empfinde ich stellenweise die Kommunikationsstrukturen innerhalb der Branche als geschlossenes System: Bei Erfolg klopft man sich gegenseitig auf die Schulter. Oder man zuckt gemeinsam mit den Schultern, wenn es mal nicht so läuft. Mit allergrößtem Respekt vor den Bemühungen der Verbände und auch Fachmedien: Dicke Kommunikationsbretter in der breiten Öffentlichkeit laut und wirksam zu bohren bedarf kontinuierlicher Investition, die sich nicht ab dem ersten Euro auszahlt, sondern meist erst nach Jahren. Die Bereitschaft hierzu ist überschaubar. Die Deutungshoheit bei erwähnter Wärmepumpe wurde Politik und Publikumsmedien überlassen, die Resultate sind bekannt. Umso wichtiger nun, trotz aktuell unbefriedigender Umsätze und Kurzarbeit, an reichweitenstarken Kampagnen gemeinsam zu arbeiten, vor denen es kein Entkommen gibt. Herstellerübergreifend. Ist das einfach? Sicher nicht, ist mir bewusst. Weil: Die LüKK ist keine Schön-Wetter-Branche (mehr).

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