PFAS-Verbot: Auch Kälte- und Klimakomponenten betroffen

VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die EU schießt mit dieser Regulierung weit übers Ziel hinaus.“ (Abb. © VDMA)
VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die EU schießt mit dieser Regulierung weit übers Ziel hinaus.“ (Abb. © VDMA)

In der LüKK wird das angekündigte Verbot von rund 10.000 PFAS-Industriechemikalien vor allem bezüglich Kältemitteln diskutiert. Doch wären davon auch unverzichtbare Komponenten betroffen. Der VDMA fordert daher Ausnahmen.

Das drohende Verbot von rund 10.000 PFAS-Industriechemikalien durch die Europäische Union würde die Existenz vieler Betriebe im Maschinen- und Anlagenbau gefährden, erklärt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Frankfurt. Denn laut Regulierungsvorschlag sollen auch PFAS-Stoffe verboten werden, die in „unverzichtbaren Komponenten“ verwendet werden. „Für diese Stoffe gibt es auf absehbare Zeit keinen Ersatz“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Ein Verbot der gesamten PFAS-Chemikalien hätte damit praktisch Auswirkungen auf jede Maschine und in der Folge auf alle Produkte, die mit diesen Maschinen erzeugt werden.

Was das konkret für die Mitgliedsunternehmen des VDMA-Fachverbands Allgemeine Lufttechnik bedeutet, ergänzt dessen Geschäftsführer Robert Hild auf Nachfrage von cci Branchenticker: „Wenn das PFAS-Verbot wie geplant zur Umsetzung kommt, wird das im Bereich der Kälte- und Klimatechnik erhebliche Konsequenzen in allen Bereichen temperaturgeführter Anwendungen haben.“ Betroffen wären neben Kältemitteln vor allem Dichtungen, Schläuche, Beschichtungen und elektrotechnische Bestandteile sowie in der Folge viele kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Datenzentren, Industrie- und Energieanlagen sowie die gesamte Kühlkette von Lebensmitteln. „Eine Unterbrechung oder der komplette Ausfall kälte-klimatechnischer Anlagen in diesen kritischen Infrastrukturen hätte fatale Auswirkungen auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens“, so Hild weiter. Darüber hinaus wäre die Erreichung der Ziele des in der EU beschlossenen „Green Deals“ mit PFAS-Verbot unweigerlich in Frage gestellt und gefährdet.

Hauptgeschäftsführer Brodtmann kommt daher zu folgendem Schluss: „Die EU schießt mit dieser Regulierung weit übers Ziel hinaus.“ Niemand könne die Konsequenzen vorhersagen, wenn auf einen Schlag 10.000 Stoffe verboten würden. „Sollte dieser Regulierungsentwurf umgesetzt werden, dann wüssten wir nicht, wie eine Energiewende ohne Wärmepumpen oder Windräder noch gelingen sollte.“

Der VDMA ruft die zuständigen EU-Behörden daher dazu auf, die Verbotsliste zu überarbeiten. Die zentralen Forderungen lauten:

  • PFAS-Stoffe mit geringem Gefährdungspotenzial (Polymers of low concern) und deren Produktion müssen von der Verbotsliste gestrichen werden.
  • Das PFAS-Verbot muss stärker unterscheiden, wie groß das Risiko der Umweltbelastung wirklich ist: Bauteile im Inneren einer Maschine haben keinen direkten Kontakt zur Umwelt. Hier muss gelten: Kein Verbot, wo kein Risiko besteht.
  • Die geplante Übergangsfrist von 18 Monaten, bis die Verbotsliste greift, ist zu kurz für industrielle Anwendungen. Schon um die möglichen Alternativen auf Funktionalität und sichere Anwendung zu prüfen, braucht es einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Die EU hat kürzlich die öffentlichen Konsultationen zu dieser PFAS-Verbotsliste gestartet, die in den kommenden sechs Monaten neue Erkenntnisse bringen soll. Für Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln und Medizinprodukten sind bereits Ausnahmen vorgesehen. „Diese Liste muss dringend auf die ungefährlichen PFAS-Stoffe ausgeweitet werden, die für die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau unverzichtbar sind“, fordert der VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Passend zum Thema hat der Forschungsrat Kältetechnik (FKT) unlängst eine Task Force zu PFAS gegründet (cci201227).

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