Fernweh: Eine Reise durch Palästina

Was unternimmt die LüKK (Lüftung- Klima- Kältebranche) eigentlich im Urlaub, fragt sich die Redaktion von cci Branchenticker. Und berichtet auch selbst. Lesen Sie heute über den „Urlaub“ von Rolf Grupp.

Wadi beim Kloster St. George um 1910. Eine Gegend, die nur für Abenteurer geeignet ist. (Abb. gemeinfrei) Die Gesichter der beiden beduinischen Reiseführer sind fast verborgen von schwarzen Vollbärten und lose gewickelten Kopftüchern. Einer hat Kohl um seine Augen, einen gezwirbelten Schnauzbart und Perlen an seiner Kopfbedeckung, rote Stiefel sowie einen verzierten Krummdolch im Gürtel. Der Kaffee wird aus henkellosen Tässchen getrunken und ist eher ein Brei als eine Flüssigkeit. Gewonnen wird er an Ort und Stelle aus blassgrüngrauen Bohnen, die erst in einer flachen Pfanne geröstet, dann in einem Mörser zerkleinert und schließlich nach Zugabe von Gewürzen (unter anderem Kardamom) mit heißem Wasser übergossen werden. Ein typisches Essen besteht aus gewürztem Bohnenbrei, der mit faden Brotfladenstückchen aus einem Gemeinschaftstopf gelöffelt wird. Das Trinkwasser wird in einem Ziegenschlauch transportiert und riecht auch danach. Die für die Reise nötigen Gerätschaften (zum Beispiel die Tierhautzelte) werden auf einem Maultier transportiert. Maultiere tragen auch die Reisenden. Nachts ist man mit den diversen 6-, oder 8-beinigen örtlichen Bewohnern auf Du und Du, und in den Karawansereien kommen dazu noch Horden an Flöhen und Kakerlaken. Die Kleidung besteht aus einem langen Untergewand, einem Übergewand und abends einem Schafswolle-Mantel, denn wenn es dunkel wird, wird es auch recht schnell ziemlich kalt: tagsüber 17 bis 23 °C, nachts 11 °C).

Die von jüdischen Kriegsgefangenen angelegte Rampe in Masada heute (Abb. Posi66/CC BY-SA 3.0) Das klingt nach Abenteuer. Und ist es auch. Ich selbst begnüge mich aber mit einem Kopfurlaub. Das heißt, ich liege,bequem gekleidet, im Liegestuhl auf der Terrasse oder auf dem Sofa und lese ein Buch über diese Reise, die in den letzten Tagen des Jahres 1918 stattgefunden hat. Denn faktisches Reisen ist mir – als anerkannter Urlaubsmuffel – ein Graus.
Gedanklich bin ich zum Beispiel in Masada, der ehemaligen jüdischen Festung am Südwestende des Toten Meers. Im Jahr 73/74 n. Chr. wurde Masada von der 10. römischen Legion sowie knapp 4.000 Auxiliarsoldaten unter dem Befehlshaber Flavius Silva belagert. Die Römer schütteten an der niedrigeren Westseite der Festung eine Belagerungsrampe auf, über die sie die Festung schließlich stürmen konnten. Das kann man in Wikipedia nachlesen. Mein Buch ist da deutlicher. Nicht die Römer schütteten die Rampe auf, sondern jüdische Kriegsgefangene, weil die Römer wussten, das die Juden drinnen nicht auf ihre Landsleute draußen schießen würden. Man weiß, wie es endete: 960 Männer, Frauen und Kinder begehen (Zwangs-)Selbstmord.

General Allenby (genannt „Bloody Bull“) betritt Jerusalem durch das Jaffa-Tor. Kennen Sie Armageddon? In der Apokalypse des Johannes ist das der Ort der biblischen Endschlacht zwischen Gut und Böse (Off. 16,16). Armageddon gibt es aber tatsächlich. Es liegt im nördlichen Israel und bedeutet einfach Berg von Megiddo („Har Megiddo“). Dort besiegte der britische General Allenby vom 19. bis 21. September 1918 in der sogenannten Palästinaschlacht (auch eine „Endschlacht“) die Osmanische Armee unter Oberbefehl des deutschen General Otto Liman von Sanders. Sie war die letzte große Schlacht des Ersten Weltkriegs im Nahen Osten und führte zum vollständigen Zusammenbruch der osmanischen Front. Und auch hier gibt es eine Anekdote. 1898 reiste der deutsche Kaiser Wilhelm II. durch den Nahen Osten. Da er auf seinem Pferd nicht durch das Jerusalemer Jaffa-Tor passte, wurde auf Veranlassung des türkischen Sultans eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen, damit Willy nicht abzusteigen brauchte. Ganz sicher ist das nicht (es wurde wahrscheinlich damals lediglich ein Graben zugeschüttet), aber die scheinbare deutsche Arroganz sprach sich schnell herum und wurde „Tatsache“. Auch General Allenby hörte davon und stieg bei seinem Einzug in Jerusalem deshalb „demütig“ vom Pferd ab, so wie es die Pilger schon seit Jahrhunderten getan hatten. Das brachte ihm den Ruf des „Befreiers“ ein.

So sieht die Bresche neben dem Jaffa-Tor heute aus (Abb. Cucaracha/CC BY-SA 3.0).
Wie man sieht, Reisen bildet, insbesondere wenn man in Büchern und mithilfe des Internets reist. Und wenn es einem heiß wird, hat man immer den Kühlschrank in der Nähe. Ach, wer sich für das Buch interessiert: „O Jerusalem“ von Laurie R. King ist eine gut recherchierte, aber fiktive Reiseerzählung mit genügend Mord- und Totschlag, dass es einem nicht langweilig wird. Protagonisten sind übrigens Sherlock Holmes und seine Frau Mary Russell.

Artikelnummer: cci44025

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