Kolumne: Das Hauptstadttagebuch
cci Zeitung 03/2020, Benjamin Meißner
Während bei Industrie 4.0 schon autonome Robotersysteme in unbeleuchteten Werkhallen an sieben Tagen die Woche 24 Stunden arbeiten, ist die Realität auf deutschen Baustellen noch relativ analog. Daran ändern auch Computer mit Software zur Bauzeitenplanung in den Baucontainern nichts. Selbst moderne Containersysteme zur Nahversorgung mit Montageund Isoliermaterialien an der Baustelle haben den Bau an sich noch nicht digitalisiert. Im Rahmen des „Berliner Innovationsdialog Bau“, einer Ringveranstaltung des InnovationsZentrum Bau Berlin Brandenburg an der TU Berlin, stellte Dirk Otterson, Digitalisierungsbeauftragter der Züblin AG, Stuttgart, in der Region Nord Ost, vor, wie der Weg zum Bau 4.0 aussehen könnte. Das Zauberwort heißt Bauteiltracking.
„Bei BIM haben sich Theoretiker überlegt, wie Digitalisierung gehen könnte. Mit Bauteiltracking haben wir jetzt gezeigt, wie es in der Praxis geht.“ Dirk Otterson, Digitalisierungsbeauftragter der Züblin |
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Durch die Kooperation einiger am Baufortschritt beteiligten Parteien und mit Hilfe einer selbst entwickelten Software (IRIS) wurden beim Stadtquartier Südkreuz in Berlin-Schöneberg bereits nachweisbare Erfolge erzielt. Grundgedanke des Projekts war die Erkenntnis, dass BIM – obwohl nützlich für Planung und Konstruktion – dem „Bauschaffenden“ selbst zu wenig bringt Größte Herausforderung bei Innenstadtprojekten sind die nicht vorhandenen Lagerflächen, während das größte Ärgernis die nicht termingerechte Lieferung der benötigten Bauteile ist. Statt nur die Folgen zu bekämpfen, stellte sich das ambitionierte Projekt den Ursachen. Unter dem Motto: „Sage uns vorher, wie viel Zeit du brauchst, aber halte dich dann auch daran“ wurden alle Parteien veranlasst, ihre eigenen Prozesse zu hinterfragen und Prozesszeiten zu definieren. Das Ergebnis ist die Steuerung, Verfolgung und Kontrolle aller bauteilbezogenen Prozesse – in Echtzeit. Dabei bildet Bauteiltracking nicht nur den Istzustand ab, sondern weist aktiv auf anstehende Termine hin oder mahnt Terminüberschreitungen an. Doch damit nicht genug: Durch das physische Scannen der einzelnen Bauteile mit QR-Codes und Handgeräten findet eine manuelle Statuserfassung auf der Baustelle und im Fertigteilwerk für die Phasen Planung, Prüfung, Produktion, Abruf, Lieferung und Einbau statt. Was zurzeit noch einen Mehraufwand darstelle, habe den Bauablauf revolutioniert, so Otterson. Der erfahrene, aber auch skeptische Bauleiter habe hinterher zugeben müssen, dass er „noch bei keinem Bauprojekt so eine hohe Termintreue“ und damit einen reibungslosen Ablauf erlebt habe. Was sich erst einmal nur auf die Fenster- und Türbaugruppen anwenden ließ, wurde inzwischen auch für Betonfertigteile umgesetzt. Weitere Zulieferer seien in Wartestellung und begierig darauf, sich an dem Projekt zu beteiligen. Das Ziel für das Projekt IRIS ist ebenfalls klar definiert: Das Echtzeit- Tracking aller Bauleistungen. Und so, wie sich der Anfang darstellt, scheint das wirklich machbar und dank Handscanner sogar greifbar. Es bleibt spannend
Artikelnummer: cci88291
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