Das EHI Retail Institute, Köln, hat Ende Januar eine Aktualisierung seiner jährlichen Studie zu Energieverbräuchen im Einzelhandel 2020-2021 veröffentlicht.
Energiemanagement entwickelt sich laut EHI zunehmend zum CO2-Management im Handel. Ein besonderer Hebel, um Klimaneutralität in Wohngebäuden sowie gewerblich genutzten Gebäuden zu erreichen, ist die Wärmeeffizienz. Diese spielt insbesondere bei der Warenkühlung im Lebensmittelhandel eine zentrale Rolle, kommt aber auch im Nonfood-Handel verstärkt zum Einsatz. Um diesen Potenzialen Rechnung zu tragen, hat das EHI einen Fokus auf die im November 2021 erschienene Studie Kältetechnik im Lebensmittelhandel gelegt und veröffentlicht ergänzend ein Update zu den Energieverbrauchskennzahlen im Einzelhandel. cci Wissensportal stellt Auszüge vor.
Entwicklung im Überblick
Investitionen in effizientere Kältetechnik und in LED-Beleuchtung haben für mehr Effizienz gesorgt. Die Studienergebnisse zeigen, dass der Stromverbrauch im deutschen Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr rückläufig gewesen ist. Im Lebensmittelhandel macht der Stromverbrauch fast 80 % des gesamten Energieaufwands aus. Der Stromverbrauch pro m² Verkaufsfläche sank von 318 auf 314 kWh und hat somit zu einer Verringerung um 1,3 % geführt.
Die als nicht-systemrelevant eingestuften Geschäfte aus dem Nonfood-Handel mussten ihre Türen aufgrund der Corona-Pandemie zeitweise schließen. Auch wenn hier ein Drittel seine Geschäfte für andere Tätigkeiten als den Verkauf nutzen konnte, lässt ein Vergleich des Stromverbrauchs mit den Vorjahren keine Rückschlüsse auf eine effizientere Nutzung zu. Über die Hälfte der befragten Händler gaben an, dass die Schließungen nur einen geringen oder sogar gar keinen Einfluss auf den Stromverbrauch der Filialen gehabt haben, weil diese teilweise oder sogar vollständig alternativ genutzt wurden, zum Beispiel für geplante größere Umbauten oder auch als Testzentren.
Der Stromverbrauch des Nonfoodhandels lässt sich wegen der besonderen Umstände im Coronajahr 2020 zwar nicht mit den Vorjahren vergleichen, lag aber, weil aufwändige Plus- und Minuskühlung wegfallen, bei weniger als einem Drittel des Food-Handels. Im Durchschnitt fielen 95 kWh pro m² an.
An der Befragung im Rahmen dieser Studie haben sich 62 Handelsunternehmen mit über 38.000 Filialen und über 60 Mio m² Verkaufsfläche beteiligt. 37 % stammen aus dem Nonfood- und 63 % aus dem Lebensmittelhandel.
Wer hat wie viel verbraucht?
Im Food-Bereich ist die Kühlung mit 48 % der größte Stromverbraucher, gefolgt von der Beleuchtung mit 21 %. Klimatisierung und Lüftung machen 12 % des Stromverbrauchs aus.
Unter „Sonstiges“ sind Türen, Kassensysteme, Waagen, Produktion, Informationstechnik, Fahrtreppen und sonstige Kleinstgeräte zusammengefasst. Hierauf entfällt insgesamt ein Verbrauchsanteil von 19 %.
Im Nonfood-Bereich gibt es in der Aufteilung des Stromverbrauchs auf die Verbrauchsträger keine nennenswerten Verschiebungen im Vergleich zu den Vorjahren. Daher wird diese Auswertung hier gezeigt. In der Nonfood-Branche ist die Beleuchtung mit einem Anteil von 55 % der größte Stromverbraucher, gefolgt von der Klimatisierung beziehungsweise Lüftung mit 27 %. 18 % entfallen auf die Kategorie „Sonstiges“.
Stromverbrauchsentwicklung Food
Die Betrachtung der Stromverbrauchsentwicklung bezieht sich auf die gesamte Food-Datenbasis, die 34 Unternehmen umfasst. In der Mehrjahresbetrachtung ergibt sich eine Senkung von 318 auf 314 kWh pro m² Verkaufsfläche. Bei der Entwicklung der Stromverbräuche im Food-Handel ist zu beachten, dass sich die Teilnehmerstruktur sowie die Teilnehmeranzahl in den Pandemiejahren 2020 und 2021 verändert haben. Die Datenbasis im Food-Bereich hat sich aber bezogen auf Filialanzahl und Verkaufsfläche nur unwesentlich verringert.
Belastbare Aussagen zur Entwicklung des Wärmeenergieverbrauchs sind schwer zu treffen, da der Anteil der durch Brennstoffe erzeugten beziehungsweise extern zugeführten Wärmeenergie zum Teil auf Schätzungen und nicht auf gemessenen Werten beruht.
Die Datenlage im Bereich Wärmeenergie ist bei vielen Handelsketten noch ausbaufähig. Die Schätzungen der Energieexperten eignen sich gut, um das Verhältnis zwischen Strom- und Wärmeenergie am Gesamtenergieverbrauch darzustellen. Um eine aussagekräftige Entwicklung über mehrere Jahre zeigen zu können, wäre allerdings eine ähnlich hohe Datenverfügbarkeit und Datenqualität erforderlich, wie dies für die Stromverbrauchskennzahlen bereits der Fall ist. Selbst unter der Voraussetzung, dass die Datenlage im Wärmeenergiemonitoring sich in den kommenden Jahren verbessert, müsste für eine bessere Vergleichbarkeit des Wärmeenergieverbrauchs im Zeitablauf eine über alle Unternehmen vergleichbare Witterungsbereinigung durchgeführt werden. Ohne Witterungsbereinigung können gestiegene oder gesunkene Wärmeenergieverbräuche nicht sinnvoll auf eine Veränderung des Energieeffizienzniveaus zurückgeführt werden, da der Einfluss der Außentemperaturen hier die Entwicklung zu stark dominiert.
Gerade dort, wo verstärkt mit Abwärme von Anlagen oder mit Wärmepumpentechnik geheizt wird, haben die Witterungsverhältnisse auch einen gewissen Einfluss auf den Stromverbrauch. Diesen Einfluss schätzen jedoch 92 % der Teilnehmenden der Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2016“ als „gering bis mittel“ ein. Der vorliegende Mehrjahresvergleich des Stromverbrauchs im Food-Handel ist daher ein Indikator für die Entwicklung der Energieeffizienz von Food-Handelsfilialen.
Die gesamte Studie „Energiemanagement im Einzelhandel kompakt: Update zu zentralen Energiekennzahlen 2021“ ist seit Januar 2022 im EHI-Shop erhältlich. Für EHI-Mitglieder ist die Studie kostenlos.
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