Förderung für Schullüftung erhitzt die Gemüter

Dipl.-Ing. Ralph Langholz (Abb. © Drexel und Weiss) und Frank Ernst (Abb. © privat)
Dipl.-Ing. Ralph Langholz (Abb. © Drexel und Weiss) und Frank Ernst (Abb. © privat)

In einem emotionalen Schreiben wendete sich Dipl.-Ing. Ralph Langholz, Vertriebsleiter Deutschland bei der Drexel und Weiss Deutschland GmbH, Frankfurt, an die Redaktion von cci Branchenticker: „Stop der Förderung droht! Bleiben tausende Schulkinder auch künftig ohne eine nachhaltige Lüftungslösung?“

Langholz schreibt:
„Mich erreichen zunehmend Anrufe von Planungsbüros, Kreis- und Stadtverwaltungen und Schulträgern, denen unverschuldet der Verlust der zugesagten Fördermittel im Rahmen der Richtlinie für die Bundesförderung Corona-gerechte stationäre raumlufttechnische Anlagen (vom 3. Juni 2021) droht. Unverschuldet, da die enorme Nachfrage mit einer Vervielfachung der Auftragseingänge bei den Herstellern von dezentralen Schullüftungsgeräten mit einem Umfang vom fünf- bis sechsfachen Volumen der Vorjahre durch die Hersteller allein vom Auftragsumfang her nicht in der kurzen Laufzeit der Förderungmaßnahme zu bewältigen ist. Hinzu kommen die nachwievor anhaltenden extremen Lieferengpässe bei wichtigen Komponenten für die dezentralen Lüftungslösungen wie Ventilatoren und Steuerplatinen, welche die Situation zusätzlich verschärfen. Einhergehenden mit Produktionsengpässen durch fehlendes Fachpersonal. Das führt dazu, dass 2022 eingehende Aufträge nicht mehr frist- und anforderungsgerecht noch in diesem Jahr ausgeliefert werden können. Teilweise ist sogar mit einer Lieferverzögerung aufgrund der angespannten Gesamtsituation bis zum Sommer 2023 zu rechnen. Gemäß Förderrichtlinie muss das jeweilige Projekt ein Jahr nach Antragstellung abgeschlossen sein. In der Beschreibung des Förderprogramms wird aber eine Verlängerungsmöglichkeit mit entsprechender Begründung eingeräumt. Der Zeitraum kann vor Ablauf der Umsetzungsfrist verlängert werden. Der Antrag auf Fristverlängerung ist nachvollziehbar und plausibel zu begründen.
Die Kreis- und Stadtverwaltungen und Schulträgern verfügen nicht über das Budget, um den staatlichen Zuschuss von 80 % des Auftragsvolumens selbst zu übernehmen und die angefangenen Projekte zum Ende zu bringen. Letztendlich führt das dazu, dass hunderte Schulklassen und tausende Kinder auch zukünftig auf eine energetisch effiziente Lüftung und optimale raumlufthygienische Verhältnisse in den Klassenräumen verzichten müssen.“
cci Branchenticker hakte hierzu nach bei Frank Ernst, Geschäftsführer des Fachverbands Gebäude-Klima (FGK), Ludwigsburg: „Der FGK hat bereits Ende letzten Jahres Kontakt mit dem BAFA aufgenommen, um eine Verlängerung zu erzielen. Leider gab es dazu eine klare Absage des BAFA mit der Begründung, dass es sich hierbei um eine Sofortmaßnahme handelte, welche im Haushaltsplan budgetiert war. Im Mai 2022 hat der FGK nochmals massiv und schriftlich mit der Schilderung der Problematik beim BAFA nachgehakt, um eine Verlängerung des Programmes zu erreichen. Auch diesmal wurde abgelehnt, das BAFA teilte aber mit, dass Verlängerungsanträge einzeln bewertet werden und dass – solange der vom Bund zur Verfügung gestellte Fördertopf nicht leer ist – von Einzelfall zu Einzelfall entschieden wird.“

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2 Kommentare zu “Förderung für Schullüftung erhitzt die Gemüter

  1. „Letztendlich führt das dazu, dass hunderte Schulklassen und tausende Kinder auch zukünftig auf eine energetisch effiziente Lüftung und optimale raumlufthygienische Verhältnisse in den Klassenräumen verzichten müssen.“
    Ich traue es mich gar nicht zu fragen, da ich Angst vor der Steinigung habe.
    Wie haben frühere Generationen eigentlich unsere Schulzeit überlebt?
    Wenn die von unserer Branche verbauten Lüftungssysteme, wirklich das Leisten was wir versprechen, würde ich ganz kleinlaut werden und aussprechen, dass die Realität leider anders aussieht.
    Aus über 10.000 messtechnisch untersuchten Anlagen wissen wir, dass die realen Probleme unser verbauten Lüftungssystem sehr vielfältig sind, wie:
    • Nicht nach Planung eingehaltene Luftmengen
    • Schallprobleme
    • Zusätzliche Betriebskosten
    • Zusätzliche Wartungskosten
    • Hygieneprobleme
    • Funktionelle Probleme
    • …
    Müssen wir wirklich alle Klassenräume mit allen Vor- und Nachteilen maschinell Be- und entlüften?
    Mir ist klar, dass unsere Branche davon lebt, aber sollten wir nicht erst mal unsere Hausaufgaben mit Systemgedanken wirklich zufrieden stellend erledigen?
    Ich halte es für sehr wichtig, Luftsysteme zu bauen, die unsere theoretischen Ansprüche auch erfüllen, aber sollten wir nicht auch hinterfragen, ob alles was technisch möglich ist auch getan werden muss?
    Stimmt die Verhältnismäßigkeit: Aufwand zum Nutzen?
    Ähnliche Gedanke sollten sich vielleicht auch andere TGA-Gewerke machen.

  2. Den Beitrag kann man nur bestätigen. Für Ausschreibungen mit mehr als 50 Geräten bekommt man keine Angebote, Geräte werden gegen Vorkasse ohne Ventilatoren ausgeliefert, Lieferzeiten werden von Herstellern bei heutiger Bestellung mit 12 Monaten „plus“ angegeben. Das Ganze ist aber oftmals der Situation geschuldet. Kommunen versuchen Ihre Liegenschaften in größeren Aufträgen für ‚zig Schulen zu bündeln. In Schulen können Arbeiten oftmals nur in den Ferien ausgeführt werden, in denen urlaubsbedingt sowieso Personalmangel herrscht. Weiterhin sind neben dem Lüftungsgewerk auch Elektro-, Trockenbau-, Fenster-, Maler- und sonstige Arbeiten erforderlich, die bei Ausfall eines Puzzleteils die komplette Maßnahme stoppen können. Da versucht man schon zu tricksen, da werden Auschreibungen mundgerecht in Einzelgewerken doppelt und dreifach, aber trotzdem ohne Erfolg durchexerziert. Anspruch und Wirklichkeit passen oftmals für diese, energetisch und hygienisch äußerst sinnvollen Sanierungsmaßnahmen einfach nicht zusammen. Zusammenfassend kann einen soetwas neben der Förderarie schon zum Haare raufen bringen.

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