Kommentar: Wie öko ist die LüKK wirklich?

Sabine Andresen (Abb. © cci Dialog GmbH)

Seit langer Zeit geht mir immer wieder eine Frage durch den Kopf, und diese lautet: Wie ökologisch und nachhaltig ist die LüKK eigentlich wirklich? In vielen technischen Fachbeiträgen in cci Zeitung und cci Wissensportal ist beispielsweise von „ökologischer Kälte“ oder von „nachhaltiger Wärmerückgewinnung“ die Rede. Zu recht?

Ökologie in der LüKK: Jedes Mal frage ich mich, ob das wirklich ein 100 % passender Ausdruck ist, wenn man Gesamtsysteme in ihrer Lebensdauer betrachtet. Eine von vielen unterschiedlichen Beschreibungen, die auf die LüKK möglicherweise zutreffen könnte, lautet: „Die ökologische Nachhaltigkeit beschreibt den langfristigen und rücksichtsvollen Umgang mit (endlichen) natürlichen Ressourcen“ (gelesen auf nachhaltigkeit.info, vermutlich nicht DIE Quelle der Quellen, dennoch ganz passend). Hier kann die LüKK durchaus punkten.

Nehmen wir das Beispiel der indirekten Verdunstungskühlung zur Luftkühlung in RLT-Anlagen. Bei der Verdunstungskühlung wird die Abluft im RLT-Gerät vor der Wärmerückgewinnung auf über 90 % relative Feuchte befeuchtet. Dadurch kühlt sich die Abluft ab und es steht nun ein größeres Kältepotenzial zur Kühlung der Außenluft in der anschließenden Wärmerückgewinnung zur Verfügung.
Jedoch – und hier kommt der Haken – benötigen LüKK-Anlagen jeglicher Art Strom. Und bevor eine Anlage in Betrieb geht, muss sie ja erst einmal gebaut werden (Rohstoffe) und an ihren Bestimmungsort transportiert werden. Will sagen: Es muss erst einmal eine Menge Energie aufgebracht werden, um überhaupt die theoretische Möglichkeit zu schaffen, dass eine Anlage ökologisch arbeitet. Ist unsere Branche da eventuell auch nicht besser als die Autoindustrie, die mit viel Energieaufwand E-Autos herstellt und in der öffentlichen Wahrnehmung oft wie ein Buhmann dasteht? Sicher, der Vergleich ist bewusst ein wenig überspitzt. Aber Sie wissen, worauf ich hinaus will.

Und dann kommt ja noch der Aspekt „Nutzer“ dazu. Eine „Öko-Kälteanlage“ ist dann auch nicht mehr so öko, wenn sie nicht richtig betrieben und gemonitort ist und nicht energieeffizient läuft.
Die LüKK hat die besten Voraussetzungen, um sich tatsächlich als ökologisch und nachhaltig zu bezeichnen. Wenn man von der Betrachtung einzelner Bauteile und Techniken weggeht, um stattdessen ganze Lebenszyklen zu betrachten, was richtiger wäre. Ein richtiger Schritt ist die Umweltproduktdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD). Eine EPD hält die umweltrelevanten Eigenschaften eines bestimmten Produktes in Form von neutralen und objektiven Daten fest. Diese Daten decken möglichst alle Auswirkungen ab, die das Produkt auf seine Umwelt haben kann. Dabei wird im Idealfall der gesamte Lebensweg des Produktes berücksichtigt. Auf der Grundlage von EPDs können Gebäude ganzheitlich geplant und hinsichtlich ihres Umwelteinflusses bewertet werden. Denn wie umweltfreundlich, ressourcenschonend oder nachhaltig ein Bauprodukt ist, hängt maßgeblich davon ab, in welchem (Gebäude-)Kontext es genutzt wird.
Viele LüKK-Unternehmen beschäftigen sich derzeit intensiv damit, ihre Produkte mit EPDs zu versehen und tüfteln in diesem Zusammenhang beispielsweise über alternative Baumaterialien und logistische Verbesserungen. Ich meine: Die LüKK ist hier auf einem absolut richtigen Weg – und hat auch schon viel erreicht. Aber da geht noch mehr – und dann kann man irgendwann mit gutem Gewissen von einer „Öko-LüKK“ sprechen.

Sabine Andresen
sabine.andresen@cci-dialog.de

PS: Kommentieren Sie diesen Beitrag gerne direkt oder per E-Mail. Bei per E-Mail eingesendeten Kommentaren setzen wir Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung voraus. Vielen Dank!

cci278374

Ein Kommentar zu “Kommentar: Wie öko ist die LüKK wirklich?

  1. Die Frage müsste lauten: „Wie nachhaltig und ökologisch darf die LÜKK sein?“

    Die Lüftungsgerätehersteller unter der Federführung des RLT-Herstellerverbandes arbeiten aktuell an einem Bewertungsverfahren zum CO2-Footprint von projektbezogenen Lüftungsgeräten. Dabei wird die gesamte Lebensdauer, von der Erzeugung der Materialien, über Bau, Transport, Betrieb bis zum Rückbau der Anlage betrachtet. Aus den ersten Bewertungen von Lüftungsgeräten wissen wir, dass der große Teil des CO2-Fußabdrucks aus der Betriebsphase resultiert. Bei dem von uns betrachteten Zeitraum von 25 Jahren beträgt der Anteil an CO2- Emissionen durch den Energieverbrauch ca. 90%.

    Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen sind komplexe Systeme, die Ihren Preis haben. Leider wird auch heute noch viel zu sehr auf die Investitionskosten geachtet. Bauherrn sollten zukünftig ihren Fokus auf den Energieverbrauch und somit auf den CO2-Ausstoß zu legen. Durch das neue Bewertungsverfahren lässt sich der Energieverbrauch über die ganze Lebenszeit simulieren. Mit diesen Erkenntnissen fällt es leichter, effizientere und somit nachhaltigere Anlagen zu konzipieren. Als angenehmen Nebeneffekt lassen sich dadurch auch noch Betriebskosten sparen. Die Techniken für einen umwelt- und ressourcenschonenden Betrieb von Lüftungsanlagen sind heute schon vorhanden.

    Harald Luger (Walter Bösch GmbH&Co.KG) – Obmann Technik / RLT-Herstellerverband

Schreibe einen Kommentar

E-Paper