Kennt jemand eine Verordnung, Norm oder Richtlinie, die es verbietet, dass Frequenzumformer (FU) in Lüftungskammern eingebaut bzw. nachgerüstet werden?
Wir betreuen derzeit die Lüftungsanlage eines Einkaufszentrums und sind zugleich für die Wartung der Anlage verantwortlich. Beim Beheben von eventuellen Störungen ergeben sich für uns große Schwierigkeiten. Folgende Probleme liegen vor:
– Wir können im laufenden Betrieb keine Einstellungen am FU vornehmen. Öffnen wir die Kammertür, verändern sich die Paramater (Drücke usw.).
– Zum Betreten der Kammer muss der Ventilator abgeschaltet sein (Arbeitsschutz, drehende Teile). Ist der Ventilator aus, zeigt der FU nicht die Werte wie im laufenden Betrieb an.
– Bisher wurden 2 von 40 Anlagen umgebaut. Die Planung für 2012 sieht FUs in allen Anlagen vor. Wir haben genau bei diesen beiden Anlagen viele Probleme (Luftmengen stimmen nicht, Kanäle blähen sich auf, Mieterbeschwerden). Mal abgesehen von der fehlenden Abnahme und der mangelhaften Dokumentation (was aber nichts mit der Platzierung der FUs zu tun hat).
Da wir aber gegenüber der ausführenden Firma nicht auf technische Regeln oder Ähnliches verweisen können, fehlen uns entsprechende Argumente gegen die Anordnung des Frequenzumformers.
Antworten der Leser
1.
Ein FU in der Ventilatorkammer ist Standard z. B. bei Geräten für Außenaufstellung. Bei Danfoss gibt es dann die Möglichkeit über ein abgesetztes Bedienteil in der Tür den FU einzustellen. Die geschilderte Anordnung der Bedienung betrachte ich als Schildbürgerstreich.
Rolf Tschersich (Hubert Niewels Versorgungstechnik GmbH), 07.12.2011
2.
Es gibt keine Norm oder Richtlinie, die es verbietet FUs in Lüftungsgeräten zu verbauen. Im Gegenteil.
Denn im RLT-Gerät wird der FU durch den Farradayschen Käfig (RLT-Kammer) nochmals abgeschirmt. Das haben auch EMV-Messungen an unseren RLT-Geräten durch den TÜV Süd eindeutig belegt. Insbesondere strahlungsgebundene Emission wird dadurch deutlich reduziert. Des Weiteren wird mit dem Einbau im RLT-Gerät sichergestellt, dass der FU auch „nur“ stromlos zu öffnen ist. Dies trägt auch zur Risikominimierung bei.
Dabei sollte selbstverständlich der FU so eingebaut werden, dass er von außen zu parametrieren ist. Hierzu muss das Bediendisplay vom FU getrennt in dem einem Panel des RLT-Geräts auf der Bedienseite eingebaut werden. Wird dies nicht gemacht, stellt das nach meiner Einschätzung einen Mangel dar, da der FU bedienbar sein muss. Dies kann aber auch anderweitig (z. B. Anschluß des FU an ein Bedienlaptop von außen) sichergestellt werden.
Siehe auch VDI 6022 „Alle Bauelemente und Einbauten sind so anzuordnen, dass sie wartungsfreundlich sind. Dies gilt insbesondere für Komponenten, die häufig kontrolliert werden müssen, …“
Dr.-Ing. Christoph Kaup (Howatherm Klimatechnik GmbH), 07.12.2011
3.
Es ist praxisuntauglich, den FU an einer unzugänglichen Stelle zu montieren, da dann keine Einstellungen vorgenommen werden können. Es gibt meiner Meinung keine Norm dafür. Ich zweifle auch die Sinn einer solchen Norm an, so wird auch niemand einen Lichtschalter am Ende eines Raums montieren, um zum Lichteinschalten den Raum zu durchqueren. Wie leider zu häufig wird bei solchen Selbstverständlichkeiten bei Diskussionen eine Norm gesucht, anstatt den gesunden Menschenverstand einzuschalten.
Die Frage des Lesers kann ich nachvollziehen, habe ich doch auch ähnliche Diskussionen in anderen Bereichen erlebt (z.B. Regler, die für die Druckregelung eines Raums zuständig sind, werden so platziert, dass diese erst eingestellt werden können, wenn die Hülle des Raums geöffnet wird).
Gründe für so eine Konstellation sind vielfälltig, oftmals aber mit der sogenannten Freitagsfrage an Zulieferfirmen zu begründen: Bitte helfen Sie mir dringend bei der Auslegung, ich muss am Montag das Leistungsverzeichnis fertig haben.
Andreas Török (Trox GmbH), 07.12.2011
4.
Es gibt grundsätzlich keine Bedenken gegen den Einsatz von Frequenzumformern in Lüftungskammern und Lüftungsgeräten. Sinnvoll ist allerdings der Einsatz einer aus dem Gerät herausgeführten Bedienungseinheit. So ist eine Veränderung der Parameter möglich, ohne dass Türen geöffnet werden müssen.
Andreas von Thun (BerlinerLuft.Technik GmbH), 07.12.2011
5.
Jeder FU, erst recht jeder neue, kann mit einem FB-Panel ausgestattet werden. Niemand muss in Kammern klettern.
Diese hat das Ingenieurbüro wohl nicht ausgeschrieben. Einkaufszentrum GU? Gespart?
Martin Grüber (HTS GmbH), 07.12.2011
6.
Eine Verordnung oder Norm ist uns nicht bekannt. Wir haben das Problem ausgibig diskutiert und sind zu dem Entschluß gekommen, dass die einzige Lösung des Problems darin besteht, den FU mit einer Fernbedienung oder einem Bediendisplay außerhalb der Lüftungskammer auszustatten, um entsprechende Änderungen bzw. Einstellungen im laufenden Betrieb vornehmen zu können.
Rainer Blaser (Klinik Technik GmbH am Universitätsklinikum Heidelberg), 07.12.2011
7.
Es spricht überhaupt nicht dagegen, den FU in das Lüftungsgerät zu bauen, wenn der die richtige Schutzart hat, im diesem Fall IP55! Um den FU im laufenden Betrieb überwachen oder bedienen zu können, gibt es extra dafür die Möglichkeit, das Bedienteil mit grafischem Display getrennt vom FU außerhalb des Lüftungsgeräts zu montieren. Diese Art der Montage hat sich tausendfach bewährt.
Paul Nederkorn (Danfoss GmbH), 09.12.2011
Artikelnummer: cci38896
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