Luftreiniger: Energiefresser oder unentbehrlich für gesundes Raumklima?

(Abb. © gemeinfrei)
In Klassenräumen muss im wahrsten Sinne des Wortes ein gutes Klima herrschen. Sind Luftreiniger dafür angesichts des Appells zum Energiesparen noch angesagt? (Abb. © gemeinfrei)

Das Umweltbundesamt (UBA), Dessau, ruft in Zeiten der aktuellen Energiekrise dazu auf, die Nutzung mobiler Luftreiniger in Schulen auf das Nötigste zu beschränken. Das hat jüngst „Der Tagesspiegel“, Berlin, berichtet. Der Fachverband Gebäude-Klima (FGK), Ludwigsburg, sieht indes den Stromverbrauch grundsätzlich überbewertet, den Nutzen unterbewertet.

„Im Zuge der Energiespardiskussion ist zu beachten, dass mobile Luftreiniger beim Betreiben nicht unerhebliche Mengen an Strom verbrauchen und auch von daher der Einsatz auf hygienisch notwendige Situationen begrenzt bleiben sollte,“ sagte der UBA-Experte für Innenraumlufthygiene Heinz-Jörn Moriske laut „Tagesspiegel“ kürzlich gegenüber der Deutschen Presseagentur. Damit erneuerte er im Grunde eine Empfehlung zum Thema Schullüftung, die das UBA bereits im Februar 2022 angesichts der andauernden Coronapandemie ausgesprochen hatte:

1. In Schulen mit RLT-Anlagen sollten für die Dauer der Pandemie die Frischluftzufuhr erhöht und die Betriebszeiten der Anlagen verlängert werden. Bei Umluftanlagen ist der Einbau von Hochleistungsschwebstofffiltern der Klassen H 13 oder H 14 zu erwägen.
2. In Schulen ohne RLT-Anlagen (schätzungsweise 90 % der Schulen) soll intervallartig über weit geöffnete Fenster gelüftet werden
3. Sofern sich Fenster in Klassenräumen nicht genügend öffnen lassen, sollte geprüft werden, ob durch den Einbau einfacher ventilatorgestützter Zu- und Abluftsysteme zum Beispiel in Fensteröffnungen eine ausreichende Außenluftzufuhr erreicht werden kann.

Sind die Maßnahmen unter 1 bis 3 nicht anwendbar, ist ein Raum aus Sicht des UBA nicht für den Unterricht geeignet. Sollen solche Räume dennoch zum Unterricht genutzt werden, könne in Ausnahmen der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte erwogen werden.

Technisch stehen für die mobile Luftreinigung vier Optionen zur Verfügung, die teils auch kombiniert werden: Filter, UV-C-Technik, Ionisations- und Plasmaverfahren sowie Ozontechnologien. Jedoch ist zu beachten, dass Luftreiniger die Luft zwar von Coronaviren, Bakterien, Allergenen und anderen Schadstoffen befreien können, aber weder CO2 noch Wasserdampf abführen.

Letztlich ist das UBA mit seinen Aussagen recht nahe bei der Position des Fachverband Gebäude-Klima (FGK), Ludwigsburg, der für den kommenden Winter durchaus ebenfalls einen Interessenskonflikt zwischen den Anforderungen an ein gesundes Raumklima und den notwendigen Maßnahmen zur Energieeinsparung auf Schulen zukommen sieht. „Vielleicht wird man aus Unwissenheit und im Bemühen um Energieeinsparung die Lüftung in Klassenzimmern reduzieren. Erhöhte Ansteckungsgefahr wäre dann die Folge“, sagt FGK-Geschäftsführer Technik Claus Händel auf Anfrage von cci Branchenticker. Dass Luftreiniger „hygienische Luft“ ohne Lüftungswärmeverlust versprechen, sei indes eine Fehlinformation. Aber: Händel sieht Luftreiniger mit Sekundärluft durchaus als sinnvolle Ergänzung, um Übertragungsrisiken zu reduzieren. Seine klare Botschaft lautet jedoch: „Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sind die nachhaltige Lösung für die Zukunft.“ Alles andere sei bestenfalls eine kurzfristige Notlösung – und schon mittelfristig unsinnig, wobei Händel in der aktuellen Diskussion den Stromverbrauch grundsätzlich überbewertet, und den Nutzen unterbewertet sieht.

Der Stromverbrauch als solcher ist natürlich stark abhängig von Typ und Technik des eingesetzten Luftreinigers. Für ein Filtergerät (ePM10 70 % + ePM1 80 % + H14 HEPA) „Purigo T 2200“ der Airflow Lufttechnik GmbH, Rheinbach, mit bis zu 2.200 m³/h Luftvolumenstrom beträgt die maximale Leistungsaufnahme beispielsweise 465 W, also gut 200 W pro 1.000 m³/h.

Da es um das Wohl unser Kinder geht, ist die ohnehin schon kontroverse Diskussion über das Thema Schullüftung neben Fragen des Nutzens und des Energiesparens zusätzlich noch emotional aufgeladen, was mitunter bereits zu fragwürdigen Entscheidungen geführt hat. Siehe dazu auch die „Meinung: Schul-(Lüftungs)-Alltag in cci Brachenticker: cci178058. Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben Sie als Leser gemacht? Teilen Sie diese gerne per Kommentar mit der LüKK-Community.

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