Deutschland exportiert immer mehr Strom

Die deutsche Energiewirtschaft hat im ersten Halbjahr einen neuen Stromexportrekord aufgestellt.

(Abb.© F.Schmidt/Fotolia.com) Unterm Strich wurden rund 25 TWh (10^9 kW) elektrische Energie exportiert. Im ersten Halbjahr 2014 waren es noch 19 TWh gewesen, ein Jahr zuvor 15 TWh.

Zum Vergleich: Die deutschen Atomkraftwerke haben in den ersten sechs Monaten 48 TWh produziert. Wenn man auf einen ausgeglichenen Austausch mit dem Ausland achten und die Gaskraftwerke etwas mehr als ein Drittel des Jahres mit voller Last laufen lassen würde, könnten alle verbliebenen acht AKW sofort abgeschaltet werden.
Die Daten stammen von Agora Energiewende, eine der Partei der Grünen nahe stehende Lobbyorganisation, die unter Mitwirkung des derzeitige Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium Rainer Baake gegründet wurde.

Die Stromdatenplattform des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme zeigt online übrigens einen niedrigeren Wert von 22 TWh für den Nettostromexport im ersten Halbjahr. Allerdings weichen die dort monatlich aufgeschlüsselten Daten deutlich von denen des Bundesamtes für Statistik ab. Diese reichen bis April einschließlich und kommen bereits für die ersten vier Monate 2015 auf einen Exportüberschuss von rund 19,5 TWh.

Der deutsche Export ist nach Angaben von Agora Energiewende für die Versorgung der Nachbarländer nicht notwendig. Vielmehr verdrängten beispielsweise hiesige Braunkohlekraftwerke umweltfreundlichere Gaskraftwerke in den Niederlanden, die der größte Abnehmer deutschen Stroms sind.

Artikelnummer: cci35062

Ein Kommentar zu “Deutschland exportiert immer mehr Strom

  1. Die Angaben über den Stromexport sind wenig aussagekräftig wenn nicht der Preis für den exportierten Strom genannt wird. Zum Teil könnte es sich um „Überschussstrom“ auch aus regenerativen Quellen handeln, für den wir noch bezahlen müssen, damit die Nachbarn ihn abnehmen.
    Interessant wäre auch zu erfahren wie viel Strom wir importieren und zu welchen Preisen.
    Die Aussage, im 2. Absatz, dass man mit längerer Laufzeit der
    Gaskraftwerke den Strom aus deutschen Kernkraftwerken kompensieren könnte, bedeutet doch nicht, dass man keinen Kernenergiestrom aus dem Ausland importiert. Ausserdem wird doch durch Verdrängen von Kernenergiestrom durch Gasstrom kein CO2 vermieden (im Gegenteil) und das ist doch ein angebliches Ziel der Energiewende.
    Auch der letzte Absatz, basierend auf Aussagen der Lobbyorganisation „Agora Energiewende“, sollte kritisch hinter fragt werden.
    Folgende Aspekte fallen mir dazu ein:
    -Wird tatsächlich konventioneller Strom exportiert? oder vielleicht doch
    zu viel anfallender regenerativer?
    -Warum wird überhaupt „zu viel“ konventioneller Strom produziert?
    (vielleicht weil regenerative Systeme konventionelle Backupkraftwerke
    benötigt!?, ist das dann nicht den regenerativen Systemen zu zuordnen?)

    Prof. Dr. Detlef Orth, FH Köln

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