Wer angesichts der immer heftiger werdenden Krise in der Kältebranche möglicherweise darauf gehofft hat, dass die Regularien der europäischen F-Gase-Verordnung gelockert werden könnten, ist ein hoffnungsloser Optimist. Ein Workshop der EU-Kommission bestätigte ausdrücklich den bisherigen Kurs: „The phase-down targets will not change“.
Mittlere Preisanstiege für vier gängige Hoch-GWP-Kältemittel von 2014 bis Herbst 2017 (Abb. Öko-Recherche / EU-Kommission)
Beim 3. F-Gas-Consultation-Forum in Brüssel hat die EU-Kommission zu mehreren Wünschen und Diskussionen rund um die Verordnung, die Verknappung von synthetischen Kältemitteln und deren heftige Preisanstiege klare Worte gesprochen. Es bleibt beim vorgesehenen Phase-Down, gemäß dem der nächste Schritt der Kältemittelverknappung im Jahr 2020 ansteht. „Wie haben solche wie nun tatsächlich eingetretene Preisanstiege von mehreren 100 % für Hoch-GWP-Kältemittel vorhergesehen, und die heutigen Preise befinden sich mit etwa 20 € pro Tonne CO2-Äquivalent noch im Rahmen“, so ein Statement der Kommission. Sie begrüßt diese Entwicklung durchaus, denn sie beschleunigt schließlich den Einsatz von Gering-GWP- und von natürlichen Kältemitteln. Auch ein Preis für Kältemittel von 50 € pro Tonne CO2-Äquivalent sei noch „fair“. Gleichzeitig merkt die Kommission an, dass sich die Aufbereitung und Wiederverwendung gebrauchter Kältemittel zwar verdoppelt habe, aber mit einem Anteil von nur rund 5 % im Vergleich zu neu hergestellten Kältemitteln weiterhin sehr gering sei.
Die für die EU-Staaten zur Verfügung stehende Menge an neu hergestellten Kältemitteln beträgt derzeit pro Jahr etwa 120 Mio. t CO2-Äquivalent. Was bedeutet das? Für dieses Äquivalent bekommt man (beispielhaft) folgenden Kältemittelmix: 10.000 t R410A = 21 Mio. t CO2 (GWP = 2.088), 10.000 t R404A = 39 Mio. t CO2 (GWP = 3.922), 15.000 t R134a = 21 Mio. t CO2 (GWP = 1.430) und 15.000 t R 32 = 10 Mio. t CO2 (GWP = 675). Die verbleibenden 29 Mio. t CO2-Äquivalent können dann noch auf diverse HFO-Kältemittel (1234 etc., GWP < 4) und Mischungen aufgeteilt werden.
Ein Link auf die Dokumente des Consultation Forums steht auf der Website von Eurovent hier.
Artikelnummer: cci60116
Jede Art der Vervielfältigung, Verbreitung, öffentlichen Zugänglichmachung oder Bearbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit gesonderter Genehmigung der cci Dialog GmbH gestattet.
Hallo Herr Becker,
sorry, in der Eile gestern vergaß ich den Hinweis (so wie zwei Fragezeichen), daß die von mir genannten Preise bereits auf das CO2-Equivalent umgerechnet sind.
So kostet ein kg R404A bereits jetzt 218,90 €.
Viele Grüße
Christoph Bullach
Hallo Herr Bullach,
doch, wenn man der Kommission folgt und sagt, dass 50,- €/tCO2 ein fairer Preis ist, dann sind die genannten Preise fair:
R134a: 50,56 €/kg = 50,56 €/1,430 tCO2 = 35,36 €/tCO2
R404A: 55,81 €/kg = 55,81 €/3,922 tCO2 = 14,23 €/tCO2
R407C: 65,05 €/kg = 65,05 €/1,774 tCO2 = 36,67 €/tCO2
R410A: 68,01 €/kg = 68,01 €/2,088 tCO2 = 32,57 €/tCO2.
Die Grenze zu „unfairen“ Preisen wären laut Kommission dann bei:
R-134a: 71,50 €/kg
R-404A: 196,10 €/kg
R-407C: 88,70 €/kg
R-410A: 104,40 €/kg
ereicht. Nun ja….
Viele Grüße,
Roland Becker
Ab wann und für wen ist (für die EU-Kommission) dann der Preis für Kältemittel unfair. Gilt das für den Handwerker oder logischerweise für den Kunden. Ich weiß auch nicht wo die Kommission den Preis von 20 €/to Äquivalent hernimmt. Zur Zeit liegen die Brutto-Listenpreise ohne Mehrwertsteuer eines deutschen Kältegroßhandels bei: R134a – 50,56 €, R404A – 55,81 €, R407C – 65,05 € und R410A – 68,01 € also allesamt über dem“fairen“ Preis.