DGNB fordert Neuausrichtung der EnEV mit Öko- und LCC-Aspekten

Die Energieeinsparverordnung (EnEV) entspricht in der heutigen Form nicht mehr dem aktuellen Wissensstand und ist weder zielführend noch zukunftsfähig. Daher plädiert die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Stuttgart, für eine grundlegende Neuausrichtung und Weiterentwicklung der EnEV.

DGNB-Präsident Prof. Alexander Rudolphi (Abb. DGNB) In einem Statuspapier hat die DGNB die ihre wichtigsten Anregungen und Forderungen wie folgt formuliert:

  • Änderung der Zielsetzung mit Blick auf die Klimaschutzziele hin zur Begrenzung klimaschädlicher Gase.
  • Erweiterung des Betrachtungsraums auf Basis der Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden.
  • Bewertung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnahmen auf Basis der Lebenszykluskostenrechnung (LCC).
  • Grundsätzliche Technologieoffenheit für mehr Innovation.

Dazu einige Begründungen der DGNB:

In der EnEV-Novelle zum 1. Januar 2016 zeigt sich, dass eine ausschließliche Fokussierung auf das Einsparen von Betriebsenergie in Gebäuden nicht mehr zielführend ist. Dabei wird das große Potenzial der gebauten Umwelt hinsichtlich des Erreichens der Klimaschutzziele bei weitem nicht ausreichend ausgeschöpft – etwa mit Blick auf die Verringerung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase. Daher fordert die DGNB eine Neuausrichtung und Weiterentwicklung der EnEV im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung von Gebäuden – mit einer Methodik, die transparent und nachvollziehbar ist.
Dazu sollte der Fokus einer künftigen EnEV über die Betrachtung des Primärenergiebedarfs hinaus unbedingt um Aspekte des Aufwands zur Herstellung der im Gebäude eingesetzten Bauprodukte und technischen Anlagen (graue Energie) erweitert werden. Mit Hilfe von Ökobilanzierung und Lebenszykluskostenrechnung lassen sich gesamtheitliche Umweltwirkungen und Gesamtkosten von Gebäuden erfassen und bewerten. Erst auf dieser Basis wird eine umfassende und zielgerichtete Optimierung von Einzelgebäuden möglich.
Ein großer Vorteil einer so neu ausgerichteten EnEV besteht darin, dass es Bauherren und Planern offen bleibt, mit welchen Konzepten und Technologien die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden. Dieses Regelwerk wäre in hohem Maße innovationsfreundlich, und es schafft die Freiheit für Bauherren, Bestandshalter und Planer, mit dem geringstmöglichen Aufwand die maximale Wirkung für den Klimaschutz zu erzielen.

Laut DGNB sollte die Weiterentwicklung der EnEV als Chance begriffen werden, um das Blickfeld und damit die Möglichkeiten zu erweitern sowie die Zielsetzung hinsichtlich des Klimaschutzes zu schärfen. Der Prozess einer Neuformulierung der Verordnung bietet die große Chance, die EnEV nicht nur als Verwaltungsinstrument für Regelungsnachweise weiterzuentwickeln, sondern auch als Werkzeug zur Projekt- und Planungsunterstützung im zuvor genannten Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung.

Artikelnummer: cci43441

Schreibe einen Kommentar