EQT übernimmt Bilfinger-Bereich Building and Facility

Die kriselnde Mannheimer Bilfinger SE hat den Konzernbereich Building and Facility an die Private Equity Gruppe EQT, Stockholm, verkauft.

(Abb. Bilfinger) Der Kaufvertrag wurde am 2. Juni unterzeichnet. Der Kaufpreis beläuft sich nach Bilfinger-Angaben auf rund 1,2 Mrd. €, was einem Unternehmenswert von rund 1,4 Mrd. € entspricht. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Behörden. Der Bilfinger-Bereich Building and Facility hatte 2015 mit 22.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,627 Mrd. €, immerhin 40% des gesamten Konzernumsatzes von 6,5 Mrd. €. Die bereinigte EBITA-Marge lag bei 4,8 % (126 Mio. €). Damit trennt sich Bilfinger von seiner derzeit lukrativsten Sparte. Das Segment Power soll dagegen nicht mehr wie zunächst geplant komplett verkauft werden. Durch den Kauf soll die Position in Europa und in den Bereichen Digitalisierung und Energieeffizienz gestärkt werden. Der Bilfinger-Konzern will sich nach dem Verkauf der Building and Facility Sparte stärker auf Industriedienstleistungen (Umsatz 3,65 Mrd. €, Ebita-Marge 3,5 %) fokussieren und einen Teil der Verkaufserlöse für Zukäufe in diesem Bereich einsetzen.

Der Kaufpreis besteht laut Bilfinger aus mehreren Komponenten, von denen zwei erst bei einem Wiederverkauf durch EQT fällig werden. So stundet Bilfinger EQT 100 Mio. € des Kaufpreises, die sich mit 10 % pro Jahr verzinsen. Zum anderen werden 200 Mio. € des Kaufpreises in ein Earn-out-ähnliches Instrument umgewandelt. Dadurch wird Bilfinger mit 49 % am Wiederverkaufserlös von EQT beteiligt sein. Bilfinger soll so ein bilanzieller Veräußerungsgewinn auf Konzernebene von voraussichtlich rund 500 Mio. € verbleiben.

Der Umsatz der Bilfinger SE im Segment Building and Facility war im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 3 % auf 576 Mio. € zurückgegangen. Als Grund dafür gab der Konzern ein schwächeres Investitionsverhalten auf den Märkten und eine geringere Anzahl der von ihm begleiteten Immobilientransaktionen an. Der Auftragseingang sank um 26 % auf 635 Mio. €. Dagegen erhöhte sich der Auftragsbestand um 23 % auf 2.681 Mio. €, sodass sich eine solide Ausgangslage für weiteres Wachstum ergebe. Für das Gesamtjahr rechnet Bilfinger damit, dass der Umsatz und das bereinigte EBITA leicht wachsen werden.

Im Rahmen eines Effizienzprogramms will der Bilfinger-Vorstand die Verwaltung des Unternehmens neu auszurichten. Hierzu zählt, die Konzernzentrale zu verschlanken, die Anzahl der Divisionen und Gesellschaften im Segment Industrial zu reduzieren, Unternehmensprozesse zu standardisieren und IT-Systeme zu harmonisieren. Damit sollen jährliche Einsparungen von etwa 100 Mio. € realisiert werden.

Das Konzernergebnis 2015 belief sich auf -489 Mio. €. Hier schlagen im zweiten Quartal 2015 vorgenommene nicht zahlungswirksame Firmenwert-Abschreibungen in Höhe von 330 Mio. €, operative Verluste im Bereich Power sowie Aufwendungen für Restrukturierungsprogramme und für die Aufarbeitung von Compliance-Fälle (Bilfinger steht wegen Bestechung in internationalen Geschäften unter Aufsicht des US-Justizministeriums. Grund ist ein zwölf Jahre zurückliegender Korruptionsfall bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria, in den Bilfinger verwickelt war. Dazu kam ein Korruptionsfall in Brasilien. Ein Ende der Überwachung war für Februar 2016 vorgesehen) zu Buche. Deshalb wurde auch keine Dividende für 2015 ausgeschüttet.

EQT ist eine in Nordeuropa und Asien tätige Investmentgruppe. Sie hatte u. a. mit ISS innerhalb von zehn Jahren einen der weltgrößten Facility Services Anbieter aufgebaut und ihn 2014 an die Börse geführt.

Artikelnummer: cci43533

Schreibe einen Kommentar

E-Paper