Marktentwicklung der deutschen Heizungsindustrie 2022: Wärmepumpen mit großem Zuwachs

Wärmepumpe im Technikraum eines Wohnhauses (Abb. © Martin Winzer/stock.adobe.com)
Wärmepumpe im Technikraum eines Wohnhauses (Abb. © Martin Winzer/stock.adobe.com)

Die Wärmepumpe ist mit einem Plus von 53 % gegenüber dem Vorjahr die prozentual am stärksten wachsende Technologie im deutschen Heizungsmarkt. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) gemeinsam mit dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) vorgelegt hat.

Anzeige

In absoluten Zahlen wurden im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 236.000 Wärmepumpen in Verkehr gebracht. „Die deutschen Hersteller investieren massiv in den Ausbau der Produktionskapazitäten für Wärmepumpen. Gemeinsam mit unseren Marktpartnern setzen wir alles daran, den erfolgreichen Markthochlauf der Wärmepumpe weiter voranzutreiben“, betont BDH-Präsident Jan Brockmann.

Von den 236.000 Heizungswärmepumpen waren 205.000 Geräte Luft/Wasser-Wärmepumpen (+ 61 % gegenüber dem Vorjahr), davon rund 104.000 Monoblock-Geräte (+ 68 %) und 65.000 Split-Geräte (+ 49 %). Sole/Wasser-Wärmepumpen legten um 15 % zu, 31.000 erdgekoppelte Anlagen wurden 2022 verkauft. Auch die Anzahl der speziell auf die Erwärmung von Trinkwasser ausgelegten Warmwasser-Wärmepumpen hat sich im letzten Jahr stark erhöht: um über 90 % auf 45.500 Geräte.

Marktentwicklung Wärmepumpen in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2022 (Abb. © BDH/BWP)

Heimische Industrie bei Produktionsausbau unterstützen

Die Bundesregierung hat das Ziel, ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren. Diesem Ziel komme man mit der letztjährigen Marktentwicklung einen großen Schritt näher. Bis das Ziel jedoch erreicht sei, bedarf es laut BDH weiterer unterstützender Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Industrie, über das Handwerk bis hin zum Verbraucher. So gelte es, auf Seiten der Bundesregierung dafür Sorge zu tragen, dass die Investitionen der heimischen Industrie in den Aufbau der Produktionskapazitäten unterstützt werden.

Breiter technischer Lösungsraum für Zielerreichung nötig

Mit Blick auf die notwendige Transformation des Wärmesektors setzt sich der BDH für einen möglichst breiten technischen Lösungsraum auf der Basis von regenerativen und klimaneutralen Energieträgern ein. Dies sei vor dem Hintergrund des heterogenen Gebäudebestands in Deutschland zwingend erforderlich. Zudem müsse die unterschiedliche individuelle wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Verbraucher berücksichtigt werden. Nur mit einem umfangreichen Produktportfolio lassen sich die Ziele der Wärmewende für die Haushalte bezahlbar umsetzen und die Akzeptanz für die Klima- und Wärmewende bleibt in der Bevölkerung erhalten, so der BDH. 

Zu den technischen Lösungen zählt der BDH unter anderem die Hybridisierung von Heizungen. So lassen sich beispielsweise Wärmepumpen mit bereits bestehenden oder neuen Heizsystemen zur Abdeckung der Spitzenlast ideal kombinieren. Insbesondere im Bestand sei dies eine zunehmend wichtige Lösung. Daneben sieht der Verband Techniken wie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, moderne Wärmeverteilsysteme, digitale Komponenten und Effizienzmaßnahmen wie den hydraulischen Abgleich als zielführend an, um die CO2-Reduktion im Wärmesektor zu beschleunigen.

Zur weiteren Beschleunigung des Wärmepumpenausbaus fordert seinerseits der Bundesverband Wärmepumpe eine rasche und konsequente Umsetzung der angekündigten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes sowie weitere Maßnahmen zur Entlastung des Strompreises. Auch mit industriepolitischen Instrumenten solle der Markthochlauf unterstützt werden. „Der Markthochlauf ist in vollem Gange, die Menschen haben offensichtlich verstanden, dass die Wärmepumpe die beste Alternative zum Heizen mit fossilen Energieträgern ist. Die Technik gibt wichtige Antworten auf die Krisen unserer Zeit: mehr Klimaschutz durch immer mehr CO2-freies Heizen und weniger Abhängigkeiten von Gasimporten. Darauf müssen wir jetzt weiter aufbauen. Die von der Bundesregierung bereits für das Jahr 2024 ausgegebene Zielmarke von 500.000 Geräten ist ehrgeizig, aber erreichbar“, betont Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe. „Die Industrie hat in einem schwierigen Umfeld mit Personal- und Lieferengpässen gezeigt, dass sie mit einer klugen Priorisierung und innovativen Lösungen auf einen massiven Nachfrageanstieg reagieren kann. Ebenso sind die Handwerkerorganisationen intensiv bemüht, die notwendigen Schulungen und Fortbildungen anzubieten.“
Allerdings brauche es nach dem Wachstum von 53 % gegenüber dem Vorjahr eine ähnliche Steigerung in den Folgejahren. Dieses Wachstum ist nicht nur vom Handeln der Industrie abhängig, sondern vor allem vom Nachfrageverhalten der Verbraucher, bemerkt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: „Wir haben die klare Erwartung an die Politik, die Rahmenbedingungen für Wärmepumpen in den nächsten Monaten weiter zu verbessern.“

Handlungsbedarf bei Gebäudeenergiegesetz, Strompreis und Industrieförderung

Der BWP fordert von der Bundesregierung, die in Aussicht gestellte Novelle des Gebäudeenergiegesetzes schnell vorzulegen. Konkret geht es um die Regelung, dass ab dem kommenden Jahr jede neue Heizung mit mindestens 65 % regenerativen Energien betrieben werden soll. Die Wärmepumpe würde zur Standardlösung, um diese Vorgabe zu erfüllen. Die aktuelle Marktdynamik zeigt, dass Fachhandwerk, Heizungsindustrie und Verbraucher diese Umstellung bewältigen können und wollen. Dafür brauchen sie aber dringend eine gesetzliche Planungssicherheit. „In weniger als einem Jahr sollen die entsprechenden Regelungen bereits in Kraft treten. Die Branche erwartet jetzt eine zügige Umsetzung der von der Koalition bereits öffentlich in Aussicht gestellten Neuregelungen“, so Dr. Sabel. Ebenso wichtig seien entsprechende Maßnahmen bei den Energiepreisen: „Die Verbraucher benötigen eine klare Orientierung, dass sich der Wechsel vom Gas- oder Ölkessel zur strombetriebenen Wärmepumpe rentiert. Die im Dezember beschlossenen Gas- und Strompreisbremsen sind wichtige sozialpolitische Maßnahmen, die auch Wärmepumpenhaushalten helfen. Für eine nachhaltige Lenkungswirkung muss aber vor allem der Strompreis weiter entlastet werden. Wir fordern daher eine Mehrwertsteuerabsenkung auf 7 % und eine Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum von 0,1 Cent/kWh. Es ist völlig unverständlich, warum die Mehrwertsteuer für das klimaschädliche Erdgas reduziert wurde, für den immer grüner werdenden Strom zum Betrieb einer Wärmepumpe aber nicht“. Ein weiteres Instrument sei die effiziente Nutzung des Flexibilitätspotenzials von Wärmepumpen, etwa zum Ausgleich von Spitzenlasten im Stromnetz oder zur Speicherung von eigenem PV-Strom. Der BWP erwarte viel von den neuen Regelungen, die die Bundesnetzagentur gerade dazu ausarbeitet.

Weitere Grafik zu Absatzzahlen

Absatzentwicklung Wärmepumpen 2003 bis 2022 (nach Bauart). (Quelle: BDH/BWP, Abb. © BWP)


cci193318

E-Paper