Umfrage: Hatten Sie schon Verständigungsprobleme mit Planern oder Architekten?

Das Ergebnis unserer Trend-Umfrage von letzter Woche ist in seiner Heftigkeit doch überraschend.

(Abb. © Torbz/Fotolia.com) Heinz Meier*, Errichter von Brandmeldeanlagen: „Ich kenne es kaum anders. Heutzutage arbeiten wir im Minutenbereich, das betrifft die Meldermontage, die Zentrale und deren Peripherie ebenso. Meine Zeit wird hauptsächlich durch planlose Planer kaputt gemacht sowie durch Architekten, die sich gerne über die Montageorte sowie das Design der Melder unterhalten wollen. Ganz selten hat man einen fachkundigen Planer. Meist machen Planer Brand- oder allgemein Sicherheitstechnik mit ihren Grundkenntnissen mit, jedoch selten mit dem Fachwissen, das wir uns Errichter wünschen würden.“ * Name von der Redaktion geändert.

Wir fragten unsere Leser. „Kennen Sie dieses Problem auch? Oder klappt bei Ihnen die Kommunikation?“ 31 Leser antworteten, und davon haben 80 % häufig und 20 % manchmal Kommunikationsprobleme mit Planern oder Architekten. „fast nie“ wurde gar nicht gewählt. Dieses Ergebnis ist so eindeutig ausgefallen, dass es uns doch überrascht hat.

„Die europische Normenwelt ist viel zu komplieziert, es fehlen eindeutige Einbaunormen und mit zig tausend Seiten für fast niemanden lesbar,“ schreibt ein Leser und erklärt damit die Einschätzug eines anderen Kommentators: „Es gibt immer Probleme mit den Herren, weil’s keiner wirklich blickt.“

Was sind die Folgen?
„Meine TGA-Erfahrung (insbesondere Kältetechnik) ist, dass insbesondere gesetzliche Pflichten/Vorgaben überhaupt nicht bekannt sind. Kenntnisse der Regelwerke weisen gewaltige Lücken auf oder sind extrem veraltet. So muss viel Zeit aufgewendet werden, den Planer auf Stand zu bringen. Mehr noch: Man muss den Planer davon überzeugen (!), dass er Auflagen einhalten muss.“
Dies führt direkt zu einem weiteren Mangel, den unzureichenden Ausschreibungstexten: „Wir werden fast immer mit völlig unzureichenden Ausschreibungstexten in den Leistungsverzeichnissen konfrontiert. Oft werden Standard-Text“-hülsen“ verwendet, einfach abgeschrieben, oder es wird halt das eingesetzt, was da ist. Ob das in der geplanten Anwendung technisch zutreffend ist, wird ignoriert – vielleicht sogar bewusst in Kauf genommen, da zutreffend ausgearbeitete Positionen zeitlich aufwändig sind. Im Nachgang führt das dann häufig zu Diskussionen; Nachträgen; etc. oder schlimmstenfalls zu Fehlfunktionen.“

In die selbe Kerbe hauen auch die beiden folgenden Kommentare:
„Als ehemaliger TGA-Planer bin ich nun in einem größeren Unternehmen in dem Fachbereich Technischer Betrieb TGA tätig. Hier habe ich auch oft mit externen TGA-Planern zu tun. Dabei stelle ich häufig fest, das die Planer selbst nicht über die fachlich korrekten Ausdrücke und Bezeichnungen Bescheid wissen und die Planunterlagen immer mehr an Qualität abnehmen. Bei den Leistungsverzeichnissen werden ohne Überprüfung und Anpassung die Standardtexte der Hersteller übernommen. Da sind die häufigen Kommunikationsprobleme vorprogrammiert. Meiner Meinung nach muss hier die Qualität wesentlich verbessert werden und mehr praxisorientierte Planung erfolgen.“

„Leider trifft die Berufsbezeichnung „Ratsuchende Ingenieure“ inzwischen immer häufiger zu. Es gibt noch einige gute und kommunikationsfähige Planer und Architekten, nur leider spürbar abnehmend. Die Machtverhältnisse am Bau machen es möglich, nämlich die Komponenten- oder Systemlieferanten steuern (gezwungenermaßen, denn sie wollen in die Ausschreibung rein, und der Planer kümmert sich dann auch darum, dass dieser Lieferant zum Zuge kommt, egal ob zum Nutzen des Bauherrn oder nicht) ihren Planungsteil bei, den viele Planer unkritisch einfach übernehmen, und die Anlagenerrichter müssen dann einiges glattziehen, denn sie schulden ja eine funktionsfähige Anlage. Und dass das nicht kommunikationsförderlich und schon gar nicht im Sinne des Bauherrn sein kann, liegt auf der Hand. Jeder Beteiligte weiß es, keiner traut sich, auf den Tisch zu hauen oder gar dem Bauherrn die Augen zu öffnen. Besagtes Machtgefälle eben.“

Die eigene mangelnde Fachkompetenz scheint übrigens auch vielen Planern (un-)bewusst zu sein, denn: „Am meisten nervt die mangelnde Fachkompetenz, die mit arrogantem Gehabe überspielt wird.“

Und: „Nur die Lieferanten und die Anlagenerrichter machen übrigens Fehler, und die werden dann über die ganze nördliche Halbkugel informativ an alle am Bau Beteiligten verteilt. Einen Fehler des Planers zu erkennen oder gar anzusprechen, grenzt bei vielen Planern im Selbstverständnis an Majestätsbeleidigung. So jedenfalls läuft es oft auf kleinen wie auf großen Baustellen.“

Vergleichsweise differenziert liest sich da folgende Mitteilung: „Probleme gibt es sehr häufig mit Architekten (kein Verständnis für Gebäudetechnik), wesentlich weniger Probleme bei Bauingenieuren und Baustatikern). Wenn Herstell- und Betriebskosten von Gebäuden keine Rolle spielen und auch das Haushaltsrecht gedeckt ist, wird der Zielkonflikt Technik / Architektur abgemildert. Aber wo gibt es schon diese Situation?“

(Abb. cci Dialog GmbH) Fazit
Zumindest aus Sicht der Lieferanten und der Anlagenerrichter scheint es bei Planern erhebliche Defizite zu geben: mangelnde Fachkompetenz, kritikloses Verhalten, zu wenig praxisorientierte Planung, mangelndes Verständnis, mangelnde Kommunikationsfähigkeit, mangelnde Selbsterkenntnis. Der VDI sollte dringend eine Arbeitsgruppe zur Qualifizierung und Persönlichkeitsbildung von Planern gründen.
 

Artikelnummer: cci43399

Ein Kommentar zu “Umfrage: Hatten Sie schon Verständigungsprobleme mit Planern oder Architekten?

  1. Gut, dass die Redaktion dieses wunde Kapitel einmal aufgegriffen hat. Man selbst hört ja immer wieder, dass es da Missstände gibt, die auch noch von der HOAI gedeckt werden. Wie immer, wenn sich keine „Freie Marktwirtschaft“ entfalten kann. Mich würde interessieren, welche Probleme es mit Planern in Ländern gibt, die keine HOAI haben.
    Der VDI mit seinem Wissensforum macht schon alles Denkbare, um Planer zu qualifizieren – insbesondere bei komplexer Technik. Ob aber eine extra Arbeitsgruppe da etwas nützt? Dort müssten ja die Betroffenen, also die Bauherren, mitwirken – nun, das wäre etwas für den Fachbereich FM. Aber wirklich zuständig wäre eigentlich der VBI, als Organisation der „(Be-)Ratenden Ingenieure“ (die hier Lesenden sind natürlich von dieser Bezeichnung ausgenommen). Ob die „betroffene Industrie“ da wirklich Interesse an Besserung – also an technisch versierten Planern – hat, wage ich zu bezweifeln. Das auch eigener Erfahrung. So wurde ich bei meinem Wechsel von einem Hersteller ins Ing.-Büro schief angeguckt unter dem Motto „Du planst doch nicht etwa selber? Wer bezahlt denn das?“ Nun, das kann ich nur für die Gebäudeautomation beurteilen, mag aber für viele gelten.

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