Uni Stuttgart: Neue Studie zur Wirksamkeit von Luftreinigern

Luftreinigern in Schulen
Die Stadt Stuttgart hat eine Studie zur Wirksamkeit von Luftreinigern in Schulen in Auftrag gegeben (Abb. © Kzenon/stock.adobe.com)

Am 8. und 9. Juli berichteten der SWR und die Tagezeitung Badische Neueste Nachrichten (BNN) über eine neue, von der Uni Stuttgart durchgeführte, noch nicht veröffentlichte Studie zur Wirksamkeit von Luftreinigern in Klassenzimmern zur Verringerung des Infektionsrisikos. cci Branchenticker fasst die vorab publizierten Ergebnisse der Studie zusammen.

Im Auftrag der Stadt Stuttgart hat das Institut für Gebäudeenergetik und Thermotechnik der Universität Stuttgart die über 200 Seiten starke Studie „Experimentelle Untersuchungen zum Infektionsrisiko in Klassenräumen in Stuttgarter Schulen“ erstellt. Dazu wurde sechs Monate an zehn Stuttgarter Schulen in Experimenten, auch mit Prüfaerosolen, die Wirksamkeit von Sekundärluftreinigern in vorrangig mit Dummies anstelle von Schülern besetzten Klassenräumen überprüft.
Wenn in einem geschlossenen Klassenzimmer Schüler ohne Masken sitzen, beträgt nach 90 min das Infektionsrisiko rund 40 %. Die beste Wirksamkeit zur Verringerung dieses Infektionsrisikos auf rund 10 % haben das Tragen von FFP2-Masken, das Einhalten von Abstand- und Hygieneregeln sowie Corona-Tests. In der Studie wird das Tragen von Masken im Unterricht ausdrücklich befürwortet. Ergänzt um eine Fensterlüftung (Empfehlung: 2,5 min Stoßlüftung alle 20 min), wodurch infolge des Außenluftwechsels auch CO2 und Feuchte aus dem Raum abgeführt werden, sinkt das Infektionsrisiko weiter. Hier kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die durch die Fensteröffnung hervorgerufene Temperaturabsenkung im Raum gering sei und die Raumtemperatur rasch wieder ansteige. Betreibt man zusätzlich noch „Luftreiniger mit hoher Leistung“ in den Räumen (zu dieser Leistung oder Technik gibt es aber bisher keine ergänzenden Informationen), sinke das Infektionsrisiko gegen Null. Zudem können Luftreiniger auch Feinstäube und Pollen abscheiden. Demgegenüber sei aber zu bedenken, dass neben den Kosten für Anschaffung und Betrieb Luftreiniger durch die Luftströmung im Raum möglicherweise Zugerscheinungen hervorrufen können und bei mehreren eingesetzten Geräten der oft hohe Geräuschpegel den Unterricht stören kann.

Auf Basis der Studie kommt die Stadt Stuttgart zu dem Ergebnis, dass eine flächendeckende Ausstattung von Klassenzimmern mit Luftreinigern nicht sinnvoll sei. Jedoch sollten oder könnten besonders in Klassenzimmern, in denen eine Fensterlüftung problematisch ist, Luftreiniger als kurzfristige unterstützende Maßnahme betrieben werden. Die langfristig besser Lösung bestehe aber im Einbau von Lüftungsgeräten mit Außenluft-Fortluftbetrieb und Wärmerückgewinnung.

Anmerkung der Redaktion: Alle diese aus der Studie vorab veröffentlichten Ergebnisse sind LüKK-Fachleuten seit geraumer Zeit bekannt und nicht wirklich neu.

Vor wenigen Tagen hat Baden-Württemberg für Einsätze von Luftreinigern in Schulen und Kitas ein eigenes 60-Mio-€-Förderprogramm beschlossen. Die Entscheidung zur Anschaffung von Luftreinigern und zur Nutzung der Förderung in Höhe von 50 % der Kosten liegt bei den Trägern und Kommunen. Darüber hinaus gibt es auch ein bundesweites Förderprogramm, auf dessen Basis die Kosten für Außenluft-Fortluft-RLT-Geräte in Schulen bis zu 80 % übernommen werden. Dazu gibt es Meldungen in cci Branchenticker unter den Artikelnummern cci131556 und cci131680.

cci132762

3 Kommentare zu “Uni Stuttgart: Neue Studie zur Wirksamkeit von Luftreinigern

  1. Liebe Fachkollegen und liebe Redaktion,
    bevor hier Interpretationen aus der Tagespresse diskutiert werden und anschließend gemutmaßt wird, bitte die Studie lesen oder zumindest die Zusammenfassung. Ich verbiete mir auch Anspielungen in Richtung „wissenschaftlich“ bestätigen. Ich bin gerne bereit den fachlichen Diskurs zu unterstützen.
    Die Studie wurde am Freitag von der Stadt Stuttgart online gestellt. Sie ist zu finden unter:
    https://www.stuttgart.de/studie-luftreiniger

    Ihr
    Prof. Dr.-Ing. Konstantinos Stergiaropoulos
    Lehrstuhl für Heiz- und Raumlufttechnik
    Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung

  2. Herr Geiger,
    danke für Ihre Ausführungen.

    Mir ist es z.B. völlig schleierhaft wie die ganze LüKK über Jahre das Thema CO2 diskutiert und sich in unseren Normen als „geballtes“ Wissen wiederfindet und niemand diskutiert weitere Lösungen, wenn Kinder über 6 und mehr Stunden eine FFP2 Maske tragen müssen.
    Wir verkaufen nun vermehrt Umlufttechnik (keine Frischluft) und niemand diskutiert diese Lösungen. Seid Ihr alle Handlanger der Industrie?
    Werden wir aus unseren Gebäuden und natürlich unseren Schulen Reinräume machen, was für eine naturfeindliche Entwicklung.
    Gibt es noch mehr Experten mit einer eigenen Meinung in der Lükk außer Herrn Geiger?

  3. Solch eine Studie hatte doch nur einen Zweck, nämlich das bisherige Prozedere auch noch „wissenschaftlich“ zu bestätigen. Das ist mir zu weit von der Wirklichkeit.
    Kinder sind keine Dummies, das gesamt Verhalten von Kindern wird hier nicht berücksichtigt. Niemand bleibt ruhig sitzen, Kinder drehen sich immer wieder zur Seite oder nach hinten, Kinder Husten oder Lachen, dabei werden Aerosole nicht idealisiert verteilt. Wie wirksam dann FFP2 Masken sind wird doch überhaupt nicht ansatzweise berücksichtigt. Ebenfalls wird nicht berücksichtigt die Aufstellung und die Luftströmung, die ja je nach Platzverhältnissen völlig anders sein kann. Abgesehen davon dass laut Arbeitsschutzgesetz FFP2-Masken nur relativ kurze Zeit getragen werden dürfen, wird dies überhaupt nicht berücksichtigt und Menschen etwas zugemutet was nicht sein darf.
    Warum wird der hier eingesetzte Luftreiniger nicht näher beschrieben? Das dürfte ja wohl seine Gründe haben. Die zusätzlichen Geräusche von Luftreinigern werden wohl dauerhaft kaum akzeptiert werden und über die Kosten für Energie und vor allem Wartungen (Filterwechsel etc.) spricht hier auch niemand genauso wenig dass ein Filter wenn er nciht rechtzeitig gewechselt wird ein richtiges Problem darstellen kann. Zudem möchte ich an den Leserbrief (aus 14/2020) von Hr. Sven Rentschler (Geschäftsführer des Luftreiniger Herstellers REVEN) erinnern, worin er genau beschreibt was ein Luftreiniger kann und was nicht. Ein Infektionsrisiko auf annähernd 0% zu vermindern ist doch stark idealisiert und hat für mich nur einen Zweck: Ein Stück Papier auf das ich mich berufen kann für welche Zwecke auch immer.

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