- AA 1 Kryotechnik: Hohe Heliumpreise behindern die Forschung
- AA 2 Grundlagen und Stoffe: Weiterhin messen, messen, messen
- AA 3 Anlagen und Komponenten: Fokus auf Sektorenkopplung
- AA 4 Kälteanwendung: Wachstumsfeld Rechenzentren
- AA 5 Klimatechnik: Schwache Baubranche sorgt für depressive Stimmung
- AA6: Wärmepumpenanwendung: Mythen über Wärmepumpen ausgemerzt
- Vorstandswahl von drei Obmännern
Neben Vorstandswahlen standen die Berichte aus den sechs Arbeitsabteilungen (AA) im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Vereins (DKV), Hannover, am 19. November 2025 in Magdeburg. cci Wissensportal war vor Ort und fasst das Wichtigste zusammen.

AA 1 Kryotechnik: Hohe Heliumpreise behindern die Forschung
Für die AA 1 „Kryotechnik“ nannte es Obmann Prof. Christoph Haberstroh (Technische Universität Dresden) einen Lichtblick, dass der „abstrus hohe Preis von Helium als Kältemittel“ von bis zu 30 €/l jüngst um knapp 30 % gesunken sei. Zur Einordnung sagte Haberstroh: „Ein Doktorand in der Kryotechnik braucht pro Woche etwa 100 l Helium für seine Forschungsarbeit.“ Folge der hohen Kosten sei das Ausweichen auf geschlossene Kleinkühler-Systeme. Diese hätten jedoch schlechte Wirkungsgrade, was die Forschung nicht unbedingt einfacher mache.
Dem zum Trotz wusste Haberstroh über (langsame) Fortschritte bei Großprojekten wie der Teilchenbeschleunigeranlage FAIR GSI in Darmstadt, dem ITER-Fusionsreaktor in Cadarache/Frankreich und der europäischen Spallationsquelle ESS in Lund/Schweden zu berichten. Dagegen sei hierzulande das Thema Flüssigwasserstoff vom Shootingstar zum Sorgenkind mutiert. „Die Goldrauschstimmung ist einer Depression gewichen“, so Haberstroh.
AA 2 Grundlagen und Stoffe: Weiterhin messen, messen, messen
„Kein Drama, keine Eruption.“ So beschrieb anschließend Prof. Stephan Kabelac (bis März 2025 Leibniz Universität Hannover) als Obmann die Situation in der AA 2 „Grundlagen und Stoffe der Kälte- und Wärmepumpentechnik“. Bei der Betrachtung der Wärmeübertragung sei weiter Fleißarbeit gefragt. Vorausberechnungen seien noch immer nicht möglich, das Berechnen von Temperaturfeldern sei extrem aufwändig. „Wir messen, messen, messen“, sagte Kabelac. Das umso mehr, als es mit der Additiven Fertigung jede Menge neuer Geometrien gebe. Helfen könne hier künftig Künstliche Intelligenz (KI).
Erste Erfolge in diese Richtung bieten laut Kabelac Programme wie Unifac 2.0 zur Vorausberechnung von Stoffdaten durch Machine Learning beziehungsweise KI. Als Anwendungsgebiet nannte er beispielsweise umkehrbar betreibbare Wärmepumpen, bei denen der Verflüssiger auch als Verdampfer arbeitet und der Verdampfer auch als Verflüssiger. „Die Optimierung entsprechender Wärmeübertrager mit Doppelfunktion ist mit viel Aufwand verbunden“, sagte Kabelac und erfordere enorme Rechenleistung.
AA 3 Anlagen und Komponenten: Fokus auf Sektorenkopplung
Für die AA 3 „Anlagen und Komponenten der Kälte- und Wärmepumpentechnik“ konstatierte Obmann Michael Hendriks (Rivacold CI GmbH, Fellbach): „Immer mehr Unternehmen arbeiten an und mit Komponenten für natürliche Kältemittel wie Propan und CO2.“ Im nächsten Schritt solle der Fokus auf die Sektorenkopplung gerichtet werden. Die Vernetzung von Strom-, Wärme- und Prozessströmen biete noch jede Menge ungenutztes Potenzial, Klimaziele zu erreichen. Fernzugängen, Fernwartung und Digitalisierung komme dabei eine entscheidende Rolle zu. „Speziell CO2-Anlagen brauchen intensive Betreuung“, sagte Hendriks. Herausfordernd sei, die Technik trotz steigender Komplexität einfacher zu machen – nicht zuletzt, um dem zunehmenden Mangel an Fachkräften etwas entgegenzusetzen. In Zukunft seien daher vermehrt KI-Anwendungen zu erwarten
AA 4 Kälteanwendung: Wachstumsfeld Rechenzentren
Für die AA 4 „Kälteanwendung“, berichtete Obmann Dr. Nicholas Lemke, Geschäftsführer der TLK-Thermo GmbH, Braunschweig, und Arbeitsgruppenleiter am Institut für Thermodynamik (ift) der TU Braunschweig, dass viele der bereits zuvor genannten Trends und Entwicklungen auch für Kälteanwendungen gelten. So zum Beispiel die Potenziale der systemischen Sektorenkopplung und von KI. Was den Einsatz natürlicher Kältemittel angehe, seien Supermärkte ganz weit vorn – sowohl bei Bestandsanlagen (etwa 75 %) als auch bei neuen Märkten, in denen beinahe nur noch natürliche Kältemittel im Einsatz seien, allen voran CO2.
Als Wachstumsfeld mit enormem Potenzial für Kälteanwendungen nannte Lemke Rechenzentren und verwies als aktuelles Beispiel auf das 11-Mrd.-Euro-Projekt der Schwarz-Gruppe, die als größte Einzelinvestition in er Geschichte der Muttergesellschaft von Lidl, Kaufland und vielen weiteren Unternehmens in Lübbenau/Spreewald ein 200-MW-Rechenzentrum errichtet. „Und das nicht zuletzt angesichts von F-Gase-Verordnung und PFAS-Diskussion zu Recht mit der Verpflichtung zur Nutzung der Abwärme aus der Kälteerzeugung“ wie Lemke betonte.
AA 5 Klimatechnik: Schwache Baubranche sorgt für depressive Stimmung
Von dem zuvor erwähnten Megawatt-Projekt im Spreewald verspricht sich auch Christian Friebe, Obmann der 2024 als eigene Arbeitsabteilung ausgegliederten AA 5 „Klimatechnik“ Impulse. Aber darüber hinaus sieht die Realität nach den Worten des stellvertretenden Hauptabteilungsleiters des Bereichs Luft- und Klimatechnik am Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK), Dresden, anders aus: „Die Klimatechnik hängt stark an der Baubranche. Entsprechend depressiv ist derzeit die Stimmung“, sagte Friebe und richtete zugleich „eine Liebeserklärung“ an die Menschen hinter der Gebäudetechnik. „Denn die beeinflussen mit ihrer Arbeit maßgeblich den Energiebedarf“, so Friebe. Dabei seien Gebäude zunehmend nicht mehr nur Energiekonsumenten, sondern auch Energieproduzenten.
Als aktuelle Herausforderungen der AA Klimatechnik zählte Friebe auf: Klimaerwärmung, Rauluftqualität und thermische Behaglichkeit, Ästhetik, Design, Energiebedarf, Akustik und adaptive Systeme. Konzeptionell gelte es, den Blick auch auf passive und freie Kühlung, natürliche Lüftung sowie personifizierte Lüftung zu richten. Friebe rief die Teilnehmer der Mitgliederversammlung auf, dazu Themenvorschläge einzubringen.
AA6: Wärmepumpenanwendung: Mythen über Wärmepumpen ausgemerzt
Das Motto „Ladies first“ missachtend kam es Prof. Christiane Thomas (Technische Universität Dresden) als Obfrau der AA 6 „Wärmepumpenanwendung“ zu, als letzte aus den DKV-Arbeitsabteilungen zu berichten. „Stück für Stück steigend sind die Absatzzahlen von Wärmepumpen motivierend“, richtete sie zunächst den Blick auf den Markt und sagte, dass lange Zeit grassierende Mythen über Wärmepumpen ausgemerzt seien. „Darüber müssen wir eigentlich nicht mehr reden“, so Thomas. Allerdings wünschte sie sich einmal mehr, dass die internationale wie nationale Politik (EU und Bund) Planer, Installateure und Endkunden weniger verunsicherten, sondern vielmehr für Klarheit sorgten.
Technologisch begrüßte Thomas, dass der Einsatz natürlicher Kältemittel zunehmend auch bei Großwärmepumpen angestrebt werde. Dass man dabei auf dem Weg von der Simulation hin zur Felddatenanalyse ist, sei ein „schönes Statement“. Unabhängig von der Art des Kältemittels und der Wärmeleistung müsse der Blick nun vermehrt auf die Schnittstelle Elektroenergieversorgung – Wärmepumpe gerichtet werden. „Der netzdienliche Betrieb ist ernst zu nehmen“, so Thomas. Bezüglich des Potenzials von KI im Bereich von Wärmepumpenanwendungen sagte Thomas: „Wir brauchen Ingenieure, die verstehen, was sich hinter den Daten von KI verbirgt“. Eine Position, der sicher auch ihre Vorredner zustimmen.
Vorstandswahl von drei Obmännern
Im Rahmen der DKV-Mitgliederversammlung 2025 stand neben den Berichten aus den Arbeitsabteilungen die Vorstandswahl von drei Obmännern auf dem Programm:
- Arbeitsabteilung 1 „Kryotechnik“: Obmann Prof. Christoph Haberstroh (Technische Universität Dresden) wurde bestätigt.
- Arbeitsabteilung 2 „Grundlagen und Stoffe der Kälte- und Wärmepumpentechnik“: Prof. Stefan Elbel (TU Berlin, Fakultät III, Institut für Energietechnik) folgt als Obmann auf Prof. Stephan Kabelac (ehemals Leibniz Universität Hannover), der im März dieses Jahres in Ruhestand gegangen ist.
- Arbeitsabteilung 3 „Anlagen und Komponenten der Kälte- und Wärmepumpentechnik“: Prof. Robin Langenbach (Hochschule Karlsruhe, Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik, Institut für Kälte- Klima- und Umwelttechnik) folgt als Obmann auf Michael Hendriks (Rrivacold).
Die beiden Obmänner der AA 4 und 5 sowie Prof. Christiane Thomas als Obfrau der AA 6 standen nicht zur Wahl. Jedoch wurde mit Dr. Holger Neumann der Altvorsitzende zum neuen Vorsitzenden gewählt (siehe cci310692).
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