Ausbau der Praxisorientierung gefordert

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Am 17. März stellten der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) und die Stiftung Mercator in Berlin die gemeinsame Studie „15 Jahre Bologna-Reform: Quo vadis Ingenieurausbildung?“ vor.

(Abb. VDI) Im Mittelpunkt der Studie stand die für Deutschland erste Stakeholder Befragung unter Studierenden, Absolventen, Hochschullehrenden und Führungskräften aus der Wirtschaft zur Umsetzung der Bologna-Reformen im Bereich der Ingenieurwissenschaften.
Wie gut können die deutschen Hochschulen inzwischen mit den Bologna-Anforderungen umgehen? Wie gut vorbereitet sind die Studierenden auf die Ingenieurausbildung? Die Ergebnisse der Studie in Kürze:

  • Verbesserungsbedarf in der Berufsvorbereitung: Bei 43 % der Bachelor- und 37 % der Master-Studierenden vermissen Arbeitgeber Praxiskenntnisse stark bis sehr stark. Genau diese Kenntnisse sind aber für Unternehmen zu 48 % für eine Einstellung entscheidend.
    Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer, sieht als Konsequenz Handlungsbedarf: „In der Ingenieurausbildung muss die Praxisorientierung weiter ausgebaut werden.“ Die Studie bewerte für den Berufseinstieg Praxissemester und -module der Fachhochschul-Studiengänge ebenso positiv wie die dualen Studiengänge.
     
  • 81 % der Unternehmen werten soziale Kompetenzen der Bewerber, ihr Auftreten und ihre Präsentation als wichtig. Laut Studie weisen jedoch Bachelor- und Master-Absolventen diese Kompetenzen nur zu 23 % beziehungsweise 32 % auf.
     
  • Erfolgsmodell duale Studiengänge: Die Hochschullehrenden beurteilen diese praxisnahe Ausbildungsform, bei der die Unternehmen beteiligt sind, zu 72 % als gut bis sehr gut. 69 % der befragten Führungskräfte von Unternehmen geben an, durch duale Studiengänge gute bis sehr gute Nachwuchskräfte gewonnen zu haben.
     
  • Starke Zersplitterung der Studienlandschaft: Fast 25 % der befragten Studierenden weiß nicht, ob er später die Berufsbezeichnung Ingenieur tragen darf. Dieser Missstand liegt am vielfältigen Angebot von spezialisierten Bachelor-Studiengängen und einem fehlenden einheitlichen akademischen Grad für Ingenieurstudiengänge. Der VDI plädiert daher für einheitliche akademische Engineering-Grade.
     
  • Die Hochschulart spielt bei der Einstellung eine geringe Rolle. 64 % beziehungsweise 60 % der Führungskräfte in Unternehmen geben an, bei der Suche nach neuen Kräften keine Präferenz für Bachelor- oder Masterabsolventen von Fachhochschulen oder Universitäten zu haben. Aus Sicht der Fach- und Führungskräfte werden aber zu 42 % beziehungsweise 37 % Absolventen mit breit angelegten Bachelor- oder Master-Studiengängen bevorzugt.
     
  • Mehr Bezug zur Forschung. Selbst bei den Lehrenden der Universitäten geben nur 41 % an, in speziellen Lehrveranstaltungen Forschungsmethoden gut oder sehr gut zu vermitteln. Bei ihren Studierenden sind nur 25 % der Meinung, hier gut bis sehr gut etwa auf eine Promotion vorbereitet zu sein. Eine forschungsorientierte Lehre kann aber ein bedeutendes Element der Praxisorientierung sein.
     
  • Mehr Auslandsaufenthalte: Fast 80 % der Bachelor- und Master-Studierenden verfügen über keinerlei Auslandserfahrung. Über die Hälfte aller Studierenden erhielt in ihrem Studium keine oder kaum die Förderung von Fremdsprachen.

Studiengänge in den Ingenieurwissenschaften im Wintersemester 2014/2015 (ein Studiengang kann mehreren Studienbereichen zugeordnet sein/beinhaltet Grund- und Weiterbildungsstudium) (Quelle: HRK-Hochschulkompass, Archivdaten (Abb. VDI/Stiftung Mercator/VDMA)
Die Studie wurde vom Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH durchgeführt. Befragt wurden 1.300 Studierende der Ingenieurwissenschaften, knapp 400 Hochschullehrende, mehr als 1.400 Fach- und Führungskräfte in Unternehmen sowie gut 250 Absolventen, die kürzlich in den Beruf eingestiegen sind. Die 104-seitige Studie ist unter www.vdi.de herunterladbar. Wir haben uns für Sie durchgeklickt. Mitglieder finden den Direktlink zur Studie auf Seite 2.

Artikelnummer: cci43274

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