Big Data zur Verhaltenssteuerung

Wer über große Datenmengen verfügt, kann Menschen auf subtile Weise manipulieren. Dirk Helbing, Professor für Computational Social Science an der ETH Zürich, hat dafür den Begriff „Big Nudging“ geprägt.

(Abb. © Melpomene/Fotolia.com) Befürworter des Nudgings („Anstupsen“) argumentieren, dass wir Menschen unzulängliche Wesen seien und nicht optimal entscheiden können, was sicherlich wahr ist. Nudging bedeutet nun aber nicht informieren und überzeugen, sondern austricksen: Unsere psychologische Unzulänglichkeiten werden ausgenutzt, um uns zu bestimmten Verhaltensweisen zu bringen. Wenn man beispielsweise Obst in Kantinen prominenter platziert, greifen wir eher zur sogenannten gesunden Kost und nicht zum Schokoriegel, ganz ohne Regeln oder Verbote. Marketing und Werbung setzen schon länger auf solche Tricks.

Im Zeitalter des Big Data werden wir dazu in einer „filter bubble“ (Informationsblase) gehalten: Die Informationen aus dem www werden personalisiert. Mit den oft ohne unser Einverständnis gesammelten persönlichen Daten lässt sich abschätzen, was wir denken und fühlen und wie wir manipuliert werden können. Dies kann dann genutzt werden, durch „personalisierte Informationen“, etwa um uns zu Entscheidungen zu bringen, die wir sonst nicht treffen würden, zum Beispiel gesünder oder umweltbewusster leben, aber auch überteuerte Produkte kaufen oder solche, die wir nicht brauchen, oder unsere Stimme einer bestimmten Partei geben. Man kann sich auch eine staatliche Steuerung des Big Nudging vorstellen, dann sind wir schon fast beim großen Bruder. Mit entsprechender Manipulation kann zum Beispiel die Demokratie unterlaufen werden. Helbing kommt daher auch zum Schluss: „Dass hierzulande so viele Daten gesammelt werden, dient nicht nur der Sicherheit, sondern auch zur Beeinflussung unseres Verhaltens.“

In diesem Sinne bis nächsten Donnerstag.

Artikelnummer: cci39989

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