Neue gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz, steigender Energiebedarf durch KI-Anwendungen und der Fokus auf Nachhaltigkeit beschäftigen derzeit die Betreiber von Rechenzentren. Prior 1-Geschäftsführer Tobias von der Heydt nennt sechs Rechenzentrum-Trends für 2025, darunter effiziente Kühlung und modulare Bauweisen.
Der Markt für den Bau und Betrieb von Rechenzentren steht nach Ansicht von Tobias von der Heydt, Geschäftsführer der auf Planung, Bau und Ausstattung von Rechenzentren und Serverräumen spezialisierten Prior 1 GmbH, St. Augustin, unter enormem Innovationsdruck. Laut von der Heydt treibt die wachsende Verbreitung von KI-Anwendungen die Anforderungen an Rechenleistung und Effizienz rasant in die Höhe. „Gleichzeitig fordert der Gesetzgeber mit neuen Vorgaben wie dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG) eine klare Reduktion des Energieverbrauchs und eine nachhaltige Ausrichtung der Infrastruktur. Hinzu kommen steigende Erwartungen an die Cybersicherheit und Resilienz der Systeme“, hebt von der Heydt hervor. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, setzen Betreiber auf fortschrittliche Kühlungslösungen, modulare Bauweisen und die konsequente Nutzung regenerativer Energien, so der Prior 1-Geschäftsführer.
Für 2025 definiert von der Heydt folgende Rechenzentrum-Trends:
– Trend 1 „Steigende Rechenleistung“: Die Zunahme von KI-Anwendungen treibt die IT-Infrastrukturen in Rechenzentren an ihre Leistungsgrenzen. Moderne GPU-Prozessoren erfordern große Energiemengen und produzieren dabei erhebliche Abwärme. Luftgekühlte Systeme stoßen dabei an ihre Grenzen – zukünftig wird sich Direct Liquid Cooling (DLC) weiter etablieren. Durch den direkten Einsatz von Wasser oder speziellen Kühlflüssigkeiten wird die entstehende Wärme abgeführt und die Performance der Systeme sichergestellt.
– Trend 2 „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz“: Neue gesetzliche Vorgaben, allen voran das EnEfG, setzen klare Rahmenbedingungen für Energieeinsparung und nachhaltige Betriebsführung. Ein wesentlicher Schlüssel (wozu?) liegt in der nachhaltigen Energieversorgung, zum Beispiel durch den Einsatz regenerativer Energien wie Solar-, Wind- oder Wasserkraft. Ergänzend dazu gewinnt moderne Speichertechnik an Bedeutung. Hinzu kommt die Nutzung der entstehenden Abwärme zur Beheizung von Gebäuden, zur Unterstützung industrieller Prozesse oder für städtische Wärmenetze.
– Trend 3 „Energieverfügbarkeit“: Durch den wachsenden Energiebedarf sind die Netzkapazitäten vielerorts bereits ausgereizt. Große Rechenzentren orientieren sich daher an Regionen, die eine stabile Energieversorgung und ausreichende Leistungsreserven garantieren. Darüber hinaus setzen immer mehr Rechenzentrumsbetreiber auf eigene Energiequellen, beispielsweise durch Solaranlagen auf dem Gelände oder lokale Partnerschaften mit Erzeugern regenerativer Energien.
– Trend 4 „Modulares Bauen“: Steigende Baukosten und begrenzte Flächen erfordern Bauweisen, die wirtschaftlich und zukunftssicher sind, wie modulares und serielles Bauen. Im Mittelpunkt stehen vorgefertigte Module, die unter kontrollierten Bedingungen gefertigt und direkt zur Baustelle geliefert werden, für eine Verkürzung der Bauzeit und Kosteneinsparungen. Weiterer Vorteil ist die Skalierbarkeit: Neue Module lassen sich nahtlos in bestehende Infrastrukturen integrieren, wodurch Erweiterungen ohne Störung des laufenden Betriebs umgesetzt werden können.
– Trend 5 „Baustoffe der Zukunft“: In Deutschland und der EU gibt es konkrete Bestrebungen, die Erstellung einer CO₂-Bilanz für Neubauten verpflichtend zu machen. Damit rücken sowohl die Wahl der Baustoffe als auch die Bauweise stärker ins Zentrum der Nachhaltigkeitsstrategien. Ein Hebel ist der Einsatz von Materialien wie Holz oder recycelter Stahl, die im Vergleich zu Beton und Stahl eine bessere CO₂-Bilanz aufweisen. Zudem entwickeln Hersteller Materialien, die speziell auf die Bedürfnisse des Rechenzentrumsbaus ausgerichtet sind.
– Trend 6 „Edge- und On-Premise-Rechenzentren“: Der Bedarf an schneller und zuverlässiger Datenverarbeitung wächst rasant. Kleine, standardisierte Edge-Rechenzentren, die oft in modularen Einheiten wie Containern realisiert werden, gewinnen weiter an Bedeutung. Sie ermöglichen die dezentrale Verarbeitung kritischer Daten und Anwendungen direkt vor Ort und reduzieren damit Latenzzeiten auf ein Minimum. Edge- und On-Premise-Rechenzentren übernehmen daher eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen großen Cloud-Rechenzentren und den Endanwendungen.
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